Real- oder Gesamtschule: Für beide reicht der Platz nicht
Nach der Hardenberg-Hauptschule könnte auch die Heinrich-Kölver-Realschule einer weiteren Gesamtschule zum Opfer fallen.
Das Schulgebäude An der Maikammer ist nach Meinung von Bürgermeister Stefan Freitag die einzige Möglichkeit, eine Sekundarstufe II unterzubringen: „Da die Bezirksregierung Dependancen nur in vertretbarer räumlicher Nähe genehmigt, ist das Gebäude der Heinrich-Kölver-Realschule der einzig realisierbare Standort.“ Die Hardenbergschule biete nur Platz für die Klassen fünf bis acht der vierzügigen, neuen Gesamtschule, ein Neu- oder Anbau sei auf Grund der desolaten Haushaltslage nicht genehmigungsfähig.
Deshalb soll in Sondersitzungen des Schulausschusses sowie des Rats am 17. bzw. 18. Januar nicht nur über die Einführung einer weiteren Gesamtschule entschieden werden, sondern auch über die Zukunft der Tönisheider Realschule.
„Ich hoffe darauf, dass der Rat so vernünftig ist, bekannt gut laufende Systeme wie die Heinrich-Kölver-Realschule nicht in Frage zu stellen“, sagt Peter Gembach, Schulleiter der HKS. Und weiter: „Immer wieder wird vom Elternwillen nach einer zweiten Gesamtschule gesprochen. Aber es gibt auch viele Eltern, die sich weiterhin eine Realschule in Tönisheide wünschen.“
Dem stimmt auch Jan Lichtwitz von der Gesamtschulinitiative Velbert zu. „Unser Ziel ist nicht, verschiedene Schulformen gegeneinander auszuspielen.“ Er schlägt vor, nicht zum jetzigen Zeitpunkt über die Unterbringung einer Sekundarstufe II zu entscheiden, die erst in frühestens sechs Jahren - wenn die ersten Schüler die Klassen fünf bis zehn durchlaufen haben - existiert.
„Wir verlangen mit dem Antrag auf Errichtung einer neuen Gesamtschule auch ein Raumkonzept für die Sekundarstufe I und II“, widerspricht Jennifer Spitzner von der Bezirksregierung Düsseldorf. Demnach müssten beide Themen gemeinsam diskutiert werden.
Allerdings fehlt auch eine Aussage seitens der Bezirksregierung, was eine „vertretbare räumliche Nähe“ bedeutet. Schließlich liegen Hardenberg- und Kölverschule 3,6 Kilometer Fahrstrecke auseinander. Spitzner wollte sich diesbezüglich nicht festlegen, sagte nur: „Die Standorte dürfen nicht kilometerweit auseinanderliegen. Schließlich gibt es Lehrer, die in der Sekundarstufe I und II unterrichten.“
Apropos Lehrer: Während die Pädagogen der Hardenbergschule auch befähigt sind, an einer Gesamtschule zu unterrichten, und sich an der neuen Schule bewerben können, sieht das bei der Realschule anders aus. „Einige Kollegen haben die Qualifikation, in der Sekundarstufe zwei zu unterrichten“, so Schulleiter Gembach. Der überwiegende Teil des Kollegiums aber würde sich neu orientieren müssen.
Auch Bürgermeister Freitag sieht in einer neuen Gesamtschule eine Bedrohung für die Realschulen: „Die vorliegenden Daten zeigen ganz klar, dass der größte Teil der zur Gesamtschule wechselnden Grundschüler eine Realschulempfehlung hat. Da nicht mit Einpendlern aus anderen Städten gerechnet werden kann, wird das Schülerpotenzial für die neue Gesamtschule aus Velbert kommen und damit eindeutig zu Lasten der Schülerzahlen an den Realschulen gehen.“ Dennoch ist er der Meinung, dass „wir in Velbert mehr Gesamtschulplätze brauchen“. Für SPD-Fraktionschef Wolfgang Werner „ein reines Lippenbekenntnis“.
Der Bürgermeister aber betont: „Wir sollten die Entscheidung über die Errichtung einer zweiten städtischen Gesamtschule zunächst zurückzustellen, um gemeinsam für das Schuljahr 2012/13 zu einem konsensfähigen Vorschlag zu kommen.“ Das wiederum ist den Mitgliedern der Bürgerinitiative „Zweite Gesamtschule“ gar nicht recht. „Wir streben den Start der neuen Gesamtschule zum Schuljahr 2011/2012 an. Dieser Termin ist noch einhaltbar, wenn in Kürze die notwendigen Beschlüsse folgen“, so Lichtwitz.
Nicht nur Schulleiter Peter Gembach erwartet „voller Spannung“, wie und wann die Politik über die weitere Entwicklung der Velberter Schullandschaft entscheiden wird.
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