Immer die Hühner

Foto: Erich Dorau
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Fliegenplagen sorgen bei vielen Bürgern immer wieder für Unmut. Meist sind es dann die Hühner, die ihren Kopf dafür herhalten müssen, denn ihr Mist soll der Verursacher sein. Landwirt Dirk Börter-Gerwin sieht sich hier, wie jüngst der Fall, einer Pauschalverurteilung gegenüber. Der Betreiber eines Biohennen-Legebetriebes wundert sich über die vehemente Kritik.

Sommer ist Fliegenzeit. Doch wenn die kleinen Plagegeister zuhauf auftreten, werden sie lästig und die Bürger versuchen dem Grund der Plage auf den Grund zu gehen. Meist wird dann das Ordnungsamt eingeschaltet. Doch muss jeder Misthaufen Grund für so genannte Fliegenplagen sein? Landwirt Dirk Börter-Gerwin traute seinen Augen nicht, als kürzlich eine Delegation des Ordnungsamtes seinem Bemberghof im Grenzgebiet zu Hattingen einen Besuch abstattete. Grund des unerwarteten Besuches: Dreieinhalb Kilometer entfernt wurde in einer Gaststätte vermehrtes Fliegenaufkommen festgestellt.
Das Ordnungsamt stellte daraufhin fest, dass Hühnermist vom Bemberghof auf Velbeter Stadtgebiet abgeladen wurde, doch reicht das schon als „Verursacher-Nachweis“?, fragt sich der Bio-Bauer.
Der Bemberger Biohof ist als Familienbetrieb seit 1950 in der Hand von Familie Börter-Gerwin.
„Vor zwei Jahren haben wir von Milchwirtschaft auf einen Bioeier-Legebetrieb umgestellt. Seither geraten wir wesentlich schneller in die Kritik der Öffentlichkeit als vorher“, stellt der erfahrene Landwirt fest. Allein bis zu acht Tierhaltungs- und Futterkontrollen jährlich muss er nun über sich ergehen lassen. „Natürlich ist es richtig, dass Mist unverzüglich auf dem Feld eingearbeitet werden sollte, wobei eine kurze Zwischenlagerung auf dem Hof oder dem Feld möglich ist. Bei widrigen Witterungsverhältnissen kann es in landwirtschaftlichen Betrieben hier jedoch zu Verzögerungen kommen.“
So auch in diesem Fall. Lange Regenphasen hatten das Ausbringen des Hühnermistes auf dem Feld unmöglich gemacht. „Ich habe den Mist dann unverzüglich abtransportiert und untergepflügt. Natürlich will auch ich nicht, dass sich Anwohner durch Geruch oder Fliegen belästigt fühlen.“
Die Frage, die sich dem Hattinger Landwirt aufdrängt, ist allerdings, warum ausgerechnet sein Hühnermist der Verursacher der Fliegenplage sein soll? Keiner der unmittelbaren Nachbarn klagt über Fliegen und auch er und die Bewohner des Hofes können nicht über Fliegen klagen.
„Das sah vor zwei Jahren, als wir noch Kühe hatten, ganz anders aus. Da gab es Fliegen, aber die haben niemanden gestört.“

Ob Hühnermist, Kuhmist oder Misthaufen aus Pferdeäpfeln, eines steht auch laut Kreisveterinäramt fest: Der Fliege ist ihr „Niststandort“ letztendlich egal. „Wo bäuerliche Tierhaltung vorkommt, da wird es auch immer Fliegen geben. Auch Geruchsbelästigung durch Düngungen gehören zum Landleben. Wer im Grünen leben will, muss daher sicherlich toleranter sein als andere“, so Dr. Norbert Kruse, stellvertretender Amtstierarzt.
Für das Ordnungsamt der Stadt liegen die Fakten jedoch auf dem Tisch. Stadtsprecher Hans-Joachim Blißenbach gegenüber dem Stadtanzeiger: „Das Ordnungsamt hat den ordnungswidrig abgeladenen Mist festgestellt. Eine Probe, um zu beweisen, dass sich genau in diesem Misthaufen Fliegenlarven befinden, die zu einem Massenschlupf führen könnten, muss nicht erbracht werden. Die Lagerung selbst ist ja schon ordnungswidrig.“
Landwirt Börter-Gerwin würde sich oft mehr Verständnis seitens der Bürger wünschen, schließlich gehöre ein Misthaufen auch heute noch zu einem Bauernhof und sollte es einmal zu Problemen kommen, sei ein Gespräch hilfreich. Auch freue er sich über jeden Besuch interessierter Bürger, um auch hier mögliche Vorurteile gegenüber Legehennen-Betrieben abzubauen.

Foto: Erich Dorau
Sieht die Hühner-Bauern ungerechtfertigt im Mittelpunkt der Kritik: Landwirt Dirk Börter-Gerwin bei der Fütterung seiner Bio-Hennen. | Foto: Erich Dorau
Autor:

Astrid von Lauff aus Velbert-Langenberg

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