Musik aus Tönisheide
Von der Straße ins Studio
"A Million Times" heißt die Debüt-Single der 20-jährigen Emmeline Gracie aus Tönisheide. Am 28. Mai wird sie auf allen Streaming-Plattformen veröffentlicht.
Und weil die Corona-Pandemie die junge Songwriterin zurzeit in ihrer Wahlheimat Irland festhält, freut sie sich umso mehr auf Unterstützung aus der Heimat.
"Ich bin schon echt aufgeregt und glücklich, dass es jetzt bald wirklich losgeht", freut sich Emmeline, die bereits in frühen Jahren die Musik für sich entdeckt hat. Mit 13 Jahren eignet sie sich autodidaktisch Gitarre an, schon früher hatte sie sich auf der Geige ausprobiert. Seit einem Jahr lernt sie dazu Klavier. Eine klassische Musikausbildung hat sie allerdings nicht genossen. Auch das Schreiben von Gedichten und Kurzgeschichten begeistert das junge Mädchen. Schließlich wird ihr klar, wie sie die beiden Leidenschaften miteinander verbinden und so ihre künstlerische Ader am besten ausleben kann.
"Eigene Songs zu schreiben, Geschichten zu erzählen, und die dann auch noch musikalisch zu vertonen, das ist einfach der Traum für mich", schwärmt die Halb-Italienerin, die es nach ihrem Abitur vor zwei Jahren am Nikolaus-Ehlen-Gymnasium in Velbert zum Studium nach Dublin gezogen hat.
"Nachdem ich mit 15 Jahren für ein Jahr in den USA war, war mir klar, dass ich auch nach der Schule am liebsten irgendwo studieren möchte, wo ich Englisch im Alltag sprechen kann. Natürlich hätte ich zum Beispiel auch nach London gehen können, aber hier in Dublin hat man viel mehr das Gefühl, in einer kleinen Stadt zu leben. Da habe ich mich direkt wohl gefühlt." In ihrem Studiengang "Commercial Modern Music" steht vor allem Songwriting im Mittelpunkt.
"Eigentlich ist mein Studium sehr praktisch orientiert, es gibt viele Live-Auftritte und Audition-Wochen. Das geht momentan leider nicht, und so findet jetzt seit einem Jahr das meiste online statt. Hier lernen wir den theoretischen Teil wie das Marketing besser kennen." Musik ist ihr Leben, das merkt man auch an ihrem ungewöhnlichen Nebenjob: Wenn andere junge Mädchen in ihrer freien Zeit kellnern oder im Einzelhandel tätig sind, zieht es Emmeline auf die Straße.
"Hier in Dublin habe ich die Straßenmusik für mich entdeckt", erzählt sie. "Das ist eine super Gelegenheit, um direkt mit dem Publikum in Kontakt zu kommen und einfach auch zu schauen, wie die Resonanz auf etwas ist, was ich viele Jahre nur für mich gemacht habe." Gemeinsam mit Freunden oder auch allein spielt sie zu normalen Zeiten in der Grafton Street, der großen Einkaufsmeile von Dublin, vor internationalem touristischem Publikum. Einer dieser Auftritte hat im letzten Jahr große Wellen geschlagen: Ihre Interpretation von Bruce Springsteens Hit "I’m On Fire“ verhalf der jungen Musikerin innerhalb kürzester Zeit zu mehr als zwei Millionen Aufrufen bei YouTube. Seitdem kann sie bereits auf eine kleine Fangemeinde zurückblicken, die sie fleißig unterstützt, und für die sie auch schon einige eigene Songs eingespielt und veröffentlicht hat. Dadurch wird auch der Londoner Produzent Josh Northwood auf Emmeline aufmerksam.
"Im Dezember hat er über Instagram Kontakt zu mir aufgenommen und angefragt, ob wir nicht zusammen etwas auf die Beine stellen wollen. Ich hatte sowas vorher noch nie gemacht, war aber natürlich sofort Feuer und Flamme." Über Weihnachten fährt sie zur Familie nach Deutschland und vertieft sich in den kreativen Schreibprozess. Der Kontakt mit Josh Northwood läuft von da an hauptsächlich über Zoom und E-Mails.
"Natürlich waren die Aufnahmen schließlich ganz anders als ich mir das immer vorgestellt habe. Ich bin nicht in ein richtiges Studio gegangen und habe vor Ort alles eingesungen, sondern wir mussten uns digital mit dem arrangieren, was möglich war. Es war toll, dass wir sofort einen super Draht zueinander gefunden haben, und obwohl wir uns persönlich noch nie getroffen haben, ist alles trotzdem sehr intim und persönlich abgelaufen." Denn ehrliche Kunst abzuliefern, die sich auch mit privaten Themen auseinander setzt, ist der Tönisheiderin sehr wichtig.
"Ich schreibe über Dinge, die mich beschäftigen, die ich selbst erlebe und die etwas mit mir machen. Für mich persönlich ist das einer der wichtigsten Bausteine meiner Musik. Nur so kann ich authentisch bleiben." Thematisch verarbeitet die Sängerin in "A million times" die Schwierigkeiten einer Fernbeziehung. Ausgelöst durch die Isolation im vergangenen Jahr, Distanz und Misskommunikation gipfelte ein Beziehungsstreit mit ihrem in den USA lebenden Freund schließlich in der Frage, ob es so etwas wie Seelenverwandte gibt oder ob man manchmal um etwas kämpft nur um des Kämpfens willen. Einordnen lässt sich ihre Musik in eine Mischung aus Indie-Folk und Pop. "A million times" ist eine Ballade, an der Künstler wie Birdy, Ocie Elliott oder Bon Iver Gefallen finden würden.
In ein bis zwei Wochen hofft Emmeline ihre Musik auch wieder live auf der Straße präsentieren zu können. Dann sollen auch in Dublin die Beschränkungen wieder ein wenig gelockert werden. Jetzt schaut sie erst einmal der Veröffentlichung ihrer ersten Single am kommenden Freitag entgegen. Mehr Songs sind bereits geschrieben und noch in diesem Jahr soll eine weitere Single veröffentlicht werden.
"Toll wäre natürlich auch, wenn die lokalen Radio-Sender sie spielen würden, denn einen Plattenvertrag habe ich noch nicht", hofft die 20-Jährige auch auf die Unterstützung der heimischen Medien. Wer mehr über Emmeline Gracie erfahren möchte, kann dies über ihren YouTube-Kanal, via Instagram oder Facebook.
Autor:Janina aus dem Siepen aus Hattingen |
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