„Die Sportentwicklung in Velbert liegt brach“
Er ist ein erfahrener Mann auf den Gebieten Sport und Schule: Günther Hoffmann ist seit 40 Jahren Lehrer. „Was in diesen Bereichen in den vergangenen Jahren in Velbert politisch entschieden wurde, sucht seinesgleichen.“ Der Pädagoge hält mit seiner Kritik nicht länger hinter dem Berg, wie er im exklusiven Gespräch mit Redakteurin Miriam Dabitsch deutlich machte.
Herr Hoffmann, was ist aus Ihrer Sicht in der Schulpolitik falsch gelaufen?
Wo fange ich an? Für mich persönlich war die Nachricht aus 2011, die Hardenbergschule zu schließen, ein Schock. Ich habe mehr als 40 Jahre an der Hauptschule unterrichtet und immer hieß es, wir machen gute Arbeit. Dann wird diese Arbeit in 14 Tagen platt gemacht. Das war der erste Schlag ins Gesicht, aber das hat sich ja fortgesetzt...
Was meinen Sie?
Dass der Elternwille seit Jahren keine Rolle in der Lokalpolitik spielt. Wäre es danach gegangen, hätten wir jetzt in Neviges eine zweite Gesamtschule. Und an der Grünstraße wäre keine neue Hauptschule entstanden.
Die Anmeldezahlen an der Gesamtschule dokumentieren eindeutig den erhöhten Bedarf. Wieso kritisieren Sie die Errichtung der Martin-Luther-King-Schule?
Weil damals dem Rat die Information vorenthalten wurde, dass die MLK-Schule nur kommt, wenn eine andere Schule geschlossen wird. Das war dann die Hardenbergschule. Wieso wurden damals nicht die zukünftigen Schülerzahlen bekannt gegeben? Ich bin sicher, dann wäre der Beschluss anders ausgefallen. Und die Eltern haben auch hier ihren Willen gezeigt: Gerade einmal vier Anmeldungen hatte die MLK-Schule im ersten Jahr.
Gibt es weitere Entscheidungen, die Sie für falsch erachten?
Ja, das Sportzentrum. Nicht nur, dass durch diese dezentrale Sportstätte laufend hohe Kosten entstehen, um die Schüler dorthin zu bringen. Es widerspricht auch dem strategischen Zielprogramm der Stadt Velbert. Darin steht, dass man Sportstätten in erreichbarer Nähe der Schulen erhält.
Das Sportzentrum hat doch für die Vereine viel zu bieten...
Und was bringt das, wenn Kinder nicht mehr in Vereinen organisiert sind? Es gibt Studien, nach denen Kinder aus finanzschwachen Familien viel seltener Mitglied in einem Verein sind als Kinder aus finanzstärkeren Familien. Die dezentrale Lage ist ein weiteres Hemmnis, das Kind in einem Verein anzumelden, denn wie kommt es dorthin?
Vor diesem Hintergrund könnte ich mir vorstellen, dass Sie auch gegen die Schließung des Freibades im Nizzabad waren?
Natürlich. Velbert hätte sich als „Stadt der Bäder“ einen Namen über die Grenzen hinaus machen können. Diese Chance wurde vertan, das hätte man entsprechend vermarkten müssen. Hier hätten sich die 15 Marketing-Experten der Stadt Velbert endlich einmal zeigen können.
In Zeiten knapper Kassen muss gespart werden...
Aber doch nicht am falschen Ende. In der Hardenbergschule hatten wir drei Mattenwagen. Einer wurde vor kurzem dort weggeholt, weil die Stadt nicht das Geld hat, ein paar Matten zu kaufen. Und an anderer Stelle wird gebaut und gebaut. „Building statt Bildung“ scheint das Motto in Velbert zu sein. Das Thema Sportentwicklung liegt in Velbert brach.
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