Schonungslos: Schüler kämpfen mit den Tränen
Es herrscht eine angespannte Stille, als Jessica Vielhaus ihre Erinnerungen an den letzten Dezembertag im Jahr 2009 den rund 250 Schülern der Oberstufe erzählt.
Mit großer Emotionalität und sehr detailliert beschreibt sie, was sie an diesem Tag erlebt und gefühlt hat, als sie mit ihrer Kollegin als unfallaufnehmende Polizistin zu einem schweren Unfall gerufen wurde. Originalaufzeichnungen des damaligen Funkverkehrs, Fotos des Unfalls, bei dem fünf junge Männer teilweise schwer verletzt wurden und nicht zuletzt die authentische Berichterstattung der jungen Polizistin lassen viele Zuhörer mit den Tränen kämpfen.
„Das ist unserer Ziel. Wir wollen ganz nah heran an die Jugendlichen und Betroffenheit auslösen, in der Hoffnung, so viele wie möglich zum Nachdenken anzuregen“, so Bernd Hildebrand, Polizeihauptkommissar und Leiter der Verkehrsunfallprävention. Grund hierfür ist die hohe Zahl von Verkehrsunfällen mit Beteiligung junger Menschen. Fahren unter Alkoholeinfluss, Raserei und Imponiergehabe seien häufig Gründe dafür. Nur der erhobene Zeigefinger sei nicht hilfreich.
Sechs Akteure sind es, die die Jugendlichen durch bewegende, sehr persönliche Erzählungen an ihren Erlebnissen teilhaben lassen. Da ist neben der Polizistin der junge Rettungsassistent der Freiwilligen Feuerwehr, der gleich bei seinem ersten Einsatz die Horrorszenarien eines schweren Unfalls auf der A 44 verarbeiten musste. Grund des Unfalls: Ein Autorennen unter Jugendlichen. Da ist die Notärztin des Klinikum Niederberg, der Notfallseelsorger, ein Verkehrssicherheitsberater der Polizei und Benjamin Höfler, ein Betroffener, der seit einem schweren Motorradunfall an den Rollstuhl gefesselt ist und sagt, dass er „sein Schicksal anderen ersparen möchte“. Es sind Menschen aus dem direkten Wohnumfeld der Schüler.
Die Berichte sind schonungslos, kein Detail wird verschwiegen, weder die Schreie der verunfallten Menschen, die in ihren Autos eingeklemmt sind, noch die grausamen Verletzungen oder der Moment, in dem die Eltern die Nachricht vom Tod ihres Kindes überbracht bekommen. Aber auch von der Belastung der Einsatzkräfte und ihren psychischen Folgen ist die Rede und von der Verantwortung der Fahrer und Beifahrer. „Wir wollen niemandem den Spaß verderben, doch es soll keiner sagen können, er habe es nicht gewusst. Wer einen Unfall verschuldet, muss damit sein Leben lang klar kommen und das ist meist schlimmer als die körperlichen Folgen“, so Udo Loppnow, Verkehrssicherheitsberater.
„Wir wollen an die Grenze gehen“, so Notfallärztin Dr. Katja Schwarzkopf. „Für uns ist das auch neu. Wir sind hier als Menschen, ganz authentisch. Bernd Hildebrand: „Wenn wir heute nur einen erreicht haben, hat sich der Einsatz gelohnt.“ Bei Jana und Alina aus Klasse elf hat das Nachdenken bereits begonnen, sie wollen dem Thema auch im Freundeskreis nicht mehr aus dem Weg gehen.
Autor:Astrid von Lauff aus Velbert-Langenberg |
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