Abi, und dann? Gespräch mit drei Abiturienten
Zwölf bzw. 13 Jahre haben sie die Schulbank gedrückt, jetzt trennen sich ihre Wege. So vielseitig wie die Abiturienten selbst sind auch ihre neuen Wege, die sie einschlagen wollen. Drei Beispiele.
Tobias Fischbachs Augen glänzen, wenn er von seinem Studienplatz berichtet. Der Abiturient der Gesamtschule Velbert beginnt im September ein trinationales Bachelor-Studium in Physik.
Ein Jahr wird er im französischen Nancy studieren, ein weiteres in Luxemburg und ein drittes in Saarbrücken. Damit ist er einer von nur sechs Studenten, die im Wintersemester dieses Studium aufnehmen. „Damit erfülle ich mir einen Kindheitstraum. Denn als ich in der sechsten Klasse zum ersten Mal französisch hatte, stand schnell fest: Ich möchte in dieser Sprache studieren.“ Ein bisschen Überzeugungsarbeit bei seinem Vater musste Fischbach schon leisten, aber die Aussicht auf gleich drei Bachelor-Abschlüsse gab den Ausschlag für das Okay der Eltern, die das Studium ihres Sohnes finanzieren. Jetzt ist der 19-Jährige auf der Suche nach einem Platz im Studentenwohnheim.
Nico Schmidt hat gerade sein Abitur am Nikolaus-Ehlen-Gymnasium gemacht und war froh, dass sein weiterer Weg schon früh feststand. „Ich habe im Januar meine Zusage für den Ausbildungsplatz bekommen. Diese Sicherheit hätten sich viele meiner Mitschüler gewünscht“, weiß der 19-Jährige. Er wird eine Lehre zum Bankkaufmann bei der Sparkasse in Wuppertal absolvieren und bleibt zunächst bei seinen Eltern wohnen. „Manche sagen, das sei spießig. Aber ich finde den Beruf vielfältig und gut.“
Anfangs hatte Schmidt überlegt: „Soll ich ein duales Studium anstreben oder lieber eine Ausbildung?“ Diese Entscheidung wurde ihm aus der Hand genommen, als die Zusage kam. „Bei der Sparkasse Wuppertal gibt es kein duales Studium. Dort absolviert jeder erst eine Ausbildung und kann auf Wunsch ein Studium anschließen. Das hat mir gefallen.“
Moritz Weßling zieht es hinaus in die weite Welt. Nachdem der 18-Jährige sein Abitur am Gymnasium Langenberg bestanden hat, will er nun für ein Jahr „Weltwärtsdienst“ nach Kenia. In Lwak wird er bei einem „Father“ (Pastor) wohnen und hat die Möglichkeit, an verschiedenen Schulen, Kitas oder im Krankenhaus zu arbeiten, ähnlich einem Freiwilligen Sozialen Jahr. „Kenia erschien mir ideal, weil es sich um ein englischsprachiges Land handelt, in dem ich mich frei bewegen kann“, schildert Weßling. Letzteres wäre beispielsweise in Südafrika nicht möglich gewesen.
Den Beweggrund, der Heimat für ein Jahr den Rücken zu kehren, erklärt der 18-Jährige so. „Nach zwölf Jahren Schule wollte ich nicht gleich ins nächste Schulsystem. Ich gönne mir dieses Jahr, um mal rauszukommen und die Welt aus einfacheren Augen zu sehen.“ Seine Eltern, die ebenfalls Zeit im Ausland verbracht haben, zeigten viel Verständnis für diesen Wunsch und unterstützten ihren Sohn von Anfang an. „Was aber nicht heißt, dass beim Abflug nicht auch die eine oder andere Träne fließt.“
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