Ab in den Untergrund!

Auf geht´s in den Wiener Untergrund. Foto: Michel
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WIEN. Um vier Uhr morgens wurden wir durch einen ohrenbetäubenden Lärm geweckt. Der Holländer, unser „Mitbewohner“, konnte sich wohl nicht früh genug zur Abreise fertig machen. Mit den Worten „Tschüss Jungens“´!“, kehrte er uns den Rücken und war weg. „Endlich allein“, dachten wir uns, aber weit gefehlt. Nur wenige Stunden später stand bereits der nächste Störenfried auf der Matte, der sich aber als netter und kommunikativer Australier herausstellen sollte. Nachdem wir uns also einander vorgestellt hatten, rief zunächst das Frühstück.
Gesättigt ging es dann auf Entdeckungsreise in der Wiener Altstadt. Zunächst begutachteten wir die Wiener Oper. Das allerdings nur von außen, Zutritt wurde nur im Rahmen einer Gruppenführung, gesalzene Preise natürlich inbegriffen, angeboten. Also wandten wir uns schnell wieder ab und suchten die Hofreitschule auf. Auch hier ein ähnliches Spiel. Gucken ja, reingehen nein. Zutritt ist nur Mitarbeitern der Reitschule gestattet. Also begnügten wir uns mit einem kleinen Spaziergang rund um den Gebäudekomplex. Dann ging es mit der Tram ins Zentrum Wiens, zum großen Stephansdom. Da er sich als überaus überlaufen entpuppte, verweilten wir auch dort nicht lange. Wohlverdiente Ruhr fanden wir erst im Prater, einem der größten Parks Wiens. Nach über drei Stunden Entspannung in der grünen Lunge der Stadt, machten wir uns auf den Rückweg. Für den Abend musste ja noch eine geeignete Bar gefunden werden, schließlich galt es den Bundesligaauftakt nicht zu verpassen.
Nach langer Suche fanden wir eine australische Kneipe, die unseren Ansprüchen genügte: Leckeres Bier, humane Preise und, das Wichtigste, Sky-Empfang.
Nach einem zufriedenstellenden Auftritt des Meisters gegen den HSV, das 3 zu 1 sei hier nochmals ausdrücklich erwähnt, ging es dann zurück ins Hostel.
Müde fielen wir in unsere Betten, doch die Ruhe sollte nicht lange währen. Mit einer mörderischen Lautstärke kam der Australier mitten in der Nacht von seiner Feier-Tour. Nach einer ausgiebigen Dusche legte er sich schlafen. Für uns war an selbigen nicht mehr zu denken. Das Schnarchen war einem Sägewerk gleichzusetzen, das Hochkonjunktur hat.

Nach wenigen, und schlechten, Stunden des Schlafes wachten wir dann schließlich um neun Uhr am nächsten Tag ziemlich gerädert auf. Doch schnell war der Schlaf aus den Augen gerieben. Das Ziel für den heutigen Tag war das Hotel Sacher mit seiner weltberühmten Torte. So fanden wir uns wenige Minuten Fußmarsch später vor dem Hotel wieder. Zutritt erhielten wir allerdings nur zum angrenzenden Café Sacher, da unsere Kleidung, kurze Hose und T-Shirt, nicht ganz den Anforderungen des Hotels entsprachen.
Nichtsdestotrotz konnten wir uns dann aber über ein schönes Stück Sachertorte freuen – eine Geschmacksexplosion, die sich auch auf der Rechnung fortsetzt. So ist ein Stück der cremigen Köstlichkeit mit saftigen 4,50 Euro dotiert. Als Abiturient stellt man da schon mal gern eine Modellrechnung auf:
Das Café Sacher hat circa 100 Sitzplätze und von zehn Uhr morgens bis 24 Uhr abends. Der Verzehr an Sachertortenstücken kann also schätzungsweise mit, bei einer durchschnittlichen Tischbelegung durch einen Gast von einer halben Stunde, mit 200 Stücken in der Stunde beziffert werden. So ergibt sich ein Verzehr von 2800 Tortenstücken am Tag. Multiplizieren wir diese Summe mit der Anzahlt der Öffnungstage, 365 abzüglich gesetzlicher Österreichischer Feiertage, so erhalten wir einen näherungsweisen Wert von 705600 verzehrten Stücken im Jahr. Das macht, bei einem Preis von 4,50 Euro pro Stück, einen Umsatz von 3,175200 Millionen Euro, und das nur durch den Verkauf von Tortenstücken. Hinzu kommen die Einnahmen aus den anderen drei Kaffeehäusern in Salzburg, Innsbruck und Graz sowie die Einnahmen aus den beiden Hotels in Wien und Salzburg, zuzüglich des Erlöses durch den Versand der Tortenspezialität – ein Vermögen!
Neben dieser schockierenden Offenbarung gestaltete sich der Tag als ausgesprochen ruhig. Ein weiteres Highlight folgte jedoch am Nachmittag. So nahmen wir an einer Führung durch die Wiener Kanalisation statt. Für alle Filmfreunde sei nun erwähnt, dass an diesem Ort der Film der dritte Mann gedreht worden ist.
Nach diesem kleinen, aber sehr interessanten Exkurs, machten wir uns dann auf den Weg zurück in unser Hostel. Morgen stand die Weiterreise nach Budapest auf der Tagesordnung und so gingen wir früh schlafen, um genug Erholung für die kommende achtstündige Zugfahrt zu tanken.

Das Motto der beiden Tage: Mit Holland aufgewacht, mit Australien eingeschlafen, ist ja ne Welt- und keine Europareise mehr.

Nächste Woche Freitag, 6. Januar, folgt dann der Reisebericht über unseren Aufenthalt in Budapest.

Autor:

Christian Michel aus Velbert

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