Zu schwerer Schulranzen belastet die Wirbelsäule
Rückenschmerzen zählen zu den häufigsten Gesundheitsproblemen in Deutschland. Selbst Kinder klagen über Rückenleiden. Sind die Ursachen muskulärer Natur, können Eltern einige Tricks beachten, um Haltungsschäden vorzubeugen.
Heute in zwei Wochen geht für die Kinder und Jugendliche aus Nordrhein-Westfalen der Schulalltag wieder los. Um Bücher, Hefter, Pausenbrot & Co ordentlich transportieren zu können, gehört ein Schulranzen oder Rucksack zum wichtigsten Begleiter auf dem Weg zur Schule. Doch oft birgt dieser Gefahren für die junge Muskulatur. Fast die Hälfte aller Schulkinder hat eine Haltungsschwäche, bedingt durch eine zu schwache Bauch- und Rumpfmuskulatur. Ursächlich hierfür ist in der Regel ein Bewegungsmangel. Eine solche Haltungsschwäche kann durch einen falschen Schulranzen und falsche Schulmöbel in ihren Auswirkungen verstärkt werden.
„Der Knochen ist ein dynamisches Organ, zur Geburt sind erst wenige Teile angelegt und diese werden aus Knorpel oder Bindegewebe zu festem Knochen umgebaut wird. Dieser Prozess ist nach der Pubertät weitestgehend abgeschlossen“, sagt Dr. med. Hans-Gerd Schmitz, Chefarzt der Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie am HELIOS Klinikum Niederberg. Die Knochen von Kindern sind aufgrund des Wachstums anfälliger für Überlastung. Laut der DIN-Norm soll daher die Belastung auf einen Kinderrücken nicht mehr als 10 Prozent des Körpergewichtes betragen. Ab einer höheren Belastung treten Haltungsschäden auf, die im Erwachsenenalter zu Rückenschmerzen führen können. Für den täglichen Weg in die Schule sollten Kinder nicht mehr Bücher und Schulbedarf mitnehmen, als wirklich notwendig. Außerdem sollte der Schwerpunkt des Ranzens möglichst nah am Körper liegen und mit beiden Schulterriemen auf dem Rücken getragen werden, um eine einseitige Belastung zu vermeiden.
„Problematisch sind aber auch Konstitution und Trainingszustand der Kinder, die oftmals unter Bewegungsmangel und Übergewicht leiden. Dies führt zu einer Schwäche der Rumpfmuskulatur und mangelhafter Koordination“, erklärt der Orthopäde. Bewegung sei für die Stärkung der Wirbelsäule, aber auch als Ausgleich zum stundenlangen Sitzen in der Schule enorm wichtig. „Die Muskulatur lässt sich durch Sport trainieren. Dabei ist es egal, mit welcher Intensität dies ausgeführt wird. Klettern, springen, toben oder auch einfach mit den Eltern oder dem Hund spazieren gehen - jede Art von Bewegung ist gut und kann helfen, Haltungsschäden vorzubeugen“, sagt Dr. Schmitz. So kann es auch helfen, den Schulweg lieber zu Fuß oder mit dem Rad zurückzulegen, als mit dem Auto gefahren zu werden. Zusätzlich helfen gezielte Übungen, wie Rumpfbeugen oder Bauchmuskeltraining, um den Rücken zu stärken.
Anhaltende Rückenschmerzen im Kindesalter sind ein Warnsignal und ernst zu nehmen. Die Ursachen sollten immer von einem Orthopäden abgeklärt werden.
Tipps für den richtigen Schulranzen: Achten Sie beim Ranzen auf Größe und Gewicht. Der Schulranzen sollte eng am Körper anliegen, nicht über die Schultern des Kindes hinausragen und mit seiner Oberkante am Nackenansatz abschließen. Achten Sie darauf, dass der Schulranzen komplett auf dem Rücken getragen wird. Die Trägerriemen sollen ausreichend breit (mindestens fünf Zentimeter), gut gepolstert und immer konstant eingestellt sein. Achten Sie darauf, dass Ihr Kind nur die Schulsachen mitnimmt, die es an dem Tag wirklich braucht.
Autor:Andre Tessadri aus Velbert |
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