Lebensmittel sind kein Ramsch
Der Preisdruck auf landwirtschaftliche Erzeuger hat mehrere Ursachen. Der Präsident des Rheinischen Landwirtschafts-Verbandes Bernhard Conzen verweist auf die handelspolitischen Folgen der Ukraine-Krise. „Hier sehe ich die Politik in der Pflicht, die Betriebe mit den Auswirkungen dieser außenpolitischen Krise nicht alleine zu lassen. Das derzeit bestehende Sicherheitsnetz der EU beruht auf einem Interventionspreisniveau aus dem letzten Jahrzehnt und berücksichtigt nicht die gestiegenen Kosten.“
„Lebensmittel sind mehr wert – dieser Grundsatz hat auch für den Lebenmittelhandel zu gelten“, fordert der Bauernpräsident und verurteilt Werbepraktiken, in denen Lebensmittel als Ramschware ausgelobt werden. Hinzu kommt eine immer stärke Konzentration im Lebensmittelhandel, Conzen fordert eine stärke Überwachung des Bundeskartellamtes, damit die Konzerne ihre Einkaufsmacht nicht missbrauchen.
„Wir Bauern machen nicht nur satt, sondern wir haben es auch satt, ständig falsche Vorhaltungen gemacht zu bekommen“, ärgert sich der Landwirtschaftsfunktionär und kommt auf die Düngung zu sprechen. Dem NRW-Landwirtschaftsministerium wirft er eine einseitige und falsche Auslegung des Nitratberichtes vor, nachdem die Bauern zu viel Gülle ausgebracht haben. „Dabei gibt es gerade Erfolge bei Wasserkooperationen zwischen Landwirten und Wasserwerken. Gastgeber Gerhard Rosendahl kann das bestätigen: „Seit der Kooperation mit den Stadtwerken sinken die Nitratwerte kontinuierlich.“
Satt haben die Bauern auch die Behauptung, dass ihre Tiere immer mehr durch Importfuttermittel versorgt werden. „Deutsche Bauern erzeugen 88 Prozent des Energie- und 69 Prozent des Eiweißbedarfs selbst“, so Conzen. „Meine Kühe, die Landliebe-Milch erzeugen, erhalten zu 100 Prozent heimische Futtermittel“, ergänzt Rosendahl. Die Vereinten Nationen haben das „Jahr des Bodens“ ausgerufen, doch diese Grundlage aller Landwirtschaft wird hierzulande immer weniger. „Wir haben es satt, zugepflastert zu werden“, protestiert Conzen. „Täglich werden in NRW zehn bis 15 Hektar landwirtschaftliche Nutzfläche versiegelt. „Diese Äcker fallen nicht nur für die Erzeugung von Lebensmitteln weg, auch der Lebensraum für wilde Tiere wird immer kleiner. Unser eindringlicher Appell geht an die Verantwortlichen und Entscheidungsträger in Politik und Gesellschaft, den grenzenlosen Verbrauch landwirtschaftlicher Flächen zu stoppen.“
Autor:Lokalkompass Niederberg aus Velbert |
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