Aufsuchen statt Abwarten

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Seit September auf Heiligenhauser Straßen unterwegs: Streetworker Anne Willing (31) und Oliver Jüngel (37) - erkennbar an ihren Heiligenhaus-Mützen, aber bewusst nicht an einer Uniform.

Anne Willing und Oliver Jüngel ziehen seit rund vier Monaten am Wochenende und abends ihre Runden durch Heiligenhaus und klappern öffentliche Plätze ab, sprechen Jugendliche an, erfragen deren Wünsche und Bedürfnisse und geben Anregungen. 14- bis 20-Jährige umfasst die Zielgruppe der Streetworker.

Mitarbeiter ziehen
durch alle Stadtteile

Den Namen „Aufsuchen statt Abwarten“ trägt dieses Projekt und wird finanziert aus dem Europäischen Sozialfonds (ESF). Aus dem Projekttopf „Stärken vor Ort“ werden die 4.000 Euro, die für das Jahr 2010 flossen, genommen. Gebunden ist die Jugendarbeit zwar an den Stadtteil Nonnenbruch, doch auch in den anderen Stadtteilen ziehen die Leiterin der Evangelischen Jugend und der hauptberufliche Arbeitsvermittler der Arge Remscheid im Hartz-IV-Bereich ihre Kreise und wollen wissen, wo die Jugendlichen sich in Heiligenhaus aufhalten und was sie machen.
Ein Bild von der Situation in Heiligenhaus haben die zwei sich in den letzten Monaten machen können. Dabei kam raus: Die Jugend hänge nicht in Kneipen ab, gehe auch nicht in die Spielothek, die Jugendlichen, die draußen anzutreffen waren, seien vor allem Jugendliche zwischen 16 und 20 Jahren und überwiegend männlich.
Die Pilotphase des Projekts ist somit abgeschlossen und für dieses Jahr muss nun ein neuer Antrag auf Fördergelder gestellt werden. Trotzdem soll die Arbeit nicht unterbrochen werden. Die engagierten Streetworker werden auch in diesem Monat wieder in Heiligenhaus unterwegs sein. „Es geht nicht um das Geld“, so Jüngel, der wie seine Kollegin auf 400-Euro-Basis angestellt ist.
„Es war ein Glücksfall, dass wir auf die Beiden getroffen sind. Mit diesem geringen Budget sind Fachleute normalerweise nicht zu finanzieren“, sagt Ubald Stark, Leiter des Club in Heiligenhaus. Der Club wird die fachliche Anbindung des Projekts darstellen. So können hier beispielsweise Reflexionsgespräche stattfinden. Die meiste Zeit werden die Streetworker aber doch an der frischen Luft sein.

„Der Club“ als Alternative zum „Rumhängen“

„Wir haben insgesamt 31 Jugendliche auf öffentlichen Plätzen angesprochen. Von diesen 31 haben sich alle auf ein Gespräch eingelassen und uns offen empfangen“, berichtet Jüngel. Die Streetworker gehen auf die Jugendlichen zu, fragen nach ihrer persönlichen Lebensgestaltung, auch nach Genussmitteln, aber geben ein Angebot, das die Jugendlichen nicht bindet. „So niederschwellig, dass wir den Jugendlichen nicht vor den Kopf stoßen“, erklärt Willing. So zum Beispiel der Club als Alternative zum „Rumsitzen“ in der Kälte. Bei den Jugendlichen käme vor allem an, dass die Beiden eben nicht die Stadtwacht sind oder ein verlängerter Arm der Stadt.

Jugendliche sollen nicht vertrieben werden

Den Grund des Projektes fasst Stark zusammen: „Der Anstoß zu diesem Projekt war sicherlich das Auftreten von Jugendlichen im öffentlichen Raum“ - vor allem im John-Steinbeck-Park und der Basketballanlage am IKG. Dies sei der Auslöser gewesen, so Almuth Schildmann-Brack, Jugendhilfeplanerin beim Jugendamt in Heiligenhaus.
„Der Auftrag besteht aber nicht darin, Jugendliche zu vertreiben.“ Das ist auch den Streetworkern wichtig und vor allem den Gedanken vieler Heiligenhauser Jugendlicher „Hier gibt‘s ja eh nichts“ zu widerlegen.

Autor:

Janina aus dem Siepen aus Hattingen

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