Geschichte und Geschichten

Nachdem sich Dieter Klemp in seinen ersten beiden Büchern mit der Nachkriegsgeneration beschäftigt hatte, suchte er nach einem neuen Velberter Thema.

Vor über zwei Jahren hörte er bei der Briefmarken-Sammlergemeinschaft Velbert einen Vortrag des Bahnhistorikers Friedrich Prehn über die Saubrücke. „Da habe ich festgestellt, dass es noch kein Buch über die Saubrücke gibt. Da ich mal an der Bergischen Straße ganz in der Nähe der Brücke gewohnt hatte, habe ich eine besondere Beziehung zu dem Bauwerk. Die Saubrücke gibt nicht genug für ein Buch her, deshalb mussten alle Brücken in Velbert herhalten, außer den kleinen Bachbrücken, die in Privatbesitz sind.“ Dieter Klemp sammelte Fotos, Zeichnungen und Anekdoten rund um die Velberter Brücken.
„Das Buch stellt nicht nur Brücken vor, sondern auch die Geschichte der Eisenbahn und der Autobahn“, so Dr. Jutta Scheidsteger vom herausgebenden Scala-Verlag. „Es wird gut ankommen“, prophezeit Ralph Güther, Geschäftsführer der Technischen Betriebe Velbert, die 66 Brücken in der Stadt unterhalten.
Güther bezeichnete den Autor als einen „liebenswerten Velberter“, der mit seiner „bergisch direkten Art“ bei den Technischen Betrieben hartnäckig nach Informationen suchte. Der 72-jährige Klemp hat eine gewisse Beziehung zur Velberter Stadtverwaltung: Nach der Realschule absolvierte er eine Lehre als Vermessungstechniker, um danach die Ingenieurschule zu besuchen, anschließend war er für ein großes Unternehmen im Tief- und Straßenbau tätig.
Den größten Teil des Buches nimmt die Saubrücke ein. Verständlich, denn bei ihrer Fertigstellung 1924 handelte es sich um die höchste Natursteinbrücke in der ehemaligen Rheinprovinz. Damals war sie 40 Meter hoch, durch Aufschüttungen am Talgrund misst sie heute nur noch knapp 34 Meter. Zahlreiche Fotos aus der Bauphase und dem Betrieb begeistern den Eisenbahnfreund und den Heimatliebhaber. Dazu kommen persönliche Erinnerungen von Velbertern, die sie auf, an und unter der Brücke hatten. Sensibel nähert sich Klemp dem Thema Suizid, immer wieder zog die Brücke Lebensmüde an. Für Schlagzeilen und Betroffenheit sorgte im Juni 1990 ein Unglück, bei dem vier Kinder starben. Die Ferienkinder aus Duisburg suchten unter einer Brücke des Rinderbaches in Sichtweite der Saubrücke Schutz vor einem Wolkenbruch, als sie von einer Flutwelle aus einem höher gelegenen Überlaufbecken mitgerissen wurden.
Im Langenhorster Wald versteckt befindet sich die Brücke der einstigen Pferde-Schleppbahn, über die Erz aus Velbert und Heiligenhaus zur Verhüttung nach Kupferdreh gebracht wurde. Neben den Brücken in Velbert widmet sich das Buch den Brücken in Langenberg und Neviges. Viele Brücken brachte der Bau der heutigen Autobahn A 535 und der A 44, ebenso entstanden mit der Schaffung der S 9 neue Brücken an der Eisenbahn. Und es wurde eine Brücke verhindert: Durch den Einsatz der Bürger verzichtete die Bahn AG darauf, eine Überführung in Nierenhof zu bauen. „Man muss auch über den Tellerrand schauen“, findet Klemp und beschreibt dabei die Waggonbrücke in Heiligenhaus, stellt im Anhang Wappen, Literatur und Filme über Brücken auf, zeigt Brückenmotive auf Briefmarken. Zuletzt hat der Sportler den Velberter Brückenlauf ins Leben gerufen. Und die VSG-Turnerinnen Lena Baakes und Meike Endemann machen eine Brücke über Kerstin Förster.

Autor:

Miriam Dabitsch aus Velbert

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