30 Jahre danach - persönliche Erinnerungen an ein schlimmes Ereignis

Der Stadtanzeiger-Artikel vom 11.7.2012 hat bei mir wieder einiges an die Oberfläche gespült, mit dem ich lange gekämpft habe. Bei allem sonstigen Lob für die Velberter - und hier nicht zu vergessen - die Freiwillige Langenberger Feuerwehr bleibt für mich leider ein bitterer Nachgeschmack im Gedenken an diesen Tag und ich habe nach der sehr langen Zeit noch folgende Erinnerung an dieses schlimme Ereignis:

Ich war damals der erste Helfer vor Ort und habe viel Unglaubliches mit ansehen müssen. An diesem Tag war ich als Taxifahrer in Langenberg unterwegs und wurde nach einer Fahrt zum Tutwelm dort frei. Zufällig schaute ich hinüber zum Kinderheim und sah, wie die Flammen aus dem Haus schlugen. Mein damaliger Standort war zu dieser Zeit etwa die Position aus Bild 3 der zum Artikel gehörigen Fotos. Sofort beauftragte ich die für mich zuständige Taxizentrale Velbert, die Feuerwehr zu alarmieren und fuhr schnell zur Bökenbuschstrasse. Dort war ich der Erste vor Ort und sah die ehemalige Leiterin Maria Regina von außen an ein Fenster geklammert auf dem Vorsprung eines darunter befindlichen Fensters (oder des Eingangs?) stehen. Aus dem Haus hörte ich noch Stimmen. Ich gab über den Taxifunk wiederum die Nachricht zur Weiterleitung an die Feuerwehr, daß sehr dringend ein Leiterwagen zur Rettung von eingeschlossenen Personen benötigt werde. Dann erfolgte Sirenenalarm. Derweil lief ich zum Haus, um zu sehen, was ich in der Not tun konnte: Ich konnte noch einer älteren Schwester auf dem Weg ins Freie helfen. Aufgrund des sich schnell ausbreitenden Feuers (Rauch und Hitzeentwicklung) konnte ich nicht weiter ins Haus vordringen und hoffte auf die schnelle Befolgung meines zuvor abgesetzten und inhaltlich weitergeleiteten Funkspruchs an die Feuerwehr.

Fehlanzeige! Es kamen nach gefühlten Stunden jede Menge Löschfahrzeuge zuerst aus Langenberger und dann aus Velberter Richtung und besetzten die Straße komplett in mehreren Reihen. Für einen Leiterwagen vor Ort bieb keinerlei Platz, der erste (der Langenberger) traf viel zu spät ein und konnte aufgrund der Entfernung zum Haus über einen längeren Zeitraum nicht eingesetzt werden. Das Ausrollen von Schläuchen war der Feuerwehr anscheinend wichtiger. Mehrere Hinweise meinerseits und - so weit ich mich erinnern kann - anderer "Zivilisten" wurden übergangen. Dadurch verstrich viel Zeit für eine Personenrettung. Das Hinauswerfen des Kleinkindes aus dem Dachgeschoßfenster und der darauf folgende Sprung einer damaligen Insassin des Heims mit für sie schlimmen Verletzungen hätte vermieden werden können. Die Bilder 5, 6 und vor allem die von 7-15 des Stadtanzeiger-Artikels zeigen schon einige Zeit nach dem Fenstersprung entstandene Situationen. Weitere Einzelheiten über andere Abläufe während der Löscharbeiten erspare ich mir und anderen hier.

Nachdem ich nach längerer Zeit den Unglücksort verlassen hatte und ziemlich verschmutzt und psychisch angegriffen am Langenberger Taxistand eintraf, habe ich eine Sammelaktion zunächst unter Langenberger und später auch Velberter Taxifahrern initiiert, in die ich schließlich auch Fahrgäste eingebunden habe. Das in nicht unbeträchtlicher Summe gesammelte Geld wurde von mir damals an die sehr erfreute Frau Voßkämper-Knöll - sie hat sehr viel für das Heim getan - übergeben, die einen von mir abgelehnten Pressetermin anberaumten wollte. Als Idealist (bin ich immer noch) wollte ich nicht bekannt werden, sondern einfach nur helfen.

Nach den damaligen Ereignissen bis heute hat sich bei der Velberter Feuerwehr wohl einiges geändert: Ich habe mehrere zum Teil große Einsätze beobachten können, die äußerst kompetent abgewickelt wurden (zuletzt der Einsatz am "Rökels") und mir das Vertrauen in diese Institution zurückgebracht haben.

Autor:

Michael Teschmer aus Velbert-Langenberg

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