Tipps vom Mediziner für die Feiertage
Schlemmen, aber bitte mit Vernunft
An den Weihnachts-Feiertagen wird es nicht nur ruhiger und die Familien kommen zusammen. Es wird viel und gut gegessen und getrunken. Weihnachten ist die Zeit des Essens, Schlemmzeit heißt das Zauberwort: Braten, Plätzchen, Kuchen, Wein und Punsch gehören zu den üppigen Festmahlen. Manchmal hat das Schlemmen unangenehme und eigentlich unnötige Folgen: Festtagsprobleme, wie Müdigkeit, Trägheit und Antriebslosigkeit mit einem vollen Magen. Durchfall, Druckgefühle, Blähungen, Sodbrennen, Bauchschmerzen oder Kopfschmerzen erfordern sogar einen Besuch im Krankenhaus. Wir sprachen mit Dr. Andreas Grundmeier, Direktor der Klinik für Notfallmedizin & Internistische Intensivmedizin an den Evang. Kliniken Essen-Mitte (KEM).
Dr. Grundmeier, wie lautet Ihre Empfehlung, damit die schönen Weihnachts-Feiertage nicht unschön enden?
Aus meiner Sicht ist alles erlaubt, in Maßen. Wenn das klappt, muss man an den Weihnachts-Feiertagen auf nichts verzichten. Und man kommt gleichzeitig gut durch die schönste Zeit des Jahres. So sollte es doch sein.
Also keine Verbote?
Nein. Auf keinen Fall. Ich möchte niemand etwas verbieten. Denn Weihnachten ist natürlich immer besonders. Und ein leckeres Essen mit Freunden und Familie hat immer eine besondere Bedeutung, ist Genuss. Die Gastgeber haben sich erfahrungsgemäß viel Mühe gegeben, um ein besonderes Ambiente zu schaffen. Und es ist ja ein Stück besondere Lebensqualität, in Ruhe zusammenzusitzen. Wie immer gilt: Die Dosis und die Menge sind entscheidend. Man sollte Essen und Trinken, wie man es auch sonst im Jahr macht.
Das heißt fürs Essen?
Idealerweise ausgewogenen Ernährung. Also gerne weißes Fleisch, wie Geflügel, Gemüse, Fisch etc. Eine ausgewogene und mediterrane Ernährung fasst das gut zusammen. Gerne auch Salat oder kalorienarme Suppe. Natürlich ist auch Schweinebraten mit Speckrand in Ordnung, wobei gerade fettige Speisen nicht so gut verdaut werden. Wichtig ist In Ruhe und langsam essen und genießen. Da hat jeder sein eigenes Tempo. Gerne auch mal Pausen zwischen den einzelnen Gängen machen. Wer zu schnell ist, der verliert das Völlegefühl aus den Augen. Das braucht etwa 15 Minuten, um einzusetzen. Es drohen sonst unangenehme Blähungen.
Also auch mal auf die zweite Portion oder den Nachschlag verzichten?
Ja, das ist auch nicht unhöflich. Dafür sollte jeder Gastgeber Verständnis haben. Behalten Sie die Portionsgrößen im Auge. Der Teller muss auch nicht immer leer sein. Wichtig ist es, auf das Sättigungsgefühl achten. Es gibt ja in der Regel mehrere besondere Mahlzeiten am Tag, das hat ja was von Schlaraffenland: Frühstück oder Brunch, das mehrgängige Mittagessen, Kaffee und Kuchen am Nachmittag und dann wieder warmes Abendessen mit viel Auswahl. Natürlich immer mit Nachtisch. Da kommt für den Magen und die Verdauung Einiges zusammen. Ein Weihnachtsessen mit Vorspeise, Hauptspeise und Nachspeise kann es samt Getränken schon mal auf 1.500 Kalorien bringen.
Schauen wir auf die Getränke.
Auch die sind Teil des Genusses und gehören dazu. Auch hier möchte ich niemand etwas verbieten und sage, man sollte sich daran orientieren, was man sonst so im Jahr trinkt. Und sich nicht über Weihnachten dazu verleiten lassen, die Menge bei alkoholischen Getränken zu erhöhen. Dazu sollten Getränke begleitend zum Essen eingenommen werden. Auch das ist ein mediterranes Verhalten: Wenn nicht mehr gegessen wird, wird auch nicht mehr weiter getrunken. Und gerne zu alkoholischen Getränken begleitend Wasser trinken. Das regt die Verdauung an. Das gerne auch für den Jahreswechsel und Silvester im Auge behalten. Da spielt ja Alkohol meist eine noch bedeutend größere Rolle.
Worauf gilt es noch zu achten, um die genannten Festtagsprobleme zu vermeiden?
Bewegung und Spaziergänge an der frischen Luft zwischen den Mahlzeiten können sehr gut helfen. Die Darmtätigkeit wird angekurbelt, das unangenehme Völlegefühl gelindert. Frische Luft, der angeregte Kreislauf und die Bewegung unterstützen in Summe die Verdauung. Auf richtigen Sport würde ich in den ersten zwei Stunden nach dem Essen eher verzichten. Man kennt das ja, Sport mit vollem Magen ist unangenehm und beschwerlich. Und wir wollen den Körper und die Verdauung auch nicht überfordern. Denn die nächste Weihnachts-Mahlzeit kommt bestimmt und kann beim richtigen Verhalten auch bedenkenlos kommen.
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