Neviges-Blog ist für Grimme-Online-Award nominiert

Als der Anruf vom Grimme-Institut kam, glaubte Norbert Molitor an einen Scherz. „Ich habe als erstes die Telefonnummer überprüft.“ Aber es stimmte: Sein Blog „42553 Neviges“ ist eines von 23 nominierten für den Grimme-Online-Award 2014.

Allein das ist schon eine super Leistung, denn die Jury wählte die 23 besten Webseiten aus mehr als 1.000 Bewerbungen aus. In der Kategorie „Kultur und Unterhaltung“ tritt er gegen Online-Angebote der „Neuen Zürcher Zeitung“ oder von ARTE an. Und dabei hatte alles ganz zufällig begonnen. „Ich habe mir vor sechs Jahren eine Kamera gekauft und bin damit durch Neviges gestreift. Das Ergebnis waren Fotos, die ich online stellen wollte.“ Der Grundstein für das Blog „42553 Neviges“ war gelegt.
Seitdem garniert er seine konsequent schwarz-weißen Bilder mit humorvollen und manchmal scharfzüngigen Texten. „Ich brauche für eine Bildunterzeile fünf Minuten. Das ist ganz schnell gemacht“, sagt der Grafiker und Designer. Das ist ihm wichtig, dass es schnell geht. Schließlich ist das Blog nicht seine einzige Beschäftigung. Molitor gestaltet Ausstellungen, ist Zeichner - übrigens ausschließlich von Stühlen - und zweiter Vorsitzender des Kunstvereins Brachland.
In der Begründung der Grimme-Jury zur Nominierung heißt es: „Treffsicher beschreibt er zumeist die hässlichen Seiten der Stadt, die Folgen von Entvölkerung, die Trostlosigkeit geschlossener Geschäfte und die Unfähigkeit der Politik. Diese über Neviges hinaus gültigen Themen und der humorvolle Ton machen das Blog auch für Außenstehende interessant.“
Und tatsächlich hat Molitor eine Fangemeinde, die weit über die Stadtgrenzen hinaus reicht. „Immer wieder erhalte ich Zuschriften aus den USA, Spanien oder anderen Ländern. Oft verfolgen ehemalige Nevigeser das Leben in ihrer alten Heimat“, sagt Molitor. Mit dem Blog verfolgt er das Ziel, den früheren Touristenort Neviges wiederzubeleben. Dazu legt er gerne die Finger in die Wunde. „Eben weil mir Neviges am Herzen liegt, kann ich nicht akzeptieren, dass zwölf Jahre lang ein tolles Gebäude wie das Schloss Hardenberg saniert wird. Es passiert einfach zu viel Blödsinn.“
Sein Blog erzielte bislang rund 6.000 Klicks im Monat. Seit die Nominierung öffentlich ist, steigen die Zahlen stetig an. Das ist Molitor aber nicht wichtig. „Ich möchte damit ein bisschen Spaß haben.“
Und für den ist er selbst auch zu haben. So etwa, als er den Bürgermeisterkandidaten wegen seines Ponys zum Friseur nach Neviges bestellte. Kurzerhand war die Haarpracht ab. Oder als Molitor in seinem Schlafzimmer feststellte, dass Bauarbeiter, die die Stadtkirche sanieren, einen super Einblick haben. Seitdem hängt ein Schild im Fenster: „Reingucken verboten.“
Die Preisverleihung des Grimme-Online-Awards 2014 findet am 27. Juni in Köln statt.

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