Expertin nimmt Bäume am Schloss Hardenberg unter die Lupe
Ob die Zeder auf der Wiese des Schlossparks aus dem Libanon stammt, dem Himalaya oder doch aus dem Atlasgebirge? Das muss Forstwissenschaftlerin Ute Nolden-Seemann noch genau prüfen. Aber fest steht: Der Baum kommt von weit her.
Als Dr. Peter Egen, Vorsitzender des Fördervereins Schloss Hardenberg, dem Gespräch einer Familie lauschte, in dem gerätselt wurde, vor welchem Baum man gerade steht, reifte in ihm eine Idee. „In Zeiten, in denen Kinder kaum eine Buche von einer Eiche unterscheiden können, sollten wir mit Informationstafeln nachhelfen.“
Der engagierte Nevigeser griff zum Telefonhörer und fand mit der Forstwissenschaftlerin Ute Nolden-Seemann eine ausgesprochene Expertin, die jetzt zur Bestimmung der Bäume rund um das Schloss Hardenberg kam. Bei manchen Exemplaren konnte sie schon aus zehn Metern Entfernung sagen, um welchen Baum es sich handelt. Etwa bei den Blutbuchen, die rechts und links vor dem Haupteingang des Herrenhauses stehen. „Dabei handelt es sich um eine kleine genetische Veränderung der heimischen Rotbuche. Hier dominiert der rote Farbstoff in den Blättern, weshalb die Blutbuche zu ihren tiefroten Blättern kommt.“
Daneben steht eine aus Nordamerika stammende Roteiche. „Die haben die Preußen nach Deutschland gebracht. Das Holz wurde im Ruhrgebiet als Grubenholz zur Stabilisierung der Stollen verwendet“, berichtet die Expertin, die seit 2000 das Waldpädagogische Zentrum Burgholz in Wuppertal-Cronenberg leitet.
Schwieriger gestaltet sich die Unterscheidung zwischen Sommer- und Winterlinden. Beide kommen am Schloss Hardenberg vor, zur Bestimmung muss Nolden-Seemann Blätter vom Baum zupfen. „Die Sommerlinde hat weiße Härchen auf den Blättern, die Winterlinde braune. Zudem hat die Winterlinde mehr Blüten.“
Die Expertin weiß, wie es zu der Artenvielfalt im Schlosspark kommt: „Ab dem 17. Jahrhundert war es modern, dass Adelige ihre Parks mit fremdländischen Bäumen bepflanzen ließen. Exotisches galt als Statussymbol.“ Es habe Pflanzenjäger gegeben, die weit gereist seien, um fremdländische Pflanzen zu importieren. „Sie brachten das Saatgut mit. Meistens kultivierten Baumschulen dann die Pflanzen, bevor sie den Weg in die Gärten von Privatleuten fanden.“ Die großen Bäume vor dem Herrenhaus, so die Schätzung, sind ungefähr 100 Jahre alt. „Aber da bin ich vorsichtig, denn verschiedene Faktoren beeinflussen das Wachstum.“
Noch in diesem Jahr sollen Informationstafeln an den Bäumen im Schlosspark und am Ententeich angebracht werden, kündigt Egen an. Darauf wird die deutsche Bezeichnung, der botanische Name und einiges zur Geschichte des Baumes interessierten Besuchern Aufschluss geben. Die Kosten trägt der Förderverein.
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