„Wir wollen keine Museumsdörfer!“
Lebensraum „Historische Altstadt“: Arbeitsgemeinschaft zieht Bilanz und zeigt Perspektiven.
Perfekte Kulisse: Die Arbeitsgemeinschaft Historische Stadt- und Ortskerne NRW traf sich im historischen Bürgerhaus in Langenberg und präsentierte ihre neuesten Publikationen. Unter den Gästen: Landesbaumininister Michael Groschek. Er versicherte, dass den Städten auch weiterhin Gelder für die Städtebauförderung zur Verfügung gestellt würden und lobte das bürgerschaftliche Engagement.
Gleich zwei Neuerscheinungen in einem Paket veröffentlichte die Arbeitsgemeinschaft Historische Stadt-und Ortskerne in diesem Jahr. Anlässlich ihrer Mitgliederversammlung wurden sie nun vorgestellt und stießen auf reges Interesse, befassen sie sich doch mit einem, in den letzten Jahren immer mehr in den Fokus geratenen Thema: Was können die Kommunen unternehmen um historische Stadtkerne zu erhalten und sie mit neuem Leben zu füllen und welche Lösungsansätze und Perspektiven gibt es zukünftig diesbezüglich? Bis auf den letzten Platz belegt waren die Stuhlreihen im Kleinen Saal des Langenberger Bürgerhauses. Interessiert folgten die Vertreter der insgsamt 53 Mitgliedsstädte der Arbeitsgemeinschaft den Ausführungen der Redner, unter ihnen unter anderem Michael Groschek, Minister für Bauen, Wohnen, Stadtentwicklung und Verkehr, Bürgermeister Dirk Lukrafka und Christof Sommer, Bürgermeister der Stadt Lippstadt und Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft. „Wir brauchen keine Museumsdörfer sondern lebendige Stadtquartiere in denen sowohl der Rollator, wie auch der Kinderroller seinen Platz hat“, so Groschek. Nur gemeinsam könne man die enormen Herausforderungen, die eine besonders wertvolle städtebauliche Substanz mit sich bringe, lösen. Bereits vor drei Jahrzehnten habe man sich daher schon vernetzt und Kommunen mit historischen Stadtkernen hätten sich in dieser Arbeitsgemeinschaft zusammengeschlossen, so Groschek. Seitdem habe sich viel getan und der Blick zurück zeige deutlich, dass gerade hier kluge Konzepte zum Umgang mit den baulichen, gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und sozialen Herausforderungen erarbeitet werden konnten. Unter dem Titel „Erbe im Gepäck - Zukunft im Blick“ zeigt der Band auf 300 Seiten beeindruckende Lösungen, wie Kommunen es geschafft haben ihre historischen Kerne zukunftsgerichtet zu entwickeln. Beispiele aus den Mitgliedsstädten der Arbeitsgemeinschaft zeigen, wie es gelingen kann aus der Problemschleife von wachsenden Leerständen, Strukturwandel im Einzelhandel, Kneipensterben, Online-Handel, wachsendem Verkehr auszubrechen.
„Der Band enthält gute, lesbare Artikel - reich bebildert. Sie machen Mut und geben Impulse Projekte anzustoßen und Maßnahmen umzusetzen“, so der Vorsitzende der AG, Christof Sommer. „Jeder Ort hat seine individuellen Voraussetzungen und damit seine ganz eigenen Herausforderungen. Doch bei den Lösungsansätzen können wir voneinander abgucken - kreatives Abgucken ist hier erlaubt.“ Bezogen auf die Langenberger Altstadt sei sicherlich das Thema Barrierefreiheit bezogen auf den demografischen Wandel zukunftsweisend.
Wir sind kein Denkmalschutz-Verein
Erfolgreiche Erneuerung und Entwicklung der historischen Stadt- und Ortskerne sei möglich, das zeige der Band eindrucksvoll. Kontinuierlicher Erfahrungsaustausch der Städte untereinander sei daher wichtig. „Wir sind kein Denkmalschutz-Verein. Wir sind innovativ, erarbeiten Konzepte für das Wohnen, Arbeiten und das Leben in einer Stadt mit allem was dazu gehört und dabei dabei wollen wir das bauliche Erbe sichern.“ Regelmäßig setze man sich daher mit den Vertretern der Mitgliedsstädte an einen Tisch, auch mit Vertretern des Handels, denn „der gewerbliche Handel müsse Herzstück einer jeden Stadt bleiben“, das betonte auch Minister Groschek.
In der Vergangenheit ist in Langenberg schon viel städtebaulich umgesetzt worden. Jüngstes Beispiel ist das Bürgerhaus, aber auch Event-Kirche und „Bücherstadt“ gehören dazu.
„Langenberg hat vielfältige Möglichkeiten. Wir müssen vor allen Dingen unser touristisches Potential nutzen“, so der Landtagsabgeordnete Volker Münchow, der mit den Problemen seiner Heimatstadt vertraut ist. „Traditionsgaststätten wieder zu Begegnungsstätten machen - die möglichen Fördergelder hierfür sollten wir nutzen.“ Insgesamt 250 Millionen Euro Fördergelder stellt das Ministerium für Bauen, Wohnen, Stadtentwicklung und Verkehr den Städten jährlich zur Verfügung. Aus diesem Fördertopf fließen 25 bis 30 Millionen Euro an die Arbeitsgemeinschaft.
Mit dem ebenfalls gemeinsam erarbeiteten „Zukunftsprogramm 2030 - Perspektiven für gebaute Geschichte“ positionieren sich die Städte der AG für die kommenden Jahre. Hierbei geht es neben klar formulierten Handlungsfeldern auch um den Aspekt Lebensqualität. Diese soll bedarfsgerecht entwickelt werden, denn der Lebensraum „historische Stadt“ ist für die Menschen vor allem eines: ihre Heimat.
Autor:Astrid von Lauff aus Velbert-Langenberg |
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