Der Kampf alter, kranker und pflegebedürftiger Menschen

Ein weitreichendes kontroverses Thema-ich weiß. Ich moechte aber hier einmal meine Erfahrungen mitteilen und vor allem vielleicht auch manchen Mut machen-nämlich nie aufzugeben udn sich nicht alles gefallen zu lassen-es lohnt, zu kämpfen!

Alte, schwerkranke und schwerst pflegebedürftige Menschen haben es schwer-nicht nur in unserer Gesellschaft zum Teil, sondern vor allem mit der herrschenden Bürokratie und Kosteneinsparungen im Gesundheitswesen.

Erschwerend für die meisten ist, dass sie selber meistens nicht wirklich mehr in der Lage dazu sind, diese Kämpfe aufzunehmen und es als gegeben hinnehmen, was die Krankenkassen z. B. sagen.

Da sind die Angehörigen gefragt-Glück haben die, die noch welche haben.

Mein Stiefvater wird seit Juni letzten Jahres beatmet, lag lange zeit im künstl. Koma in versch. Krankenhäusern. Hier muss ich wirklich mal unser Klinikum loben, die Intensivstation dort ist bemerkenswert gut und vor allem für die stark verängstigten und verunsicherten Angehörigen imemr da-speziell Dr. Powaga-einfach ein sehr menschlicher Arzt. Zunächst einmal wurde er in ein Heim in Essen-da Velbert so etwas nicht hat- mit Beatmungsstation verlegt. Das war aber mehr oder weniger eine Katastrophe, also setzte ich alles daran, mich schlau zu machen, wie das mit einer 24-Stunden Pflege zu Hause gehen könnte. Die meisten wissen einfach noch nicht, dass es sowas gibt und viele scheuen sich erstmal vor den Kosten.

Tja-und hier fängt der Kampf an-der Kampf mit den Kassen. Denn diese müssen die 24 Stunden-Pflege übernehmen-einen teil übernimmt die Pflegekasse, was Zuzahlungen Eigenanteil angeht, da gibt es Grenzen wo die anfallen. In unserem Fall sah es so aus, dass ich die Grundpflege selber übernehme, da ich auch meinee Mutter bis zu ihrem versterben daheim gepflegt habe und somit echt kämpfen musste, dass das alles genehmigt wird.

Der Kampf fing eigentlich ja schon damit an,dass die Kasse zunächst arge Zweifel äußerte-man schaute sich gar die Kellerräume an, ob auch genug Platz wäre-wohlgemerkt, es handelt sich um eine 4-Zi-Wohnung mit knapp 90qm und ich wohne gleich nebenan in der gleichen Größe.

Ich habe mir nie was gefallen lassen, gegen alles Widerspruch eingelegt und gekämpft und am Ende meine Kämpfe gewonnen-aber ohne Kampf und Widerspruch ging gar nix. Absolut typisch im Gesundheitswesen.

Nun der neueste Kampf: Mein Stiefvater ist recht fit trotz Beatmung und geniesst Spaziergänge im Pflegerollstuhl. Dafür müssen wir aber-da Hochparterre-5 Stufen überwinden, was sich jedes Mal als Herausforderung darstellt. Und natürlich gefährlich ist und auch nur geht, wenn männliche Pfleger Dienst haben, da wir ihn ja mitsamt Rollstuhl und Geräten nach unten tragen müssen.

Da eine Rampe hier nicht möglich ist (wäre zu steil und laut Aussage der Kasse!!! zu gefährlich(da fragt man sich, was gefährlicher ist, das tragen oder die Rampe) und der Vermieter den Einbau eines Liftes kaum genehmigt-bleibt nur die mobile Treppensteighilfe. Was bekomm ich aber zu hören? Ist aus dem Leistungskatalog unserer Krankenkasse(übrigens die allgemein übliche bekannteste Kasse hier) rausgenommen udn wird nur in Ausnahmefällen genehmigt. Gut und sschön, denk ich, Ausnahmefall haben wir ja. Zu den Ärzten kommen wir zum einen nur mit dem Krankentrapo, was sehr teuer auch ist für die Kasse, zum anderen sollen wir laut Kasse mit ihm arbeiten, ihn eventuell versuchen zu entwöhnen von der Beatmung und mobilisieren-dazu gehört für mich auch die Teilnahme am gesellschaftlichen Leben und nicht nur das Hocken im Pflegezimmer.Zumal sicher frische Luft bei Lungenerkrankungen nicht verkehrt ist.

Und was bekomme ich jetzt gestern wieer zu hören? Die Praxen lägen ja alle ebenerdig und wären somit ohne die mobile Hilfe erreichbar. Hallo? Wir kommen ohne Gefahren und ohne die Hilfe gar nicht erst hin zu den Ärzten.Aber die Treppen im eigenen häuslichen Umfeld würden angebl. nicht zählen. Da frag ich mich doch allen Ernstes, wer sowas festlegt und wo da der Sinn liegt?
Stattdessen zahlt man lieber weiterhin teure Krankenfahrten?Um z. B. von uns aus bis zur Hausärztin,w elche zu Fuss 3 Minuten entfernt liegt, zu kommen?
Und will einem kranken 80jährigen Menschen, welcher ohnehin schon arg eingeschränkt ist, dessen Ehefrau soeben verstorbe ist, verwehren, an die frsiche Luft zu kommen und das Grab seiner Frau zu besuchen???Selber mobil zu bleiben und ohne Rettungssanitäter seine Ärzte zu besuchen?

Man riskiert lieber, dass wir, damit es ihm gut geht, weiterhin die Gefahren eingehen, die nunmal beim runtertragen entstehen? Wer haftet, wenn es hierbei zum Unfall kommt?

Man kann dieses Gerät natürlich auch privat mieten-120 Euro im Monat-sorry, aber wer kann sowas schon?

Da ich zum Glück nie aufgebe und auch nicht ganz unbedarft bin und mich mittlerweile recht gut ausskenne, werde ich auch die neuerliche Schikane nicht auf mir sitzen lassen sondern werde kämpfen für meinen zweiten Papa, der das Recht hat, noch ein wenig was von seinem Leben zu haben nach all den Schicksalsschlägen.

Ich werde weiter berichten...

Autor:

Natalie Dreher-Leier aus Velbert

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