Landtagswahl in NRW
Wie Nichtwähler die Wahl beeinflussen

Lasst mich in Ruhe: Die Zahl der Nichtwähler in NRW war bei der Landtagswahl 2017 mit fast 35 Prozent relativ groß. | Foto: Norexy_art auf pixabay
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Keine Lust, kein Interesse, "das ändert eh' nichts": Die Gründe für Menschen in Deutschland, nicht wählen zu gehen, sind vielfältig. Aber welche Folgen hat es, seine Stimme nicht abzugeben? 

Bei der Landtagswahl 2017 in Nordrhein-Westfalen lag die Wahlbeteiligung bei 65,2 Prozent. Oder anders ausgedrückt, haben 34,8 Prozent der Bürger auf das Recht zu wählen verzichtet. Damit wäre die Fraktion der Nicht-Wähler theoretisch zweitstärkste Kraft geworden, hinter der CDU und knapp vor der SPD. Betrachtet man die absoluten Zahlen, wird die "Macht" der Nicht-Wähler noch einmal deutlicher: In NRW haben 4.587.646 Wahlberechtigte nicht ihre Stimme abgegeben. Aber wer profitiert davon? 

Wer von geringer Wahlbeteiligung profitiert

Es sind vor allem die etablierten Parteien, die von einer geringen Wahlbeteiligung profitieren. Klingt paradox, lässt sich aber an einem Beispiel verdeutlichen. Wenn 100 Bürger zur Wahl gehen und davon zehn die CDU wählen, sind dies zehn Prozent. Gelingt es der Union, ihre Wähler auch bei einer insgesamt niedrigeren Wahlbeteiligung zu mobilisieren, gewinnt sie: Bei 80 Wählern würden zehn Stimmen nicht mehr zehn Prozent bedeuten, sondern 12,5 Prozent. Der Einfluss der Union im jeweiligen Parlament würde steigen. Damit erreichen die Protestler ihr Ziel nicht: Sie strafen die etablierten Parteien nicht ab, sondern stärken sie sogar. 

Vorteile für konservative Parteien

Insbesondere konservativen Parteien gelinge es leichter, ihre Wähler zum Urnengang zu bewegen, hatte der Meinungsforscher Klaus-Peter Schöppner bereits 2013 gegenüber DERWESTEN festgestellt. Denn deren Wähler seien tendenziell eher werteorientiert, was in Bezug auf Wahlen in vielen Fällen bedeute, dass sie es als ihre Bürgerpflicht ansähen, wählen zu gehen.

Auch die Wähler profitieren

Weiterer Profiteur von Nicht-Wählern sind die Wähler. Denn deren Stimmen erhalten mehr Gewicht, wenn die Gesamtzahl geringer ist. Um noch einmal auf das Union-Beispiel zurückzukommen: Wähler, die die CDU als stärkste Kraft wünschen, müssen weniger Menschen von ihrer Meinung überzeugen, wenn insgesamt weniger zur Wahl gehen. Um zehn Prozent zu erreichen, müssen bei der Gesamtzahl von 80 Wählern nur acht ihr Kreuz bei der CDU setzen. Bei 100 Wählern müssen zwei weitere Personen entsprechende Präferenzen aufweisen.

Wer sind eigentlich die Nichtwähler?

Der Politikwissenschaftler Prof. Armin Schäfer unterscheidet vier Typen von Nichtwählern: Ein kleiner Teil gibt aus Krankheits- oder anderen Hinderungsgründen seine Stimme nicht ab. Dann gibt es Nichtwähler aus bildungsfernen und einkommensschwachen Schichten. Es gibt situative Nichtwähler, die je nach Wahl entscheiden, ob sie ihnen wichtig genug ist, um teilzunehmen, und die Gruppe politisch Interessierter, die aus Protest nicht wählen. 

Gründe nicht zu wählen

In einer Studie der Bertelsmann-Stiftung aus dem Herbst 2021, die auf t-online.de vorgestellt wurde, gaben 65 Prozent der befragten Nichtwähler an, wählen sei sinnlos, "weil die Parteien und Politiker doch machen, was sie wollen". Als zweithäufigsten Grund nannten 56 Prozent, dass sie ihre Interessen nicht mehr vertreten sehen.

Autor:

Miriam Dabitsch aus Velbert

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