Kanzlerkandidat Martin Schulz zu Gast in Velbert

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Autogramme schreiben, Selfies mit den Gästen machen, bekannte Politiker wie Klaus Hänsch (von 1994 bis 1997 Präsident des Europäischen Parlaments) begrüßen und zahlreiche Hände schütteln. Martin Schulz, Kanzlerkandidat der SPD war nach Velbert gekommen, um im Rahmen der Veranstaltung "Kerstin Griese trifft..." mit 200 interessierten Bürgern über Themen wie Gerechtigkeit, Investitionen für die Zukunft und ein friedliches Europa zu diskutieren. Doch im Vorfeld galt es zunächst, sich durch den "Fan-Rummel" zu arbeiten. Denn jeder wollte einmal ganz nah dran sein an dem Mann, der anstrebt, das Amt des Bundeskanzlers zu übernehmen.

Eine Stunde nahm er sich Zeit, um sich den Fragen von Kerstin Griese, Bundestagskandidatin für den Wahlkreis 105/Mettmann II (Heiligenhaus, Ratingen, Velbert, Wülfrath), und dem Publikum zu stellen. Dabei konnte bei weitem nicht alles beantwortet werden. Aber das, was Schulz zu sagen hatte, stieß auf überwiegend positives Feedback und wurde auch mit dem einen oder anderen Applaus honoriert.

Kerstin Griese - die sich zuvor mit Jens Niklaus, SPD-Bundestagskandidat für den Süden des Kreises Mettmann, einigen Fragen der Bürger stellte - war sichtlich aufgeregt, freute sich aber auch sehr, den Kanzlerkandidaten in ihrem Wahlkreis, ihrer Heimat, begrüßen zu können. "Was bedeutet dir Heimat?", fragte sie Schulz und der stellte klar: "Heimat bedeutet mir sehr viel. Ein Mensch muss verwurzelt sein und einen Rückzugsort haben. Uns Politiker stabilisiert das und gibt uns Sicherheit." Es gehöre aber generell sehr viel dazu, um sich heimisch und wohl zu fühlen. Gerade junge Leute würden immer unsicherer in die Zukunft blicken und das hänge laut Martin Schulz und Kerstin Griese oftmals mit den unbegründet nur befristeten Arbeitsverträgen zusammen. "Daran müssen wir arbeiten, junge Leute brauchen eine Perspektive!"

"Das gilt es zu verhindern!"

"Für diese Generation wird es auch schwierig, wenn wir nicht an unserem Rentensystem arbeiten", führte Martin Schulz weiter aus und sprach damit ein sensibles Thema an. "Sonst sind sie es, die den höchsten Betrag in die Rentenkasse einzahlen, schließlich selber aber die geringste Rente herausbekommen und womöglich mit 70 Jahren zusätzliche Mittel vom Amt benötigen. Das gilt es zu verhindern!"

Was er tun wolle, damit es in Deutschland gerechter zugeht, wollte eine Teilnehmerin der Diskussion im Best Western Parkhotel wissen. "Ich hoffe, wir bringen schnell eine Bürgerversicherung auf den Weg", so die Antwort des SPD-Politikers. "Alle Menschen sind gleichberechtigt - natürlich auch, wenn es um die medizinische Versorgung geht. Es kann nicht sein, dass nicht der Arzt, sondern der Sachbearbeiter einer Krankenversicherung entscheidet, welche Behandlungen und Medikamente verordnet beziehungsweise übernommen werden." Das Thema werde in der Zukunft wohl noch ein sehr harter Verhandlungsgegenstand, vermutet er.

"Integration muss bei den Kleinsten beginnen"

Nicht außer Acht gelassen wurde das Thema Integration. Und so erzählte Martin Schulz von seinem vorherigen Termin in Dortmund, wo er eine Awo-Kita besuchte: "Hier werden Kinder aus 22 Nationen betreut. Die Jungen und Mädchen zeigten mir eine große Leinwand mit vielen bunten Handabdrücken. Sie fragten mich, ob ich erkennen könne, welche Hand zu welcher Nation gehört." In diesem Zusammenhang erinnerte er daran, dass drei Punkte unbedingt weiter forciert werden sollten: Dass die Integration schon bei den Kleinsten beginnen muss, der Spracherwerb für Flüchtlinge höchste Relevanz hat und das die Vermittlung von Arbeit ebenfalls unerlässlich ist.

Die Bundestagsabgeordnete Kerstin Griese nutzte die Chance außerdem, den Kanzlerkandidaten auf ein Thema anzusprechen, was ihr selber sehr am Herzen liegt, die Bildung. "Eltern, die ihre Kinder großziehen, formen damit die Zukunft unseres Landes. Das ist eine bemerkenswerte Leistung! Warum sollen sie dafür zusätzlich auch noch etwas zahlen?", so der Kanzlerkandidat, als Griese ihn auf seine seine Meinung zur Gebührenfreiheit anspricht. "Wir sind diesbezüglich wirklich kein modernes Land. Wir leben doch schließlich nicht mehr im 19. Jahrhundert", macht Schulz weiter deutlich. "Wir müssen in die Bildung investieren und zwar in jeglichen Bereichen - vom Kindergarten, über die Grundschulen und die weiterführenden Schulen bis hin zu den Universitäten und Berufsschulen." Eine nationale Bildungs-Allianz sei von Nöten, auch im Hinblick auf den Fachkräftemangel. "Wenn wir nicht investieren, verspielen wir die Chancen der jüngeren Generation!"

Noch viele weitere Fragen hätte es gegeben, doch Martin Schulz' enger Zeitplan ließ das nicht zu. "Ich bin sehr froh, dass wir über die wichtigsten Themen sprechen konnten", so Griese im Anschluss zum Stadtanzeiger. Sie sei sehr erleichter, dass die gesamte Diskussion sachlich und ruhig geführt werden konnte und Schulz die Möglichkeit hatte, seine Ansichten zu erläutern. "Vor allem danke ich auch meinem Team, den Mitarbeitern des Best Western Hotels und den Einsatzkräften des Arbeiter-Samariter-Bundes, ohne sie hätte ich diese Veranstaltung nicht so reibungslos durchführen können." Auch das Engagement der Jusos lobte die Bundestagsabgeordnete. Der Nachwuchs der SPD hatte im Foyer des Hotels eine Martin Schulz-Leinwand im Andy Warhol-Stil aufgebaut, vor der sich die Bürger ablichten lassen konnten.

Autor:

Maren Menke aus Velbert

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