Tafel informiert über das Scheindorf
Bunker der Stahlwerksattrappe auf dem Rottberg kann besichtigt werden
Von der Krupp´schen Nachtscheinanlage auf dem Rottberg sind fast alle Anlagen bis auf einen Bunker verschwunden. Auf diesen Bunker macht nun eine Historientafel am Neanderlandsteig aufmerksam.
Jürgen Lohbeck hatte vor vier Jahren die Anlage dokumentiert. Das „Scheindorf“ in Velbert wurde 1941 gebaut, um die britischen Bomber, die vornehmlich nachts angriffen, von der Krupp´schen Gußstahlfabrik in Essen abzulenken. Um die Piloten zu irritieren, wurde das Wasser aus dem Baldeneysee abgelassen und in zehn Kilometer Luftlinie von der echten Krupp-Fabrik eine Attrappe auf der grünen Wiese aufgebaut. Mit einfachen Baumaterialien, wie Holz und Dachpappe, wurden Fabrikhallendächer, Schornsteine und Kühltürme aufgebaut. Es gab sogar ein Gasometer, mittendrin fuhr eine richtige kleine Eisenbahn.
Bei Tag waren die Attrappen aus der Luft kaum erkennbar, weil sie gut getarnt wurden. In der Nacht wurde die Anlage schwach beleuchtet, künstliche Feuer sollten die Gießöfen darstellen, damit die britischen Bomberbesatzungen dachten, dass die Waffenschmiede des Deutschen Reiches vor ihnen liegt. Die elektrischen Schaltungen wurden von einem eigens gebauten Bunker vorgenommen, der den Bedienungsmannschaften Schutz bei den Angriffen geben sollte.
"Das ist einmalig!“
Direkt nach dem Krieg wurde die Anlage abgebaut, nur der massive Leitstand aus Beton blieb stehen. „Er wurde von einem Landwirt als Stall genutzt. Als die britischen Besatzer den Bunker beseitigen wollten, konnte der Bauer sie überzeugen, dass der Bunker dringend für die Landwirtschaft gebraucht wird“, weiß Jürgen Lohbeck. "Solche Scheinanalgen gab es viele in Deutschland, aber nur dieser Bunker blieb erhalten. Das ist einmalig!“
„Deshalb haben wir beschlossen, am Neanderlandsteig eine Stele mit einer Informationstafel aufzustellen“, so Sven Polkläser. Er ist ebenso wie Jürgen Lohbeck, Dr. Helmut Grau, Wolfgang Erley, Bernd Knop und Josef Niedworok ehrenamtlicher Mitarbeiter im LVR-Amt für Bodendenkmalpflege. Sie alle verfolgen intensiv die Spuren des Zweiten Weltkriges im Niederbergischen und fanden private Förderer, um die Tafel aufzustellen. Denn: Man muss schon genau hinschauen, um von dem Wanderweg aus den Bunker zu entdecken, der sich neben einem Hochspannungsmast hinter einem Gebüsch versteckt.
Seit 2013 ist der Leitbunker eingetragenes Denkmal der Stadt Velbert. Er befindet sich in Privatbesitz und ist der Öffentlichkeit nicht zugänglich. Am Tag des Denkmals aber, also am 11. September, werden die Ehrenamtler des Landschaftsverbandes Rheinland (LVR) von 10 bis 17 Uhr das deutschlandweit einmalige Baudenkmal noch einmal vorstellen.
Autor:Lokalkompass Niederberg aus Velbert |
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