Bebauung um jeden Preis in Velbert am Berg? Trotz Bergschäden und Schadstoffen sollen bald die Bagger anrollen
Die Stadt Velbert braucht Geld. Deshalb soll in einem "beschleunigten Verfahren" der Weg zur Bebauung der Hundewiese am Berg in Velbert frei gemacht werden. Und das, obwohl auf dem Gelände Bergbau betrieben wurde und Schadstoffe im Boden nachgewiesen worden sind.
Das Ziel des Bebauungsplans, der vergangene Woche im Rat behandelt wurde, ist nach Aussage der Verwaltung, "Wohnwünsche von jungen Familien mit Kindern" zu bedienen. Die Lage des rund 11.000 Quadratmeter großen Grundstücks an der Straße Zur Sonnenblume/Hardenberger Straße/Venusstraße wird wegen der Nähe zum Nahversorgungszentrum Am Berg und dem guten ÖPNV-Anschluss als gut eingestuft. Ein Investor, die Deutsche Reihenhaus AG, beabsichtigt, dort 24 Reihenhäuser zu errichten.
Rat stimmt nächstem Schritt zu
Die Pläne sind fertig und der Rat hat in dieser Woche den nächsten Schritt im Bebaungsplanverfahren ermöglicht. 51 Mitglieder stimmten für die Offenlegung des Plans, sechs (von FDP und Die Linke) dagegen. Dadurch haben Bürger nun vier Wochen Zeit, ihre Einwände gegen die Bebauung im Rathaus vorzubringen.
Und Ressentiments gibt es viele, nicht nur von den Anliegern, sondern auch aus Politik und anderen Behörden: So ist bekannt, dass auf dem Gelände Bergbau betrieben worden ist. Ein privat beauftragter Gutachter hat nach Untersuchungen einen Bereich festgelegt, der nicht bebaut werden darf. Für diesen Bereich "ist die Standsicherheit aufgrund der bergbaulichen Aktivitäten nicht gewährleistet, weshalb eine Bebauung dieses Bereichs nicht ohne vorherige Sicherungsmaßnahmen möglich ist". Deshalb ist dort eine Grünfläche geplant. Die zuständige Bezirksregierung sichert sich in einer Stellungnahme wie folgt ab: "Die fortschreitende Auswertung und Überprüfung der vorhandenen Unterlagen sowie neue Erkenntnisse können zur Folge haben, dass es im Zeitverlauf zu abweichenden Informationsgrundlagen auch in Bezug auf den hier geprüften Vorhabens- oder Planbereich kommt. Eine Gewähr für die Richtigkeit, Vollständigkeit und Genauigkeit der Daten kann insoweit nicht übernommen werden."
Schadstoffe im Boden
Zudem wurden Schadstoffe im Boden gefunden. Laut einem Gutachten "kann teilweise eine Gefährdung für die Wirkungspfade Boden-Mensch und Boden-Grundwasser nicht ausgeschlossen werden". Ein weiteres Gutachten kommt zu dem Schluss, dass "der Oberboden nicht für die Anlegung von Wohngärten geeignet ist". Eine elastisch gebettete Bodenplatte unter den Häusern soll hier Abhilfe schaffen. Im Bebauungsplan wird das Plangebiet als Fläche, deren Böden erheblich mit umweltgefährdenden Stoffen belastet sind, gekennzeichnet. Maßnahmen, um eine Wohnbebauung zu ermöglichen, sind notwendig.
Anwohner befürchten Parkplatznot
Was insbesondere Anwohner ärgert, ist der Wegfall des städtischen Parkplatzes, auf dem rund 60 Fahrzeuge Platz finden. "Der ist immer gut frequentiert", sagt eine Anwohnerin gegenüber dem Stadtanzeiger. Hinzu kommt, dass für die neuen Wohneinheiten nur ein Stellplatz pro Haus geplant sind. Geschätzt müssen in der Folge mehr als 70 Fahrzeuge anderswo im Wohngebiet abgestellt werden. "Rechnet man vier Meter pro Auto an Parkfläche ein und stellt diese gedanklich in eine Reihe, sind das 280 Meter Parkfläche, die fehlen", rechnet ein Anwohner der Venusstraße vor. Er und seine Nachbarn haben nun Angst, dass ihre Immobilien durch den Parkplatzmangel und die zehn Meter hohe Bebauung vor dem eigenen Fenster im Wert sinken, wie Sarah Jungbauer, Beiratsvorsitzende der Wohneigentümergemeinschaft Venusstraße 11 bis 15, in vielen Gesprächen erfahren hat. Es gibt auch Anregungen der Bürger, dem Parkplatz-Engpass entgegenzuwirken, etwa, indem die wegen der Bergbautätigkeiten ausgesparte Grünfläche in einen Parkplatz umgewandelt wird. Aus Sicht der Verwaltung aber unnötig und zu teuer: "Sowohl die angrenzenden Geschäfte als auch die Anwohner verfügen über eigene Stellpätze (...) Die Bereitstellung von neuen kostenfreien Stellplätzen stellt (...) einen unverhältnismäßig hohen finanziellen Aufwand dar." Dabei fallen für die Stadt beim aktuellen Planungsstand keine Kosten an. Dank eines Vertrags mit dem Investor kommt dieser für Planungskosten und Gutachter auf.
Stadt Velbert braucht das Geld noch 2017
Finanzielle Interessen der Stadt Velbert sind übrigens auch der Grund für die Eile bei diesem Bebauungsplanverfahren: "Es besteht die Dringlichkeit, das Verfahren noch in diesem Jahr abzuschließen, um die eingeplanten Verkaufserlöse im laufenden Haushaltsjahr zu erzielen", heißt es in der Ratsvorlage.
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