Für Gäste wurde Neviges zum Tokio-Hotel
St. Mary-Scouts aus Musashino bei Pfadfinder-Treffen

Rund 70 Teilnehmer stark war die deutsch-japanische Gruppe, hier am Pfarrheim "Glocke" in Neviges an der Tönisheider Straße. Foto: Bangert
  • Rund 70 Teilnehmer stark war die deutsch-japanische Gruppe, hier am Pfarrheim "Glocke" in Neviges an der Tönisheider Straße. Foto: Bangert
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Die Nevigeser Pfadfinder pflegen seit 33 Jahren eine Freundschaft mit Scouts aus Japan. Drei erlebnisreiche Wochen liegen hinter den St. Georg-Pfadfindern Hardenberg-Neviges. Sie hatten jetzt 21 St. Mary-Scouts aus Musashino im Nordwesten Tokios zu Gast.

Von Reinhard Lüdeke

Die 15 Boys und sechs Girls lebten währenddessen in Gastfamilien, eine Woche verbrachte eine rund 70 Teilnehmer zählende japanisch-deutsche Gruppe außerdem im Zeltlager des DPSG-Bundeszentrums Westernohe.
Die Freundschaft der beiden Pfadfinder-Stämme reicht 33 Jahre zurück, die Geschichte dahinter noch vier Jahrzehnte weiter: Im Jahr 1949 hatte der aus Velbert stammende Pater Peter Karl Reitz, der mit weiteren Geistlichen der Steyler Missionare in Tokio tätig war, die japanische Pfadfinder-Gruppe gegründet. Ihm zu Ehren suchten die Scouts anlässlich ihres 40. Geburtstages im Jahr 1989 den Kontakt und fanden zu den damals einzigen Pfadfindern in Velbert. Es blieb nicht bei einem Besuch, bei dem bereits viele Freundschaften entstanden: Seither besuchen sich die Stämme regelmäßig. Nachdem zuletzt 2016 eine Abordnung aus dem Wallfahrtsort nach Tokio gereist war, waren jetzt – nach einiger Verzögerung durch Corona – die St. Mary-Scouts in Neviges.

Boy Scouts und Girl Scouts zusammen 

Während sich die Besucher in der ersten Woche einlebten, standen diverse Ausflüge – als Gruppe mit den deutschen Pfadfindern oder individuell mit ihren Gastfamilien – auf dem Programm, unter anderem zum Kölner Dom und an die Müngstener Brücke, zu Schloß Burg sowie ins Schloß- und Beschlägemuseum. Eine Wanderung zu den Alpakas von Familie Tüsselmann war auch für die deutschen Pfadfinder kein alltägliches Erlebnis.
Gewisse Mentalitätsunterschiede offenbarten sich am Rande. So empfanden Kei Kobayashi und Naoki Shimada die Fahrten mit der Bahn als interessantes Abenteuer: Züge mit massiven Verspätungen, die gar ganz ausfallen? Unvorstellbar in Tokio, so die jungen Japaner. Auch eine Kehrmaschine wurde bestaunt: „So was habe ich bei uns noch nie gesehen“, bekannte Kei – in Japan kehrt wortwörtlich ein jeder vor der eigenen Tür …

Gewandert, gesungen und gelacht

Ein tolles Gemeinschaftserlebnis war das gemeinsame Zeltlager in Westernohe, berichtete Noah Sander vom Vorstand der Nevigeser Pfadfinder. Ein prachtvoller Sternenhimmel faszinierte die Gäste aus Nippon besonders: „Davon sieht man in Tokio nichts, dazu ist es zu hell und zu diesig“, bedauerte Toshimitsu Kohsaka, der 24-jährige Leiter der Boy Scouts. Dass seine Jungs mit den Girl Scouts etwas wie das Zeltlager gemeinsam unternehmen, war für die Gäste aus Japan ebenfalls ein Erlebnis – in der Heimat agieren beide Gruppen fast ausnahmslos getrennt. Zusammen mit den deutschen Pfadfindern wurde gekocht und gewandert, viel gesungen und gelacht. Kein Problem war die Verständigung, zumeist auf Englisch, mit Hilfe von Übersetzungs-Apps oder auch mit Händen und Füßen.: „Die Gruppen sind fantastisch zusammengewachsen. Alles wurde gemeinsam gemacht, es gab keinerlei Grüppchen-Bildung, und es wurden viele Freundschaften geschlossen“, so die gemeinschaftliche Bilanz von Toshimitsu Kohsaka und Noah Sander. Einzig Corona trübte den Spaß ein wenig: Etwa ein Dutzend Teilnehmer beider Gruppen musste zeitweilig ins „Quarantäne Camp“ wechseln, darunter auch Sander. „Zum Glück litt niemand unter ernsten Symptomen“, berichtete Kuratin Ann-Christin Daldrup.

Ein gemeinsamer Gottesdienst

... und zum Abschied eine große Farewell-Party rundeten das Programm ab. „Ich hätte mir damals nie träumen lassen, dass diese wunderbare Freundschaft so lange Bestand hat und weiterlebt“, bekannte Anne Heimansberg-Schmidt. „Ich hätte mir damals nie träumen lassen, dass diese wunderbare Freundschaft so lange Bestand hat und weiterlebt.“

Autor:

Harald Landgraf aus Dinslaken

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