Die Karierreleiter erklommen
„Jetzt kann ich mal vorübergehend wie Dagobert Duck in die Vollen greifen“, freute sich Michael Beck und ließ die Cent-Münzen durch seine Hand rieseln.
Zum 25-jährigen Dienstjubiläum überreichte Bürgermeister Dr. Jan Heinisch den üblichen Buchgutschein in Form eines kleinen Schatzkästchens, gefüllt mit den kleinen Münzen. Außerdem hatte der Bürgermeister eine Luxusausgabe des Spiels „Mensch ärgere Dich nicht“ dabei. „Wir wissen, dass wir uns nicht ärgern sollen, sondern wundern dürfen“, mahnte er an.
Im August 1985 begann Michael Beck bei der Solinger Stadtverwaltung im mittleren Dienst und ist stetig die Karriereleiter raufgestiegen. „In einem Unternehmen der freien Wirtschaft würde man Dir jetzt die Prokura anbieten, aber das hast Du schon alles, denn schließlich bist Du der allgemeine Vertreter des Bürgermeisters“, wie Dr. Heinisch anmerkte und überreichte die Geschenke mit einem Dank für die gute Zusammenarbeit.
Bei der Solinger Stadtverwaltung war der 41-Jährige zuletzt als Referent des Beigeordneten und Leiter der Ressortkoordinierung tätig, bevor ihn 2004 der Heiligenhauser Rat zum Beigeordneten und Kämmerer in das Beamtenverhältnis auf Zeit ernannte. Durch sein Wirken konnte er in den vergangenen Jahren Einiges in der Stadt bewegen.
Nach dem Ende seiner Ausbildung war Michael Beck im Solinger Amt für Vertriebene tätig. Dann kam das Jahr 1989 mit den vielen DDR-Flüchtlingen. Besonders als Außenminister Hans-Dietrich Genscher die Ausreise der Prager Botschaftsflüchtinge geregelt hatte, kam auf seine Dienststelle viel Arbeit zu. Die DDR-Ausreisewilligen mussten in Solingen betreut und untergebracht werden. Das fing bereits mit dem Empfang am Bahnhof an.
Sein Organisationstalent stellte der junge Beamte bereits in seiner Heimatstadt Solingen unter Beweis. Als im Herbst 1989 die Mauer fiel, strömten die DDR-Bürger in Scharen in den Westen, nicht nur um Verwandte zu besuchen, sondern auch, um das Begrüßungsgeld in Empfang zu nehmen. In der Klingenstadt wurde ein Haus mit einem großen Parkplatz davor ausgeguckt, wo den Ostdeutschen die begehrte D-Mark ausgezahlt werden konnte, auch außerhalb der üblichen Öffnungszeiten der Verwaltung. „An einem Samstagmorgen roch die ganze Gegend nach Zweitaktern, wir wurden förmlich überrannt. ‚Wenn das am Sonntag so weitergeht, haben wir kein Geld mehr‘“, stellte Beck am Samstagmittag fest. Doch wo sollte er neues Bargeld hernehmen? Die Verwaltung war geschlossen, ebenso Sparkassen und Banken, einzig die Solinger Filiale von Peek und Cloppenburg hatte damals noch bis 13.30 Uhr geöffnet. Er stellte sich bei dem Geschäftsführer vor, zückte seinen Dienstausweis und die aktuelle Ausgabe des Tageblatts, wo er zusammen mit seinem Kollegen abgelichtet war und wo über deren Tätigkeit berichtet wurde, und fragte, ob man ihm etwas Geld leihen könnte. „So 14.500 Mark müssten es schon sein“, schätzte der junge Beamte. „Der Geschäftsführer händigte mir 18.000 D-Mark aus, somit konnten wir weiter Begrüßungsgelder auszahlen. Hinterher blieben nur 2.000 übrig. Am Montag brachte der Stadtdirektor das Geld zurück und dankte mit einem Blumenstrauß. “
Autor:Janina aus dem Siepen aus Hattingen |
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