„Kein Grund zur Panik“
Die wachsende Zahl an EHEC-Infektionen verunsichert die Menschen. Auch am Klinikum Niederberg in Velbert laufen die Leitungen heiß.
„Meistens erkundigen sich die Leute telefonisch, was sie machen sollen, wenn sie vor einigen Tagen Gurken aus Spanien gegessen haben“, weiß Katja Schwarzkopf, Oberärztin in der interdisziplinären Notaufnahme. „Wir raten dann grundsätzlich erst einmal zur Ruhe, denn nicht jede Gurke ist tatsächlich mit dem EHEC-Bakterium verseucht.“ Trotzdem habe es gerade zu Beginn des Ausbruchs einige Verdachtsfälle im Klinikum gegeben, von denen sich allerdings keiner bestätigte. „Momentan sind auch die Noroviren wieder unterwegs und die Symptome sind bei beiden Erkrankungen sehr ähnlich. EHEC ist aber deutlich aggressiver als die Noroviren.“ Ab sofort führt das Klinikum daher bei Verdachtsfällen den von der Universität Münster entwickelten Schnelltest zur Früherkennung von EHEC durch. Aktuell gibt es am Klinikum allerdings auch zwei Patienten, bei denen erste Tests eine EHEC-Erkrankung nicht ausschlossen.
„Den Erkrankten geht es aber den Umständen entsprechend gut, sie werden bei uns natürlich bestmöglich betreut.“ Diese Behandlung schließt auch eine Isolierung von den übrigen Patienten des Hauses mit ein. Für eine weitere Ausbreitung des Bakteriums ist das Klinikum daher gut gerüstet, stündlich wird die Belegung der Stationen kontrolliert, um im Zweifelsfall eine Isolierungsstation einrichten zu können. „EHEC wird nicht nur durch die Einnahme von Lebensmitteln übertragen, sondern auch von Mensch zu Mensch durch Schmierinfektionen. Besondere Hygienemaßnahmen sind zu einer Eindämmung also unbedingt erforderlich“, so Schwarzkopf weiter. Zur Vorbeugung sollten die allgemeinen Hinweise der offiziellen Stellen unbedingt beachtet werden. Die Apotheker im nördlichen Kreis Mettmann empfehlen, verstärkt auf Hygiene zu achten. Bei wässrig-blutigem Durchfall sollte sofort ein Arzt aufgesucht werden. Dieser kann mit einer Stuhlprobe testen, ob es sich um eine Infektion mit EHEC handelt. „Die Verunsicherung ist aktuell sehr groß“, berichtet Inge Funke, Pressesprecherin der Apotheker im nördlichen Kreis Mettmann. „Viele Patienten fragen in der Apotheke, wie man eine Ansteckung vermeiden kann.“ Oberstes Gebot ist Hygiene: „EHEC-Bakterien können unter anderem durch den Verzehr verunreinigter Lebensmittel oder durch den Kontakt mit infizierten Tieren übertragen werden. Auch das Trinken von kontaminiertem Wasser, zum Beispiel in Badeseen, ist eine mögliche Infektions-Ursache“, erklärt Funke. Um eine Ansteckung zu vermeiden, sollte man regelmäßig die Hände gründlich mit warmem Wasser und Seife waschen. Das gilt für Kinder besonders nach einem Kontakt mit Tieren. Auch im Umgang mit Lebensmitteln ist es wichtig, sauber zu arbeiten. Das heißt, Arbeitsflächen, Brettchen, Besteck und Geschirr immer gründlich reinigen. Lappen und Handtücher nach der Zubereitung von rohem Fleisch möglichst auswechseln und bei mindestens 60 Grad waschen.
„Um das Risiko einer Infektion einzudämmen, sollte man Lebensmittel gut durchgaren“, rät Apothekerin Funke. Die Erreger werden beim Erhitzen abgetötet. Obwohl sich die EHEC-Darminfektion ungewöhnlich rasch verbreitet, besteht nach Ansicht der Apotheker im nördlichen Kreis Mettmann kein Grund zur Panik: „Nur bei zehn bis 20 Prozent der Erkrankten entwickelt sich eine schwere Verlaufsform: das sogenannte Hämolytisch-urämische Syndrom (HUS)“, betont Funke. Dabei kann es zu Nierenversagen und Blutarmut durch den Zerfall roter Blutkörperchen und einen Mangel an Blutplättchen kommen. Behandeln kann man nur die Symptome, nicht die Infektion an sich.
„Derzeit fragen viele Patienten in den Apotheken nach einer Antibiotika-Therapie“, berichtet Funke. Obwohl es sich um eine bakterielle Infektion handelt, ist eine antibiotische Behandlung von EHEC-Infektionen problematisch.
„Es wurde beobachtet, dass die Abtötung oder Schädigung der Erreger durch Antibiotika verstärkt EHEC-Giftstoffe freisetzt und das Krankheitsbild verschlimmern kann.“ Auch eine Schutzimpfung gibt es nicht. Daher sind Maßnahmen zur Vermeidung einer Infektion um so wichtiger.
Entwarnung gibt es für Produkte aus der Region: Alle aus dem Rheinland untersuchten Gemüseproben waren frei von EHEC-Erregern, so die Kreisbauernschaft Mettmann.
Autor:Janina aus dem Siepen aus Hattingen |
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