Erlebnisbericht
Mein Corona-Tagebuch

Eindeutig positiv, der Selbsttest unseres Sohnes. | Foto: Foto: Dabitsch
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  • Eindeutig positiv, der Selbsttest unseres Sohnes.
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Fast genau zwei Jahre nach Pandemiebeginn hat es uns erwischt: Corona-positiv! Ein Erfahrungsbericht.

14. Januar

Beiläufig fragt mein Mann, ob meine Corona-Warn-App auch auf rot steht. Und tatsächlich: Zum ersten Mal überhaupt warnt sie auch mich vor einem Ansteckungsrisiko. Gleich an mehreren Terminen in den vergangenen Tagen soll ich Kontakt zu Infizierten gehabt haben. Schnell gehe ich gedanklich die betreffenden Termine durch: Einmal waren wir im Restaurant essen, ein anderes Mal war ich im Büro. Ich schätze das Risiko als überschaubar ein, warne aber Menschen, die ich in den nächsten Tagen treffen möchte, vor. 

18. Januar

Eltern kennen das: Abends erreicht mich eine Mail der Schule meines Sohnes. Der Pooltest war positiv, was soviel bedeutet wie: Mindestens ein Kind in der Klasse ist positiv getestet worden. Bereits in dieser Mail warnt die Schulleiterin, dass die Labore sehr belastet seien und wir abwarten müssten, ob am nächsten Morgen die Ergebnisse vorliegen.

19. Januar

Um 5.55 trifft die nächste Mail der Schulleitung ein. Die Einzelergebnisse liegen nicht vor, alle Kinder mit Ausnahme der Genesenen müssen zu Hause bleiben. Eine Stunde später klingelt mein Telefon: Eine befreundete Mutter teilt mir mit, dass ihr Sohn derjenige mit dem positiven Testergebnis ist. Blöd nur, dass sich unsere Kinder fünf Tage zuvor verabredet und den Nachmittag zusammen gespielt hatten.

20. Januar

Mein Sohn ist heiser und verschnupft. Er bleibt heute lieber zu Hause. Eine weise Entscheidung, denn sein Zustand verschlechtert sich im Tagesverlauf. Am späten Abend bekommt er Atemnot und bellenden Husten. Das lassen wir lieber im Krankenhaus abklären! Dort wird uns geholfen, aber das Wort "Corona" fällt kein einziges Mal. Seltsam!
Der Pooltest in der Klasse ist wieder positiv. Betrifft mich nicht, zeigt aber, dass Ansteckungen in der Klasse bereits stattgefunden haben. Die Klasse muss am Freitag wieder zu Hause bleiben. 

21. Januar

Gleich morgens fahren wir zum Kinderarzt. Auch hier wird zwar von einem Infekt der oberen Atemwege und einem Pseudo-Krupp-Anfall gesprochen, aber mein Wunsch nach einem PCR-Test wird nicht erhört. Wir sollen zum Testcenter fahren und einen Schnelltest machen, gibt uns die Ärztin mit auf den Weg. Das machen wir sogleich. 20 Minuten später steht fest: Das Kind ist positiv, ich negativ. Wieder bei der Kinderärztin anrufen, um die weitere Vorgehensweise abzusprechen.

Ganz schön lang, die Schlange an der "Probeentnahmestelle" des Kreises Mettmann in Velbert.  | Foto: Foto: Dabitsch
  • Ganz schön lang, die Schlange an der "Probeentnahmestelle" des Kreises Mettmann in Velbert.
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Jetzt sollen wir zu einer Probeentnahmestelle fahren, denn die Praxis nimmt keine PCR-Tests ab. Dort erwartet uns eine lange Schlange, die Omikron-Welle rollt. Schön, mit einem kranken Kind bei 4 Grad draußen zu stehen. Immerhin regnet es nicht. 
Mit jeder Minute des Wartens wächst die Ungeduld. Am Eingang weist ein Schild darauf hin, wer berechtigt ist, einen PCR-Test zu machen: Entweder muss die App auf "Rot" stehen, man muss einen positiven Schnelltest nachweisen oder auf Anweisung des Gesundheitsamtes hier sein. Letzteres fällt wohl aus, aber dazu später mehr. Ich entschließe mich, mich auch testen zu lassen. Die Wahrscheinlichkeit, dass mein Sohn mich angesteckt hat, ist relativ groß. Nach 65 Minuten sind wir endlich dran. Jetzt weiß ich, was Leute meinen, wenn sie sagen, das Stäbchen sei bis zum Gehirn geschoben worden! Mein Sohn ist auch fasziniert: "Der hat fast das ganze Stäbchen in deine Nase geschoben." Jetzt heißt es zu Hause bleiben und warten...

22. Januar

Der kindliche Organismus kämpft gegen das Virus. Erhöhte Temperatur, allgemeine Abgeschlagenheit, Husten und Schnupfen halten an. Immerhin schmerzt der Kehlkopf nicht mehr und auch Atemnot ist nicht wieder aufgetreten. 

23. Januar:

Nach 24 bis 48 Stunden soll das Ergebnis vorliegen, aber so oft ich den QR-Code auch einscanne, der Befund ist "in Bearbeitung". Also machen wir einen Selbsttest zu Hause. Das gleiche Ergebnis wie Freitag: mein Sohn ist positiv, ich negativ. 

25. Januar

Vier Tage nach dem PCR-Test fühle ich mich, als hätte ich was in den Knochen. Zwei Stunden später ist das Ergebnis meines Tests da: positiv! Und das, obwohl ich bis zu diesem Morgen keinerlei Symptome hatte. Der CT-Wert liegt bei knapp 36. Das zeigt, dass ich zum Zeitpunkt des Tests nicht oder kaum ansteckend war. Muss ich trotzdem in Quarantäne bleiben? Ich versuche, das zuständige Gesundheitsamt zu erreichen. Sogleich eröffnet mir eine Bandansage, dass alle Leitungen belegt seien und ich es zu einem späteren Zeitpunkt wieder versuchen solle. Ich entschließe mich zu Penetranz: Lege das Telefon neben meinen Computer, wähle, lege auf, wähle, lege auf. Nach relativ kurzer Zeit, vielleicht nach der fünften Wiederholung, nimmt tatsächlich ein Mitarbeiter ab. Er kann meine Frage beantworten: Beim ersten PCR-Test spielt der CT-Wert keine Rolle, schließlich könne die Infektion sich sowohl gerade aufbauen als auch abklingen. Na gut, dann bleib' ich eben zu Hause.

Ich sollte das Ergebnis in der Corona-Warn-App eintragen, fällt mir ein. Große Überraschung: Wer ein positives Ergebnis dort eingeben will, muss eine Telefon-Hotline anrufen. Heilige Digitalisierung, wann erreichst du Deutschland? Gute 20 Minuten Warteschleife später, habe ich einen Mitarbeiter in der Leitung. Er rattert in atemberaubenden Tempo seine Infos runter und fragt mich nach einer Rückrufnummer. Dort wolle er sich gleich melden und mir meine TAN durchgeben, die ich in der App eintragen muss. Allein... der Rückruf erfolgt nicht. Also wieder in die Warteschleife. 25 Minuten später teilt mir ein anderer Mitarbeiter mit, dass der Kollege wohl einen Zahlendreher hatte, wenn der Rückruf nicht erfolgt sei. Zur Sicherheit gebe ich meine Nummer zweimal durch - meine Lust auf Telefon-Warteschleifen ist erschöpft. Tatsächlich halte ich nach insgesamt einer knappen Stunde diese verflixte TAN in den Händen, der App-Eintrag ist dann ein Klacks. 

Gegen Abend geht es mir wieder gut und endlich folgt das Ergebnis unseres Sohnes. Wie erwartet ist er positiv, der CT-Wert mit 22 deutlich niedriger. Mein Mann und ich nennen ihn liebevoll "unseren kleinen Seuchenvogel". 

Aus der Schule erreichen uns immer weitere Meldungen von infizierten Klassenkameraden. Auch die anderen Jahrgänge sind betroffen. Oftmals sind nur gut 50 Prozent der Schüler im Unterricht. Mehrere Freunde und deren Eltern sind betroffen. Langsam wird es schwierig, die Hausaufgaben zu bekommen, denn die stellen immer Eltern zur Verfügung, deren Kinder am Unterricht teilgenommen haben. 

26. Januar

Mir geht es weiterhin gut, ich habe keinerlei Symptome. Ob's am Booster liegt, den mir meine Hausärztin bereits Anfang Dezember nachdrücklich empfohlen und dann auch verabreicht hat? Ein weiterer Selbsttest verläuft wieder negativ.

Sohnemann schnupft weiter vor sich hin. Bei ihm hatten wir auf die STIKO-Empfehlung warten wollen. Bis heute empfiehlt die STIKO die Impfung ja nur für vorerkrankte Kinder zwischen fünf und elf Jahren. Die Frage nach der Impfung ist jetzt obsolet.

Mein Mann hält sich wacker, lässt sich aber auch testen, sicher ist sicher. 

28. Januar

Eine Woche nach dem Test dürfen sich geboosterte Personen, die seit mindestens 48 Stunden keine Symptome aufweisen, freitesten. Ich zweifele nicht wirklich am Gelingen: Kein Schnell- bzw. Selbsttest hat bei mir angeschlagen - so auch der "Test zur Freiheit" nicht. Ein weiterer Selbsttest beim Sohn zeigt immer noch zwei Striche, also weiterhin "positiv". Zeugnisvergabe verpasst, nicht schlimm. Wird es eben ein paar Tage später abgeholt. 

1. Februar

Die Überlastung der Labore verstärkt sich. Erst heute erhält mein Mann sein negatives Ergebnis - nach sechs Tagen. Damit nicht genug: Das zuständige Gesundheitsamt meldet sich per Standard-Mail, sage und schreibe elf Tage nach der Testung und nach Beendigung meiner Quarantäne, und teilt mir unter Androhung von Vollstreckungsmaßnahmen mit, dass ich "umgehend binnen 24 Stunden" ein Formular zur Selbstregistrierung als positiv getestete Person auszufüllen habe. Liegt seit exakt einer Woche vor, liebes Amt!

Eindeutig positiv, der Selbsttest unseres Sohnes. | Foto: Foto: Dabitsch
Ganz schön lang, die Schlange an der "Probeentnahmestelle" des Kreises Mettmann in Velbert.  | Foto: Foto: Dabitsch
Autor:

Miriam Dabitsch aus Velbert

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