"Kleine Schritte sind wichtig!"

Sozialpädagogin Vanessa Holtkamp betreut die internationalen Klassen der Realschule Kastanienallee und der Martin-Luther-King Schule. | Foto: Astrid v. Lauff
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Vanessa Holtkamp steht zugewanderten Schülern an zwei Velberter Schulen zur Seite

Seit Mai ist Vanessa Holtkamp über die Bezirksregierung an der Realschule Kastanienallee und der Martin-Luther-King Schule als Sozialarbeiterin für die neu zugewanderten Schüler angestellt. Möglich ist das, da das Ministerium für Schule und Bildung, als Unterstützung zur Integration dieser Schülergruppe, Schulsozialarbeiterstellen geschaffen hat.

Eine dieser Stellen wurde im Frühjahr vergangenen Jahres für den Kreis Mettmann ausgeschrieben. Als Olaf Kortes, Schulleiter der Realschule Kastanienallee davon erfuhr, ergriff er die Initiative und stellte einen Antrag. „Da diese Stellen rar gesät sind, waren wir hoch erfreut, dass wir hier in Velbert den Zuschlag erhielten und an unserer Schule und an der Martin-Luther-King Schule die Stelle fest installiert wurde.“ Unter anderem mit im Boot ist die Stadt Velbert mit einer Gegenfinanzierung von einem Drittel. Unbefristet und mit einer vollen Stelle steht Vanessa Holtkamp seit dem Frühjahr den zwei weiterführende Schulen in Velbert zur Verfügung – zwei Schulen, eine Stelle also. Das Wirkungsfeld der studierten Sozialpädagogin sind in erster Linie die internationalen Klassen der beiden Schulen. Hier werden die zugewanderten Schüler „altersgerecht beschult“, so Holtkamp.

Schüler haben oft unterschiedliche Voraussetzungen

Doch die Mischung ist ‚bunt‘ und hier setzt die Arbeit der 30-jährigen Sozialpädagogin an. „Zwar haben Mitarbeiter des Kreises zuvor Einstufungsgespräche geführt, um zu ermitteln welche Schulform für welchen Schüler in Frage kommt, doch Voraussetzungen wie Sprachkenntnisse, allgemeiner Bildungsstand und Intellekt unterscheiden sich häufig in den Klassen sehr. Das liegt meist an den jeweiligen Lebenshintergründen der Jugendlichen.“ Man müsse sich vorstellen, dass es Schüler gebe die „noch nie eine Schule von Innen gesehen haben“, aber auch Jugendliche mit guter schulischer Vorbildung seien darunter. Auch Analphabeten seien keine Ausnahme, darunter sogenannte ‚unbegleitete Flüchtlinge’, also ohne Familie oder junge Menschen, die nur mit einem Teil ihrer Familie in Deutschland leben.

Netzwerkarbeit ist wichtiger Bestandteil ihrer Arbeit

Insbesondere die Arbeit mit Schülern aus Südosteuropa spiele eine wichtige Rolle, da sie einen großen Anteil der Zielgruppe ausmache, so Holtkamp. „Neben Afghanistan oder Syrien sind es vor allen Dingen Schüler aus Bulgarien und Rumänien, die meine Unterstützung benötigen“, so die in Mettmann lebende Pädagogin. In Velbert gebe es verschiedene Institutionen und Projekte, mit denen sie kooperiere, um für alle Beteiligten ein möglichst breit gefächertes Unterstützungsangebot bieten zu können, erklärt sie ihre Arbeit weiter. So stehe sie im regen Austausch mit dem Projektbüro „Zugewanderte Südosteuropäer“ der Stadt Velbert und dem Kreisintegrationszentrum in Mettmann, die jeweils über verschiedene Angebote und Ressourcen verfügen. Des Weiteren sei eine Zusammenarbeit mit dem Fachbereich Integration der Stadt Velbert hilfreich. Diese Vernetzung mit den verschiedenen Angeboten und Trägern in diesem Bereich sei enorm wichtig. Holtkamp: „Dabei kommt mir zu Gute, dass ich früher in Velbert für die Diakonie gearbeitet habe. Viele möglichen Ansprechpartner sind mir daher schon bekannt.“ Bei allem was Vanessa Holzkamp macht, legt sie besonderen Wert darauf, in erster Linie begleitend tätig zu sein. Selbstbestimmung und „Verantwortung übernehmen“ sei wichtig. Oft seien es die kleinen Dinge des Alltags, die die zugewanderten Schüler und ihre Familien überfordern würden. „Eine Krankenversicherung abschließen, eine eigene Wohnung finden, das sind Dinge, die das Thema ‚Schulpflicht‘ für viele Familien in den Hintergrund geraten lassen. Da ist Überzeugungsarbeit angesagt. Vertrauen schaffen, Misstrauen abbauen, Akzeptanz herstellen – das sind ganz entscheidende Faktoren bei meiner Arbeit“, so Holtkamp. „Ich komme nur an die unterschiedlichen Problematiken heran, wenn ich Beziehungsarbeit leiste. Gemeinsames Lachen baut oft Distanz ab.“ Daher begleitet sie die Schüler auch bei Freizeitangeboten wie der Box-AG der Barnhusen-Stiftung oder der Mädchen-AG. „Kleine Schritte sind wichtig. Jeder Erfolg zählt. Nicht jeder schafft seinen Schulabschluss, aber auch nach Beendigung der Schule gibt es viele Möglichkeiten weiter zu kommen.“ Das alles sei eine große Herausforderung, so Vanessa Holtkamp und manches Mal komme sie an ihre Grenzen, doch man finde immer eine Lösung, denke sich neue Strategien aus und berate sich mit Kollegen. „Die Mehrzahl der Familien nimmt die Unterstützung und Beratung gerne an, um sich möglichst schnell zu integrieren. Es sind diese positiven Rückmeldungen, die immer wieder motivieren. Und die große Dankbarkeit, die einem immer wieder begegnet.“

Autor:

Astrid von Lauff aus Velbert-Langenberg

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