Wärme - auch für die Seele!
„Jacke wie Hose“ ist für immer mehr Menschen nicht nur eine Kleiderkammer.
Wohlige Wärme, Kaffeeduft und herzliche Menschen - kurz eine Atmosphäre zum Wohlfühlen. Das ist das erste Empfinden, welches man wahrnimmt, betritt man die Räumlichkeiten der Kleiderkammer „Jacke wie Hose“ im Herzen von Velbert.
Seit knapp zwei Jahren gibt es die Kleiderkammer „Jacke wie Hose“ (der Stadtanzeiger berichtete) nun schon. Ein wenig abseits in der zweiten Reihe der Offerstraße 14 gelegen, ist sie ein „Kind“ der Stiftung Leuchtturm. Ins Leben gerufen wurde sie von einer Handvoll Velberter Bürger, die sich zum Ziel gemacht haben, Bedürftigen vor ihrer Haustür, praktisch und unbürokratisch zu helfen - nicht nur mit warmer Kleidung. Die wachsenden Besucherzahlen, ließen das Angebot stetig steigen - jetzt wurden auch die Räumlichkeiten erweitert.
„Aus der anfänglich auf einen Raum begrenzten Kleiderkammer ist inzwischen die Anmietung der kompletten 140-Quadratmeter-Wohnung erfolgt. Ein Zeichen dafür, wie gut dieses Angebot angenommen wird“, so Sven Both, Mitbegründer und Vorsitzender der Stiftung Leuchtturm. „Die Kleiderkammer `Jacke wie Hose` war unser erstes Projekt. Inzwischen öffnen unsere ehrenamtlichen Helfer an zwei Tagen in der Woche die Türen - ein dritter Tag ist in Arbeit.“
Darüber hinaus seien eine in räumlicher Nähe vorhandene, ehemalige Arztpraxis angemietet worden, so Both weiter. „Im `House for all nations` finden Deutschkurse, Frühstücksangebote im Begegnungscafé und vieles mehr statt.“
Genau hier setzt das Projekt Kleiderkammer an. „Bei uns ist jeder Mensch willkommen. Alte, Junge, Obdachlose, Flüchtlinge, Rentner oder Familien. Wir bieten warme Kleidung und versuchen auch die Seele unserer Kunden zu wärmen“, so Christine Marose, die das Team der ehrenamtlichen Mitarbeiter seit Anfang an leitet. „Was nützt es, wenn der Mensch uns verlässt und einen warmen Mantel an hat, wenn sein Magen knurrt oder er einsam ist.“ So ist auch an diesem kalten Wintermorgen wieder reges Treiben im Hinterhaus der Offerstraße. Die ehrenamtlichen Helfer tauschen sich bei einer Tasse Kaffee in der Küche aus, während die ersten Kunden begrüßt werden. "Die etwas versteckte Lage unserer Räume ist kein Nachteil. Viele unserer Kunden scheuen die Öffentlichkeit und die Blicke der anderen. Bedürftigkeit gilt auch heute noch als Makel", so Christine Marose. Hier im "Hinterhof" sei die Schwellenangst nicht so groß.
Eine Rentnerin, Stammkundin, wie die Mitarbeiter wissen, durchsucht systematisch die Kleiderständer auf der Suche nach einer warmen Winterjacke. Die Kleider sind fein säuberlich sortiert und von „abgetragen“ oder minderwertiger Qualität kann hier keine Rede sein. „Unsere Spender bringen nicht die Dinge, die kaputt oder schlecht sind. Sie wollen Gutes tun und das sieht man.“ Darum wundert es nicht, dass die meisten Kleidungsstücke aus namenhaften Kollektionen stammen, von feiner Nachtwäsche, über Hosen, Pullovern bis zu Anzügen und Kinderkleidung. Doch die Preise von maximal vier Euro für eine Winterjacke zeigen: Hier kann sich jeder etwas leisten. Ohne Berechtigungsschein. Denn den braucht man hier nicht. „Bei uns muss niemand seine Bedürftigkeit nachweisen“, so der ehrenamtliche Mitarbeiter Armin Scheffler. „Wo Bedürftigkeit anfängt, legt jeder für sich selbst fest. Hier kommt kein Mensch hin um sich zu bereichern.“ Langsam füllen sich die Räume der Kleiderkammer. Zwei junge Männer stöbern in der „Anzug-Ecke“ und auch die Küche füllt sich an diesem Vormittag langsam. Bei einer Tasse Kaffee werden hier wichtige Kontakte geknüpft. „Bedürftigen Menschen zu helfen ist eine vielfältige Aufgabe. Manchmal hilft schon `nur zuhören`. Bei älteren Menschen ist Einsamkeit meist das schwerwiegendste Problem“, so Mitarbeiterin Cornelia Schultz. „Wenn die Menschen sich öffnen, können wir feststellen wo der Schuh drückt. Unser Netzwerk ist groß, ob der Sprachkurs für den Flüchtling, das Essen für den Obdachlosen oder Tipps bei der Jobsuche - fassen die Menschen erst einmal Vertrauen, kann man meist auch helfen.“ Albana Bushkolaj war so ein Mensch. Sie kam vor eineinhalb Jahren selbst als Flüchtling nach Deutschland. Inzwischen hat sie hier Fuß gefasst, lebt mit ihren zwei Kindern in einer Wohnung in Velbert und unterstützt das Kleiderkammer-Team so oft sie kann, „gibt so etwas zurück“ - denn auch ihr wurde hier einmal geholfen.
Info:
Die Kleiderkammer ist immer montags von15 bis 18 Uhr und donnerstags von10 bis 16 Uhr für Bedürftige geöffnet. Zu diesen Zeiten können auch Kleiderspenden abgeben werden. Zugang: Offerstraße 14, zweite Reihe, nach dem House for all nations. Höhere Infos gibt es unter der Telefonnummer 0163/7371163 oder im Netz unter info@stiftung-leuchtturm.de.
Tipp: Zurzeit sind Schuhe Mangelware - werden aber dringend benötigt!
Autor:Astrid von Lauff aus Velbert-Langenberg |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.