Leben retten ist harte Arbeit
Kalifornien, an einem heißen Nachmittag. Über den strahlend weißen Sand läuft ein muskulöser junger Mann, um eine aufreizend hübsche Badenixe aus den tosenden Fluten zu retten. Sein Körper strahlt vor Muskeln und Männlichkeit. Doch was uns Hollywood da vormacht, entspricht nicht der Realität.
Auch in Deutschland werden Leben gerettet – auf ganz normale Weise, von ganz normalen Menschen. Strände und Seen gibt es in der Schlüsselstadt nicht gerade zu Hauf, und so trainieren die Rettungsschwimmer der Velberter DLRG-Staffel im Parkbad, was bei den frostigen Temperaturen draußen sicherlich kein Nachteil ist.
Also weder kalifornischer Strand noch Sonne und erst recht keine Hollywoodfrau, die man aus dem Wasser retten muss. ‚Schade‘, denke ich mir und erlebe gleich darauf die nächste Überraschung. Ich werde sofort mit ins Wasser genommen, soll alle Übungen mitmachen. „Jeder kann Rettungsschwimmer werden, dazu gehört keine besondere Begabung“, sagt Ralf Rodloff, der bei der DLRG Velbert für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig ist.
Gesagt, getan. Schon bin ich im Wasser und mühe mich ab, den Badenixenersatz, einen etwa 75 Kilogramm schweren, arm- und beinlosen Dummy, zu retten. Und ich merke schnell, dass das keine leichte Aufgabe ist. „Man muss darauf achten, dass man dem Dummy, der ja eine zu rettende Person verkörpert, nicht den Mund oder Kehlkopf zudrückt. Gleichzeitig muss der Kopf sich immer über dem Wasser befinden“, erklärt mir Rodloff.
Nachdem ich mich also eine Bahn lang mit dem Dummy abgemüht habe, kommt es zur nächsten Übung. Denn, so erfahre ich, es wird nicht nur für den Ernstfall trainiert, sondern auch für Turniere, die die DLRG deutschlandweit ausrichtet.
„Es gibt insgesamt vier Disziplinen, die in Einzel- und Mannschaftswertung aufgeteilt sind“, sagt Claudia Lüdtke, Rettungsschwimmerin der Velberter DLRG-Ortsgruppe. So gibt es neben der Puppenrettung auch die Rettungsstaffel. Hier gilt es, unter einem 80 Zentimeter tiefen Hindernis, das sich auf der 50 Meter langen Bahn befindet, hindurchzuschwimmen, dann an der Wand anzuschlagen und das Hindernis auf dem Rückweg erneut zu passieren.
Für mich, als Laien, gestaltet sich das mehr als anstrengend. Da ich meine Sportlichkeit zur Schau stellen will, schwimme ich so schnell unter dem Hindernis hindurch, dass mir auf dem Rückweg fast die Puste ausgeht. „Im Einzelwettkampf muss der Schwimmer diese Strecke viermal überwinden“, betont Rodloff. Und so wird mir klar, dass viel Arbeit dazugehört, Rettungsschwimmer zu sein.
„Wir trainieren zweimal in der Woche intensiv“, sagt Lüdtke. Neben den Schwimmfähigkeiten verfügen alle Rettungsschwimmer natürlich über eine Erste-Hilfe-Ausbildung, manche haben sogar Sanitätskurse belegt.
Zu Einsätzen in Velbert kommt es allerdings selten. „In Velbert gibt es nur wenige Stellen, an denen Badegäste geschützt werden müssten. Wir werden aber bundesweit eingesetzt. Ich gehe in diesem Jahr nach Cuxhaven“, hebt Rodloff hervor.
Kein Baywatch in Sicht also - die Nordseeküste ist der kalifornische Strand der Velberter Lebensretter.
Autor:Christian Michel aus Velbert |
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