Triste Kästen bunt bemalt
Unscheinbar stehen sie herum, fallen kaum auf. Und wenn, dann durch Schmierereien oder Graffiti: Stromkästen. Das soll sich in Velbert ab sofort ändern: Das Kunstprojekt „Velberter Kunstkästen“ verfolgt das Ziel, Stromkästen im öffentlichen Raum bunt zu gestalten. Den Auftakt haben jetzt die Siebtklässler der Realschule Kastanienallee gemacht. Im strömenden Regen griffen sie zu Pinsel und Farben, um die Stromkästen rund um das Schulgebäude an der Kastanienallee zu verschönern.
„Wir hatten morgens überlegt, ob wir überhaupt starten sollen“, berichtet Kunstlehrerin Ulrike Reinelt. „Aber die Schüler wollten unbedingt.“
Ob Schwammkopf Spongebob in Nähe der benachbarten Kita Junior-Welt, Blumenranken oder ein Traumbaum: Die Schüler ließen ihrer Kreativität freien Lauf, hatten in den vergangenen vier Wochen ihre Darstellungen zum Thema „Durchblick, Blick in andere Welten und Dimensionen“ zunächst auf Papier gebracht, bevor es nun in den öffentlichen Raum ging.
„Einige Autofahrer haben angehalten und uns gefragt, was wir da machen. Einer wollte uns nicht glauben, dass wir die Stromkästen anmalen dürfen“, berichtet Rabea, Schülerin der 7c. Sie hat mit einigen Mitschülerinnen den Traumbaum entworfen. Beim Bemalen des Kastens mit Acrylfarbe ging etwas schief, der Regen ließ die Farben an einer Stelle verlaufen. „Aber das sieht gut aus, wir überlegen jetzt, das auf der anderen Seite genauso zu machen“, arrangierten sich die Schüler mit der Situation. Schülerin Eva: „Das hat Spaß gemacht. Auch im Regen.“
Bis zu den Sommerferien sollen die ersten fünf Stromkästen in Velbert-Mitte durch die Realschüler fertig bemalt sein. Aber damit ist das Projekt längst nicht am Ende. „Ich möchte, dass nach und nach jede Velberter Schule die Stromkästen in ihrem Umkreis künstlerisch gestaltet“, sagte Dieter Sander-Manzek von der Musik- und Kunstschule Velbert.
Denn dies sei nicht nur schön anzusehen, sondern habe auch einen pädagogischen Wert. „Die Schüler übernehmen Verantwortung.“ Um das Ergebnis haltbar zu machen, werden die Kunstwerke mit einem Speziallack versiegelt. Zehn Jahre sind laut Sander-Manzek problemlos möglich.
Bert Gruber, Vertriebsleiter der Stadtwerke Velbert, findet die Aktion gut. „Vandalismus, insbesondere Schmierereien, sind ein großes Thema an unseren Stromkästen. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass die Hemmschwelle bei schön gestalteten Kästen größer ist.“
Außerdem an dem Projekt beteiligt ist der Verein Brachland, der Velberter Künstler bittet, ebenfalls einen Stromkasten zu gestalten. Auch hier ist der Anfang bereits gemacht: Achim Schläbitz hat zwei Kästen in Langenberg verschönert.
Die Angst, dass irgendwann die zu bemalenden Stromkästen ausgehen, ist unbegründet. „Es stehen tausende auf Velberter Stadtgebiet“, versichert der Vertriebsleiter der Stadtwerke.
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.