Gewalt im Fußball: Fußballvereine der Region geben Entwarnung
Vertreter einer Auswahl von Fußballvereinen der Region äußerten sich auf Anfrage des Stadtanzeigers bezüglich des in der Öffentlichkeit aktuell diskutierten Themas „Gewalt im Fußball“. Auch ein Schiedsrichter-Obmann nahm hierzu Stellung.
Auch der DFB hat diesbezüglich reagiert und eine Flyeraktion ins Leben gerufen, die Eltern und Spieler zu mehr Verantwortungsbewusstsein aufrufen.
DFB-Präsident Wolfgang Niersbach wurde ebenfalls mit einem offenen Brief aktiv, als in den Niederlanden ein Schiedsrichter zu Tode kam.
Doch in den Spielstätten der Region geben die Vertreter der Fußballvereine Entwarnung: „Auf diesem Gebiet haben wir noch keinerlei negative Erfahrungen gemacht“, so Dirk Graedke, seit sieben Jahren im Vorstand des SC Velbert. „Natürlich gibt es mal verbale Attacken oder körperliche Rangeleien, aber von körperlicher Gewalt kann dabei nicht die Rede sein.“ Der Verein reagiere sofort, sobald sich Ausfälligkeiten im grenzwertigen Bereich befänden, so der erste Vorsitzende. „Das wird dann zur Chefsache erklärt und Spieler, aber auch Eltern werden unter Umständen zum Vorstand oder Jugendvorstand zitiert“, so Graedke. „Auch Pöbeleien gegen den Schiedsrichter gehören hierzu.“
Klaus Büssow ist einer dieser Schiedsrichter, der seit rund 20 Jahren Spiele im Jugend- und Erwachsenenbereich für den Kreis Wuppertal/Niederberg pfeift. Auf bis zu 40 Spiele kommt er im Jahr, jeden Sonntag, egal ob es regnet schneit oder hagelt.
„Fußball ist keine Insel, das heißt, Fußball wird immer auch von gesellschaftlichen Veränderungen beeinflusst“, so der Velberter Unparteiische. „Natürlich geht es manchmal hoch her, aber Fußball ist auch ein hoch-emotionales Spiel. Echte Gewalt habe ich aber noch nie erlebt.“ Wenn überhaupt seien es die Eltern bei Jugendspielen, die die Atmosphäre durch schlechtes Benehmen anheizten. „Die positiven Erlebnisse überwiegen bei Weitem“, so Büssow und ans Aufgeben habe er noch nie gedacht. Man müsse oft ein „dickes Fell“ haben, doch da helfe die jahrelange Erfahrung. Das sähe bei seinen jungen Kollegen natürlich oft anders aus, da hier eben die Erfahrung fehle und die Frustrationsgrenze dementsprechend schnell erreicht sei.
Doch auch der Verein, dessen erste Mannschaft in der höchsten Liga im Bergischen Land spielt, die SSVg Velbert, hat keinen Handlungsbedarf.
„Natürlich kennt man die Vereine, bei denen eine höhere Gewaltbereitschaft herrscht, sowohl auf, wie auch neben dem Platz“, so Jens Klein, Organisationsleiter. „Doch Probleme gab es noch nie. Die Gewaltbereitschaft war bisher gleich null. Kommunikation wird bei uns groß geschrieben. Wir vernetzen uns vor jedem Spiel mit den Fan- und Sicherheitsbeauftragten. Je mehr Fans desto genauer müssen wir natürlich hinschauen um optimale Sicherheit zu gewährleisten, da ist jeder Verein in der Verantwortung.“
Diese positive Tendenz bestätigt auch Fabio Falco, Trainer der A-Jugend der SSVg Heiligenhaus. „Gewalt-Eskalation ist bei uns kein Thema. Unsere Präventionsmaßnahmen greifen. Das Gespräch steht hier an erster Stelle. Aber, wenn nötig, ziehen wir auch die nötigen Konsequenzen.“
Kreis-Schiedsrichter-Obmann Wolfgang Vaak schätzt die Lage auf dem Spielfeld jedoch anders ein. „Wir bilden jedes Jahr 45 junge Schiedsrichter aus. Davon bleiben nach zwei Jahren gerade mal fünf übrig“, so Vaak. „ Die Qualität der verbalen Beleidigungen und der körperlichen Gewalt hat sich geändert. Die Attacken richten sich häufig auch gegen die Familien und finden durch die Verbreitung im Internet noch mal eine zusätzliche Plattform.“ Die Vereine seien nicht bereit sich diesen Problemen zu stellen und Einladungen, das Nachwuchsproblem gemeinsam zu lösen, würden meist nicht wahrgenommen. „Dabei wollen die Vereine junge Schiedsrichter. Doch die gibt es nicht als Profis.“
Autor:Astrid von Lauff aus Velbert-Langenberg |
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