Gutes Leben auch ohne Studium
SPD-Chef Sigmar Gabriel sprach vor Lehrlingen in Wülfrath
„Werden Sie der Kanzlerkandidat der SPD?“ Nein, diese Frage bekam Sigmar Gabriel bei seinem Besuch der Lhoist-Kalksteinwerke nicht gestellt. Immerhin war der SPD-Vorsitzende auf dem Weg nach Düsseldorf, um sich mit den NRW-Genossen über das anstehende Wahljahr abzusprechen.
Zuvor machte er Station in Wülfrath. Schließlich gehört es zu den Aufgaben eines Wirtschaftsministers, sich über Aufgaben und Probleme von Unternehmen zu informieren. Nach einer Werksbesichtigung ließ sich der Vizekanzler nicht von dem engen Zeitplan treiben, sondern nahm sich über eine Stunde Zeit, um den Auszubildenden Rede und Antwort zu stehen.
„Als Wirtschaftsminister bin ich nicht der Minister für die Unternehmer, sondern ich vertrete auch die Interessen der Mitarbeiter“, stellte Gabriel im Verlauf des Gespräches dar und warb für die Mitgliedschaft in einer Gewerkschaft. Die Arbeitnehmervertretungen handeln Tarifverträge aus. „Ohne Tarifverträge wäre der Samstag immer noch ein normaler Arbeitstag“, so Gabriel und erinnerte an die erfolgreiche Gewerkschaftskampagne „Samstag gehört Papi mir“ aus den 50er Jahren.
Auf die Frage, welchen Beruf der Minister heute wählen würde, plauderte er aus seiner eigenen Familiengeschichte, wie sich nach Volksschule und Mittlerer Reife eine Lehre als Chemielaborant anschloss, um danach Abitur zu machen. „Ich war der erste Abiturient in unserer Straße.“ Ach ja, welchen Beruf er heute ergreifen würde? "Das könnte ich nicht sagen. Viele glauben, dass nur ein Studium ein gutes Leben ermöglicht – das ist Quatsch.“
Die Auswirkungen der Digitalisierung auf die Arbeitswelt sieht der Wirtschaftsminister gelassen, zumindest bei Unternehmen wie Lhoist: „Sie machen hier Fort- und Weiterbildungen.“ Was den SPD-Chef umtreibt, sind die Lohnungleichheiten: „Wenn die sie ein Kilo Stahl bewegen, kriegen Sie mehr Geld, als wenn sie im Altenheim 70 Kilo Mensch bewegen.“
Autor:Maren Menke aus Velbert |
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