Unfall mit Folgen

Hannelore Jankowski ärgert sich: Seit Monaten liegt sie im Clinch mit ihrem Vermieter, der Wobau. Fotos: aus dem Siepen
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Treppensteigen fällt Hannelore Jankowski immer noch schwer. Seit sie vor knapp einem Jahr vor ihrer Haustür auf gefrorenem Eis ausgerutscht ist, hat sich in ihrem Alltag viel geändert.
Dabei hatte dieser 22. Dezember so schön begonnen, die ganze Nacht über hatte es geschneit und nun bedeckte eine weiße Puderschicht die Landschaft vor ihrer Wohnung im Veilchenweg.
„Eigentlich wollte ich an diesem Morgen auf eine Beerdigung, beim Blick nach draußen beschloss ich allerdings, dass es sicherer sei, keine Ausflüge mit dem Auto zu machen“, berichtet die 74-Jährige. Als es aufhörte zu schneien, habe sie sich aber entschieden, einen Gang vor die Tür zu riskieren und auszuloten, wie die Verkehrslage sei. Doch schon als sie die Schneemassen vor ihrer Garage sah, trat sie ohne diese zu öffnen den Rückzug ins Warme an. Anstatt aber den gleichen Weg wieder zurück ins Haus zu nehmen, entschließt sie sich, es an der Rückseite des Gebäudes zu versuchen und durch den Keller ins Innere zu gelangen.
„Ich dachte mir, dass wenn ich schon zu Hause bleibe, ich auch Dinge wie den Müll runterbringen erledigen könnte.“ Ein Fehler, wie sich kurz darauf herausstellte. „Vor dem Haus hatte der Kehrdienst bereits den Schnee aus dem Weg geräumt, auf dem Bürgersteig neben dem Haus sah das aber ganz anders aus.“ Und so kam, was kommen musste, einmal kurz nicht aufgepasst und Hannelore Jankowski lag danieder. „Der Schmerz fuhr mir vom linken Knie ausgehend durch den ganzen Körper“, berichtet die Velberterin. Sie schaute sich nach Hilfe um, die zum Glück nicht lange auf sich warten ließ in Form einer hilfsbereiten Frau. Die hielt mit ihrem Wagen direkt neben der verunglückten Rentnerin und wollte dieser gerade aufhelfen, als auch ein Mann den beiden zur Hilfe kam.
„Er half mir beim Aufstehen und hat mich danach sogar noch in meine Wohnung im fünften Stock gebracht, laufen konnte ich ja nicht. Zum Glück haben wir aber einen Aufzug im Haus.“ Von dort aus rief die Velberterin den Krankenwagen, der sie ins Klinikum Niederberg brachte. Dort diagnostizierten die Ärzte einen komplizierten Trümmerbruch der Kniescheibe. Operation und langer Krankenhausaufenthalt sowie anschließende ambulante Reha-Maßnahmen waren die Folgen. Nachdem sie sich einigermaßen wieder erholt hatte, nahm Hannelore Jankowski Kontakt zu ihrem Vermieter, der Velberter Wobau, auf.
„Warum der Weg von der Haustür bis zur Garage geräumt war, nicht aber der angrenzende Bürgersteig zum rückwärtigen Bereich des Gebäudes, ist mir nicht verständlich“, erregt sich die Velberterin. „Seit 1968 bin ich bereits Mieterin hier, so etwas habe ich aber noch nicht erlebt.“ Als sich die Wobau allerdings uneinsichtig zeigt, auch keine Fahrtkosten zur Krankengymnastik übernehmen will, schaltet Hannelore Jankowski ihren Anwalt ein. Der fordert daraufhin Schmerzensgeld von der Wohnungsbaugesellschaft. Gesehen hat die Mieterin davon aber bisher noch nichts.
„Für den Eigentümer besteht eine Streupflicht, er muss dafür Sorge tragen, dass zwischen 7 und 19 Uhr ein mindestens 80 Zentimeter breiter Streifen für die Begehbarkeit der Wege angelegt ist“, erläutert Jürgen Hübinger, Rechtsanwalt und beratend tätig für den Mieterverein Velbert. „Tut er das nicht, haftet er grundsätzlich für alle Folgeschäden. Ausnahmen bildet hierbei so genanntes Blitzeis, bei dem der Vermieter meist nicht schnell genug reagieren kann.“
Da es aber bereits des Nachts geschneit und Hannelore Jankowski erst nach Ende des Niederschlags den Weg nach draußen gewagt habe, sei das hier nicht der Fall gewesen, so die Rentnerin. Die Wobau hingegen will davon nichts wissen, verweist in einem Schreiben an das zuständige Räumungsunternehmen.
„Nachweislich wurde an diesem Tag zweimal geräumt, das hat uns unser Winterdienst, den wir zusätzlich noch vom Hausmeister kontrollieren lassen, bestätigt“, weiß Wobau-Geschäftsführer André Clasen. Der Fall wurde indes an das Rechtsamt der Stadt weitergeleitet, das zu dem laufenden Verfahren keine Auskünfte erteilen kann. Ein Gütetermin ist derweil für den 3. Dezember angesetzt.
Hannelore Jankowski aber will weiter für ihr Recht kämpfen und ist daher auf der Suche nach den beiden Personen, die sie damals aus ihrer misslichen Lage befreiten.
„Leider kann ich mich nicht mal mehr erinnern, wie die beiden aussahen, das ist mir durch den Schock alles entfallen. Aber der junge Mann war ja noch mit in meiner Wohnung und müsste sich doch an diesen Vorfall erinnern. Es wäre toll, wenn er sich bei mir melden würde, damit ich mich für seine Hilfe bedanken kann und er formlos bestätigt, dass es während des Unfalls nicht geschneit hat und auch, dass der Bürgersteig keineswegs ordungsgemäß geräumt war.“

Autor:

Janina aus dem Siepen aus Hattingen

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