Europäischer Tag des Notrufs

Foto: PR

„Im Notfall muss alles schnell gehen“, weiß Doktor Ingo Wallert, Chefarzt der Zentralen Notaufnahme am HELIOS Klinikum Niederberg. In Deutschland wählen wir bei Notfällen die 110 oder 112. Aber welche Nummer brauchen wir im Ausland? Der Europäische Tag des Notrufs am Samstag, 11. Februar soll darauf aufmerksam machen: Die 112 ist in ganz Europa gültig. Und zwar ohne Vorwahl und ohne Kosten. Wer heute den Notruf 112 wählt, der wird am Telefon nicht allein gelassen, sondern weiter beraten, bis der Rettungsdienst eintrifft, auch bei der Wiederbelebung eines Leblosen. Am Telefon werden zunächst die bekannten W-Fragen gestellt: Wer ruft an? Wo ist etwas passiert? Was ist passiert? Wie viele Verletzte? Welcher Art sind die Verletzungen? In ganz Europa sind Rettungsdienste unter 112 erreichbar. Da viele Menschen nicht wissen, welche Nummer sie im Ausland wählen müssen, gibt es den Europäischen Tag des Notrufs. Hierdurch soll die Bekanntheit der EU-weiten Nummer gesteigert werden. „Das ist sehr sinnvoll“, sagt Doktor Wallert. „Kaum einer weiß, dass die 112 europaweit gilt.“

Nach Absetzen des Notrufs kann der Ersthelfer mit den lebensrettenden Sofortmaßnahmen beginnen. Bei dem sogenannten „Basic Life Support“ geht es darum, im Falle des Falles erst zu prüfen, ob die Person ansprechbar ist. „Atmet sie nicht normal oder gar nicht, ist das Leben akut in Gefahr“, weiß der Notfallmediziner. Danach sollte der Notruf gerufen werden oder eine andere Person wird nachdrücklich aufgefordert, dies zu übernehmen. Damit bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes keine wertvolle Zeit ungenutzt verstreicht, muss sofort mit der Herzdruckmassage begonnen werden, um damit den lebenswichtigen Blutkreislauf aufrecht zu erhalten. Dazu 100 bis 120 Mal pro Minute in der Mitte des Brustbeins tief drücken. Die Überlebenschance wird dadurch verdreifacht.

Warum haben eigentlich viele Menschen große Angst davor, den Notruf zu alarmieren? „Dafür gibt es viele Erklärungen“, so Doktor Wallert. Auf offener Straße, wenn jemand zusammenbricht, oder bei einem Unfall, haben die Deutschen leider oft eine Scheu zu helfen, weil sie Angst haben, etwas falsch zu machen. „Das ist in unserem Land viel ausgeprägter als zum Beispiel in skandinavischen Ländern, wo die Wiederbelebung schon im Kindergarten eingeübt wird.“ Dabei müsse man am Telefon nur dem Sprecher zuhören und die Informationen befolgen. So können Leben gerettet werden.

Zu weiteren lebensrettenden Sofortmaßnahmen zählen:

• Absichern der Unfallstelle
• Retten aus der Gefahrenzone
• Notruf absetzen
• Blutstillung
• Schockbekämpfung
• Herstellung der stabilen Seitenlage

Weitere interessante Fakten zum Notruf: Der Ursprung der Notrufnummern 110 und 112 liegt im Jahr 1956. Im Auftrag der Bundesregierung werden die Nummern in Düsseldorf entwickelt. Es heißt jedoch kurz darauf, das ganze Projekt sei zu teuer. Einer der Entwickler, Doktor Siegfried Steiger ist empört und klagt vor dem Verwaltungsgericht. Chancen auf Erfolg gibt es zwar nicht, aber die Öffentlichkeit wird wachgerüttelt. Der mediale und öffentliche Druck wird so groß, dass am 20. September 1973 die Bundesregierung und die Bundesländer die Durchführung der allgemeinen Notrufnummern beschließen. Hiermit ist Deutschland ein Vorreiter in Europa und auch weltweit.

Autor:

Daniela Brößel aus Velbert

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