Ein Sozialpädagoge berichtet: Beruf, in dem das Zwischenmenschliche zählt

Oliver Rädig (links), Diplom-Sozialpädagoge sowie Teamleiter der Außenwohngruppe für männliche Jugendliche, und Diplom-Pädagoge Peter Huyeng, Einrichtungsleiter des Kinder- und Jugendhilfezentrums Haus Maria Frieden.
  • Oliver Rädig (links), Diplom-Sozialpädagoge sowie Teamleiter der Außenwohngruppe für männliche Jugendliche, und Diplom-Pädagoge Peter Huyeng, Einrichtungsleiter des Kinder- und Jugendhilfezentrums Haus Maria Frieden.
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Immer häufiger hört man vom Fachkräftemangel und längst sind davon nicht mehr nur die Berufe rund ums Handwerk betroffen. Auch im Bereich Gesundheit und Soziales wird händeringend nach geeignetem Personal gesucht. In Velbert und Heiligenhaus ist das ebenso der Fall: Ob Arbeit mit Senioren, mit Kindern und Jugendlichen oder mit kranken Menschen - sowohl in stationären als auch in ambulanten Einrichtungen sind Stellen unbesetzt.

Doch warum ist das so? Schließlich klagen auf der anderen Seite viele Bürger, dass es schwierig ist, einen Einstieg ins Berufsleben zu finden. Vieles habe damit zu tun, dass Männer und Frauen nicht über den Tellerrand hinausschauen und zu festgefahren in ihrem Berufswunsch sind, glauben die Verantwortlichen der Agentur für Arbeit.

Zivildienst eröffnete neue Perspektiven

Auch Oliver Rädig, Teamleiter der Außenwohngruppe des "Haus Maria Frieden" für männliche Jugendliche zwischen 13 und 18 Jahren, schlug nach seinem Fachabitur zunächst eine ganz andere Richtung ein. "Ich machte eine kaufmännische Ausbildung in der Automobilbranche", erzählt der heute 48-Jährige. "Die schloss ich auch erfolgreich ab und arbeitete rund ein halbes Jahr weiter in dieser Branche, aber es erfüllte mich nicht wirklich." Gut, dass ihn sein Zivildienst bei der Stadt Essen in ein Jugendzentrum in Rüttenscheid führte. "Dort merkte ich: Das ist genau mein Ding! Zwar war mir schon früh klar, dass ich kommunikativ bin und mit Menschen arbeiten möchte, aber auf die Idee im sozialen Bereich zu arbeiten, bin ich nicht gekommen."

Es folgte ein Studium und ein Anerkennungsjahr, schließlich fand der Diplom-Sozialarbeiter eine Anstellung im Kinder- und Jugendhilfezentrum "Haus Maria Frieden". "Damals nicht selbstverständlich, denn es gab zahlreiche Bewerber auf wenig Stellen", so Rädig. Dass es heute andersherum ist, findet er schade. "Der Beruf bringt viele schöne Facetten mit sich. Hier zählen keine Zahlen wie in der Wirtschaft, hier zählt das Zwischenmenschliche."

Der Schichtdienst schreckt ab

Dass es wie in jedem Beruf auch Schattenseiten gibt, verschweigen er und Einrichtungsleiter Peter Huyeng nicht: "Der Schichtdienst ist für viele sehr abschreckend." Oliver Rädig selber sieht darin aber auch Vorteile. "Natürlich muss ich auch an Feiertagen oder an Wochenenden arbeiten. Anderseits bin ich viel flexibler was Behördengänge angeht. Und wenn ein Geburtstag ansteht, kann ich ganz unkompliziert mit den Kollegen die Schicht tauschen."
Zu seinen Aufgaben zählt unter anderem Hilfe und Unterstützung bei der Alltagsgestaltung der Jugendlichen. "Wir geben ihnen eine Tagesstruktur vor und bereiten sie auf ein selbstständiges Leben vor." Zu sehen, wie sich die Jugendlichen entwickeln, seine Hilfe annehmen und um Rat fragen - das seien schöne Momente, die den Beruf mit ausmachen. "Volles Vertrauen in uns, das ist das schönste Lob!"

Wer aufgeschlossen und tolerant ist, einen gefestigten Charakter hat, flexibel agieren kann und die Fähigkeit besitzt sein Verhalten zu reflektieren - der bringt die wichtigsten Grundvoraussetzungen für Berufe im Sozialen Bereich mit. "Darüber hinaus muss man psychisch belastbar sein", so der 48-Jährige, der im Sport einen guten Ausgleich zum Beruf gefunden hat.

Ein bunt gemischtes Team: Auch Quereinsteiger haben gute Chancen

"Unser Team ist bunt gemischt", so Einrichtungsleiter Peter Huyeng. "Nicht nur Berufseinsteiger, sondern vor allem auch Quereinsteiger mit Lebenserfahrung sind hier gefragt." Außerdem sei es ihm wichtig, dass seine Mitarbeiter die Möglichkeit haben, sich weiter fortzubilden. Oliver Rädig zum Beispiel ist inzwischen auch Erlebnis-Pädagoge und besucht aktuell eine Fortbildung zum Systemischen Berater. Mit einem betrieblichen Gesundheitsmanagement soll im "Haus Maria Frieden" zudem sichergestellt werden, dass der Ausgleich zum Berufsalltag nicht zu kurz kommt. "Und was besonders hilft, ist der Austausch untereinander", so der Teamleiter. "Mit meinen Kollegen kann ich besprechen, was mich belastet, kann um Rat fragen oder natürlich auch selber mit Tipps weiterhelfen."
Wer mehr über das Kinder- und Jugendhilfezentrum "Haus Maria Frieden" und berufliche Perspektiven in der Einrichtung erfahren möchte, kann sich unter http://www.hausmariafrieden.de/ informieren.

Autor:

Maren Menke aus Velbert

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