Fachkraft kann nicht arbeiten
Kein Platz für Adam
Im Januar wurde ihr Glück perfekt, als Baby Adam geboren wurde. Da fassten Emily und Ali Demir den Entschluss, dass die Pendelei zwischen Berlin und NRW ein Ende haben sollte. Sie ahnten nicht, welche Probleme auf sie zukommen würden.
Seit Anfang August lebt die Familie in Velbert. "Uns gefällt es hier, wir haben ein schönes Häuschen gefunden und sind nicht mehr so oft getrennt", sagt Emily Demir. Ihr Mann Ali arbeitet als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Ruhr-Uni Bochum, war bislang zwischen Berlin und NRW gependelt. Während der 29-Jährige an der Uni ist, betreut Emily den acht Monate alten Adam zu
Hause.
Emily Demir ist Fachkraft für Kindererziehung und möchte wieder arbeiten
Zumindest für ein Jahr - so war der Plan. Ab Februar möchte (und muss) Emily wieder arbeiten. Sorgen, einen Job zu finden, hat sie eigentlich nicht. "Ich bin Fachkraft für Kindererziehung, arbeite also in der Kita", sagt die 32-Jährige. Der Mangel an Fachpersonal in diesem Bereich ist bekannt: geschlossene Gruppen, verkürzte Betreuungszeiten, das alles geistert seit Monaten durch die Medien.
Bislang keine Betreuung für das eigene Kind
Allerdings scheint Emily selbst zum Opfer des Betreuungsmangels zu werden. Denn obwohl die Familie bereits seit März, also kurz nach Adams Geburt, versucht, einen Kita-Platz in Velbert und Umgebung zu bekommen, hagelt es eine Absage nach der nächsten. "Wir haben circa 100 Einrichtungen kontaktiert, auch in umliegenden Städten. Aber Wuppertal nimmt beispielsweise keine Kinder aus anderen Städten auf", beschreibt Emily die ernüchternde Suche. Auch ein Betreuungsplatz bei einer Tagesmutter, formell in der Kitatagespflege, ist aktuell nicht zu bekommen. "Wir stehen auf der Warteliste", sagt Emily Demir.
Stadt Velbert sucht einen Platz
Auf Anfrage bei der Stadtverwaltung sagt Velberts Pressesprecher Hans-Joachim Blißenbach: "Wir unterstützen die Suche nach einem Platz ab Februar, ansonsten ab August 2025."
Damit wären die Demirs aber nicht einverstanden. Schließlich gebe es einen Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz in der Kindertagespflege oder in einer Kindertageseinrichtung ab dem vollendeten ersten Lebensjahr. Wenn es hart auf hart kommt, will die Familie ihren Anspruch durchsetzen. "Mit einem Gehalt kommt man heutzutage als Familie nicht weit", weiß die Mutter. Und so möchte sie 30 bis 35 Stunden pro Woche arbeiten.
"Das wäre eine Win-Win-Win-Situation"
"Das wäre eine Win-Win-Win-Situation", sagt Ali Demir: Emily könnte während ihrer Berufstätigkeit mehrere Kinder betreuen, davon würden der Arbeitgeber, die Kollegen und die anderen Kinder in der Einrichtung profitieren, die Familie hätte ein höheres Einkommen und Adam Kontakt zu Gleichaltrigen. "Das täte ihm gut, er ist so aufgeweckt", sagt seine Mutter.
Die Idee, Adam einfach mitzunehmen in die Kita, in der sie arbeitet, ist ihr auch schon gekommen. "Ich werde künftig entsprechend meine Bewerbungen formulieren."
Stadt Velbert bietet keinen kombinierten Arbeits- und Betreuungsplatz
Bei der Stadt Velbert, die selbst laut Stellenausschreibung auf der Homepage "mehrere Erzieher/innen" sucht, stehen ihre Chancen schlecht "Die Mutter kann sich gerne auf unsere Stellenausschreibung für Erzieherinnen und Erzieher bewerben. Eine gleichzeitige Vermittlung eines Betreuungsplatzes in der gleichen Kita, in der die Mutter des Kindes tätig wäre, ist in städtischen Kitas aus pädagogischen Gründen nicht vorgesehen", so Hans-Joachim Blißenhach.
Hintergrund:
- Die Versorgungsquote für einjährige Kinder liegt in Velbert aktuell bei 45 Prozent. "Damit kann ein großer Teil der Kinder unter zwei Jahren, die einen Betreuungsplatz benötigen, versorgt werden", sagt Stadt-Presseprecher Hans-Joachim Blißenbach. Momentan gebe es keine Klagen gegen die Stadt Velbert wegen des Rechtsanspruchs auf eine Betreuung nach dem ersten Geburtstag.
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