Noch 15 Tage bis zur WM: Die Aura des Torwarts
Von Jörg Vorholt
13. Juli 2014, es ist die 47. Minute, als der deutsche Traum vom 4. Stern beinahe platzt. Superstar Lionel Messi wird halblinks in den deutschen Strafraum geschickt, Mats Hummels ist zu weit weg, Jerome Boateng versucht noch nachzusetzen. Doch dann schießt Messi schon aus 14 Metern. Er zielt genau, zu genau und verfehlt das lange Eck um wenige Zentimeter. Was das mit der Aura eines Torhüters zu tun hat? Alles!
Wenn es auf einer Position fast nie ein Problem in der Deutschen Nationalmannschaft gab, dann war es die des Torwarts. Ob Toni Turek, Sepp Maier, Toni Schumacher oder Oliver Kahn und viele mehr, sie wurden Fußballgötter oder zum Titan. Sie führten Deutsche Mannschaften zum Titel oder zumindest in ein Endspiel, in das sie ohne diese herausragenden Keeper nie eingezogen wären. Sie hatten es erreicht, dass die gegnerischen Stürmer teilweise regelrecht Angst bekamen, wenn sie ihnen gegenüberstanden. Selbst der beste Stürmer, ob Puskas, Cruyff oder Maradona, weiß, dass es etwas Besonderem bedarf, um diese Torhüter zu überwinden. Als Toni Schumacher im Endspiel 1986 eine Flanke zum 0:1 unterläuft, verliert er genau diese Ausstrahlung und hält gefühlt in diesem Endspiel keinen einzigen Ball. Deutschland verliert prompt 2:3.
Manuel Neuer: In Topform kaum zu überwinden
Manuel Neuer hat diese Aura im Jahr 2014. Einzigartig sein Spiel gegen Algerien, das Deutschland wahrscheinlich mit jedem anderen Torwart verloren hätte. Überragend seine Reaktion in der Schlussminute gegen Benzema, Frankreich ist geschlagen. Was dies bedeutet, spüren Fußballer in der 21. Minute des Endspiels, als Higuain eine Rückgabe von Kroos aus 16 Metern freistehend völlig überhastet kläglich neben das Tor setzt.
Die Aura des Welttorhüters zwingt Messi in die Knie
Dann kommt der Weltfußballer. Zwischen ihm und dem Titel steht nur noch Manuel Neuer. Normalerweise läuft Messi in einer solchen Szene noch zwei bis drei Meter, Boateng wird ihn im Strafraum ohne das Risiko eines Elfmeters und Platzverweises nicht mehr ernsthaft stören können. Normalerweise legt er den Ball von dieser Position aus im Schlaf ins lange Eck. Doch nicht an diesem Tag. Messi weiß, dass er Neuer vor sich hat. Dass alles passen muss. Das reicht für die entscheidende minimale Verunsicherung. Er verfehlt. Alleine durch seine Präsenz schlägt Neuer Messi, ohne den Ball berühren zu müssen. Die Aura des Welttorhüters zwingt den besten Fußballer der Welt in die Knie. Knapp 90 Minuten später ist Deutschland Fußballweltmeister.
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