Langenberger spendeten für die Versorgung der Soldaten im Ersten Weltkrieg
Ein Zug mit großer Bedeutung

Autor Jürgen Lohbeck ist sich darüber im Klaren, dass die Bilder seines neuen Buches nicht das Grauen wiedergeben, dass in dem Langenberger Lazarettzug geherrscht haben muss.  | Foto: Ulrich Bangert
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  • Autor Jürgen Lohbeck ist sich darüber im Klaren, dass die Bilder seines neuen Buches nicht das Grauen wiedergeben, dass in dem Langenberger Lazarettzug geherrscht haben muss.
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Lazarettzüge, mit denen Verwundete von der Front geholt wurden, hatten im Ersten Weltkrieg eine große Bedeutung.

Neben den wenigen, staatlichen Sanitätszügen spielten die von privaten Institutionen und Städten eine große Rolle. Einer davon war der „Vereins-Lazarettzug Y3 Langenberg/Rheinland.“

Neues Material gefunden

Der Geschichtsforscher Jürgen Lohbeck stieß auf diesen Zug bei seinen Recherchen zum Langenberger Eisenbahnausbesserungswerk. „Das existierte von 1848 bis 1930 und wurde immer modernisiert und ausgebaut, bis schließlich kein Platz mehr da war. Die Hallen wurden anderweitig genutzt. In dem alten Lokschuppen sollte die Feuerwehr untergebracht werden, schließlich gab es dort einen Neubau“, erinnert sich Lohbeck. „Der Lazarettzug ist keine Neuentdeckung, bereits Ophüls erwähnte ihn in seiner Stadtgeschichte." Allerdings habe er neues Material gefunden: Ein Düsseldorfer Auktionshaus hatte den Nachlass des Arztes Dr. August von Oy versteigert, der in dem Zug tätig war. "Ich erhielt die Erlaubnis, die Feldpostkarten zu verwenden. Leider konnte der Kontakt zu dem Käufer nicht hergestellt werden, so dass eine persönliche Einsichtnahme nicht erfolgen konnte“, bedauert Lohbeck.

Von Unglücken blieb der Vereinslazarettzug nicht verschont: Hier gab es eine Entgleisung, wahrscheinlich durch einen Auffahrunfall. | Foto: Ulrich Bangert
  • Von Unglücken blieb der Vereinslazarettzug nicht verschont: Hier gab es eine Entgleisung, wahrscheinlich durch einen Auffahrunfall.
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Eine genaue Zuweisung der Orte und Personen war demnach nicht möglich, aber immerhin wurde auf den Bildern der Langenberger Gottfried Conze Junior identifiziert. Der Langenberger Rittmeister der Reserve fuhr als Begleitoffizier auf dem Zug mit. Wenige Monate nach Kriegsbeginn gab es in Langenberg einen Aufruf zu einer freiwilligen Kriegssteuer zur Beschaffung eines Lazarettzuges, der bereits von 68 namhaften Langenbergern unterzeichnet war. Bürgermeister Angermann konnte über 52.000 Reichsmark an Spenden verzeichnen. Die Staatsbahn musste den Zug stellen, der in der Königlichen Eisenbahnhauptwerkstätte Langenberg ausgerüstet wurde.

Langenberger spendeten
„Liebesgaben“

Dazu spendeten die Langenberger „Liebesgaben“, angefangen von eimerweise Marmelade über Wurst- und Fleischkonserven über Zigarren, Zigaretten, Tabak, Wein und Cognac. Am 15. März 1915 wurde der Zug mit dem damals üblichen, heute befremdlichen nationalen Pathos an die Westfront verabschiedet. Zuvor konnten ihn die Langenberger besichtigen, wegen seiner Länge von 450 Metern wurde er geteilt auf den Anschlussgleisen der Holzhandlung Lumbeck ausgestellt. Neben mehreren Ärzten war der Zug durch Pfleger des Deutschen Rotes Kreuzes der gesamten Rheinprovinz und zwei Langenberger besetzt, dazu kamen Kaiserswerther Diakonissen.

Bombe fiel neben den Zug

Auf seiner 80. Fahrt im August 1918 fiel in Frankreich eine Bombe neben dem Zug, mehrere Menschen wurden getötet, darunter der Langenberger Pfleger Otto Schmitt. Auf 94 Fahrten legte der Zug „Y3“ über 120.000 Kilometer zurück und holte 23.732 Verwundete von der West- und Ostfront, die auf Lazarette im gesamten Deutschen Reich verteilt wurden. Nach dem Krieg wurden in der Eisenbahnwerkstätte an der Voßkuhlstraße die Sanitätseinrichtungen ausgebaut und verkauft, die 38 Waggons für den normalen Bahnbetrieb genutzt.

Grausamkeiten des Krieges

„Was die Bilder nicht darstellen, ist das Grauen, das in dem Zug geherrscht hat“, stellt Jürgen Lohbeck dar. Eine kleine Ahnung von den Grausamkeiten des Krieges vermittelt ein Brief von Schwester Käthe Landgrebe, die bis 1952 am Langenberger Krankenhaus wirkte. In der Reflexion des Weltkrieges, der 1914 geradezu euphorisch herbeigesehnt wurde, kommt die Langenbergerin 1926 zu dem Schluss, dass Kaiser und Feldherrn „sinnlos und skrupellos Menschenleben aufs Spiel gesetzt hatten.“

Information:
„Der Vereins-Lazarettzug Y3 Langenberg/Rheinland“ ist in der Reihe „Velbert im Quadrat“ beim Scala Verlag Velbert erschienen; Kosten: 24,80 Euro; ISBN 978-3-9819265-6-9.

Autor:

Maren Menke aus Velbert

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