Frage der Woche
Habt ihr Verständnis für die Corona-"Spaziergänge"?
Mal sind es nur ein Dutzend Menschen, mal mehrere Tausend: In immer mehr Städten gehen Menschen auf die Straße, um im Rahmen so genannter "Spaziergänge" gegen die Corona-Maßnahmen der Regierung zu demonstrieren.
Der Protest richtet sich gegen die Impf- und Maskenpflicht sowie Freiheitseinschränkungen, kurz: gegen die Corona-Politik der Regierung. Die Argumente sind so vielfältig wie die Teilnehmer: Sie wollen sich nicht in ihren Grundrechten beschneiden lassen, sie lassen sich nicht vorschreiben, was sie sich spritzen lassen, Corona ist ein Mythos, die Erkrankung nicht schlimmer als eine Grippe und vieles mehr ist dort zu hören.
Wer spaziert eigentlich?
Der Teilnehmerkreis ist inzwischen sehr heterogen. Anfangs gingen vor allem Anhänger von Verschwörungstheorien auf die Straße, sie wurden allerdings schon früh von rechtsextremen Gruppierungen unterminiert. Mit der Bereitstellung des Impfstoffs flankierten Impfgegner die Proteste, und heute, zwei Jahre nach Pandemiebeginn, sind es insbesondere Teile der bürgerlichen Mitte, die den Protesten den größten Zulauf bescheren. Sie spazieren als Familie mit Kinderwagen oder als Paar um die 50, das seine Vor-Corona-Freiheiten vermisst. Grund ist zumeist eine Unzufriedenheit mit dem Krisenmanagement der Regierung.
Wer sind die Organisatoren?
Als "miese Rattenfängerei" hat NRWs Innenminister Herbert Reul bereits im Mai 2020 den Versuch extremistischer Gruppierungen von rechts und links bezeichnet, "Bevölkerungsschichten zu erreichen, die ansonsten keine Berührungspunkte zu extremen Einstellungen haben. Und das zunächst im Netz und nun auch auf der Straße".
Den Anfang machen oft Soziale Medien. Wer dort etwas liked, was zum Beispiel maßnahmenkritischen Charakter hat, wird von den Algorithmen mehr und mehr ähnliche Inhalte angeboten bekommen - wie ein immer stärker werdender Sog. Oftmals der Startpunkt einer beginnenden Radikalisierung.
Kommunikation via Telegram
Weil Soziale Medien wie Facebook oder YouTube zumindest hin und wieder gegen Strippenzieher vorgehen (beispielsweise die QAnon-Bewegung), hat sich die Kommunikation weitgehend auf den Messengerdienst Telegram verlagert. Dessen Betreiber ist für die Bundesregierung nicht erreichbar. Praktisch für Menschen, die einen quasi gesetzlosen Raum suchen. Hier lassen sich Inhalte verbreiten, die verschwörungsideologisch, rassistisch oder extremistisch sind. Und das nicht etwa in einem dunklen Hinterzimmer, sondern über eine etablierte App, die eben auch "der ganz normale Bürger" nutzt.
In den Fokus rücken dabei immer wieder namhafte Vertreter der Querdenker-Szene, Verschwörungsanhänger und rechtsextreme Gruppierungen wie Pegida.
Was ist an den Protesten auszusetzen?
Protest gegen die Corona-Maßnahmen ist legitim und durch die Versammlungsfreiheit auch durchsetzbar. Jeder darf seine Meinung im Rahmen der Gesetze öffentlich kundtun.
Allerdings machen sich die Initiatoren der Corona-"Spaziergänge" immer dann strafbar, wenn sie die Versammlung nicht anmelden - und genau das passiert oft nicht. Auflagen wie Maskenpflicht oder Abstand werden zudem oft nicht eingehalten. Damit machen sich die Protestierenden angreifbar.
Wie ist eure Meinung zu den Corona-Spaziergängen? Könnt ihr verstehen, dass Menschen gegen die Corona-Maßnahmen auf die Straße gehen? Seid ihr selbst schon einmal mitgelaufen oder habt Verständnis für die "Spaziergänger"? Falls nicht: Warum seht ihr diese "Spaziergänge" skeptisch, was missfällt euch daran?
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