Laubsauger & Motorsägen gegen die Herbstruhe

Wenn ich an meine Kindheit in Velbert denke, kommt mir schnell die Schönheit des Herbstes in den Sinn. Birth war Anfang der 70er Jahre ein komplett grüner Stadtteil, was für uns Kinder ein reines Paradies war. Besonders gerne marschierten wir durch die herbstlichen Blätter, die überall am Boden lagen und geradezu dazu einluden, dass wir uns gegenseitig damit bewarfen. Wir waren glücklich und hatten unseren Spaß.

Heute wäre das nicht mehr möglich, denn aus irgendwelchen unerfindlichen Gründen scheint „Natur“ inzwischen etwas Böses geworden zu sein. Jedes einzelne Blatt wird mit einem der unsäglichen Laubsauger von links nach rechts gepustet. Fast jeden Tag sieht man Truppen von Gartenbau-Arbeitern durch Birth ziehen, die sich wohl zum Ziel gesetzt haben, jeden Baum langsam aber sicher zu zerstückeln. Gartenpflege ist natürlich eine sinnvolle und nützliche Sache, aber es drängt sich immer mehr der Eindruck auf, dass wir es hier mit Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen oder möglichst kompletten Aufbrauchen von irgendwelchen Budgets zu tun haben.

Anstelle des Soundtracks meiner Jugend, der von im Wind raschelnden Bäumen und singenden Vögeln bestimmt war, hören die Kinder heute nur noch Laubsauger und Motorsägen, die vom alltäglichen Gedudel der Schrottsammler untermalt werden. Wieder ein Grund mehr, warum ich heute kein Kind mehr sein möchte

Autor:

Tim Graefe aus Velbert

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