Die Liebe zum geschriebenen Wort
Bücher sind ihre große Liebe. Schon als Kind entdeckte die in der Nähe von Hamm geborene Mathilde Sankowski ihre Leidenschaft für die Literatur und das geschriebene Wort. Nachdem sie lange Zeit einen Literaturkreis leitete, schreibt sie auch heute noch gerne Gedichte.
„Als ich neun Jahre alt war, entdeckte ich zufällig einen Artikel, der von unserem Dorf handelte, in einer Zeitung“, erinnert sich die 92-Jährige. „Schlagartig wurde mir bewusst, wie bedeutend eine Zeitung ist, denn danach erhielt unser kleines Dorf sehr viel Aufmerksamkeit.“ Doch als Mädchen zur damaligen Zeit, erhielt sie schnell einen Dämpfer. Auf ihre Anfrage beim Schulrektor, doch öfter mal in der Schule die Zeitung zu studieren, erwiderte dieser: „Das ist doch nur was für Männer.“
Schon in der Schule schrieb sie erste Texte
Schon damals ließ sich Mathilde Sankowski von ihrer Leidenschaft nicht abbringen. Während ihrer Schulzeit verfasste sie wann immer sich die Möglichkeit ergab Texte und schrieb kleine Theaterstücke. Zu ihrer Schreib-Passion gehörte auch, dass sie ihre Gedanken aufschrieb und diese Gedankensplitter in einer alten Zigarrenschachtel ihres Großvaters sammelte. „Diese Schachtel gibt es leider nicht mehr“, so die zweifache Witwe. „Nach dem Krieg sind wir sieben Mal umgezogen, irgendwo ist das Kästchen wohl zurückgeblieben.“ Die Erinnerungen an ihr turbulentes und ereignisreiches Leben sind jedoch nicht in Vergessenheit geraten. Mathilde Sankowski hat ihre vergangenen 92 Jahre in Worte gefasst. Von ihrer Kindheit ist da die Rede, dem frühen Tod ihres Vaters nach einem Gruben-Unglück, von Rezession und Krieg.
Ihr erster Mann Josef fällt im Kriegsjahr 42. Viele Schicksalsschläge hat die junge Mathilde zu verkraften, aber auch im hohen Alter muss sie immer wieder stark sein, denn das Leben meint es nicht immer gut mit ihr. Nach Kriegsende findet die dreifache Mutter neues Lebensglück mit ihrem Ehemann Hans.
1951 zieht die Familie nach Velbert. Hans Sankowski findet Arbeit in der Woeste-Gießerei und auch Mathilde ist dort über Jahre in der Produktion tätig. „Das waren glückliche Jahre“, erinnert sich die Seniorin. In den 60er-Jahren ziehen die Sankowskis in den Westerwald, bauen mit „viel Schweiß und Kraft“ einen kleinen Hof aus und genießen das Landleben.
In ihrer Freizeit widmet sich Mathilde ihrem Hobby dem Schreiben, verfasst Leserbriefe, schreibt Gedichte und bleibt dem Motto ihrer Mutter treu, sich jeden Tag die Zeit zum Lesen zu nehmen und zu überdenken, was man am Tag geleistet habe. 840 Bücher sammelt Mathilde Sankowski während dieser Jahre in ihren Regalen. Jedes einzelne heiß geliebt. Im Westerwald gründet sie auch ihren ersten Literaturkreis und leitete ihn zehn Jahre lang.
Viele Jahre Mitglied in Literaturkreisen
Diese Tradition führt sie auch nach der Rückkehr nach Velbert im Jahr 2005 fort, als sie erneut einen schweren Schicksalsschlag verkraften muss. Ihre Kinder Jutta und Heinrich sterben innerhalb eines Jahres und auch ihr Mann Hans stirbt nur ein Jahr nach dem Umzug. „Noch heute habe ich engen Kontakt zu Teilnehmern des Literaturkreises “, so Sankowski. „Daraus und durch meine Enkel und Urenkel schöpfe ich Kraft.“ Ihre Bücher hat sie aus Platzmangel größtenteils verschenkt, meist an junge Leute, nur das Schreiben hat sie bis heute nicht aufgegeben: „Am liebsten handschriftlich.“
Autor:Astrid von Lauff aus Velbert-Langenberg |
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