Bauern spüren den Klimawandel
Trockenheit und Regen zur Unzeit sorgten für Mindererträge
"Der Klimawandel kommt nicht – er ist schon da“, so die Erkenntnis der Kreisbauernschaft Mettmann. „Wir hatten es mit sehr wechselhaften Bedingungen im vergangenen Jahr zu tun“, berichtete Josef Aschenbroich, der stellvertretende Vorsitzender der Kreisbauern, auf der Erntepressekonferenz.
„Die Niederschlagsverteilung war ein Problem. Es gab heftige Regenschauer, aber Felder die 500 Meter weiter weg waren, blieben trocken. Im vergangenen Herbst bekamen wir wegen der Trockenheit die Saat nicht in die Erde, der Winter brachte wenig Niederschlag und Frost. Im April kam dann der Frost, da haben die Pflanzen stark gelitten, besonders das Obst, während sich das Getreide regenerieren konnte.“ Im Mai folgte eine Trockenphase, der Juni machte den Landwirten richtig zu schaffen: „Es gab eine Woche mit Temperaturen von über 35 Grad. Da wurde der Weizen, der sich gerade in der Kornfüllungsphase befand, regelrecht abgekocht. Während der Hauptwachstumszeit fehlte das Wasser, die große Hitze hatte enorm geschadet.“
Geologische Unterschiede im Gebiet
Hinzu kommen die geologischen Unterschiede im Gebiet der Kreisbauernschaft, zu der auch Düsseldorf, Solingen und Wuppertal gehören: Die sandigen Böden in Richtung Rhein können nicht so gut Wasser speichern wie die schweren Lehmböden in Richtung Mettmann, Heiligenhaus und Velbert. „Die Gerste, die zuerst geerntet wird, war noch gut. Beim Weizen gab es große Differenzen, im Schnitt war es 20 Prozent weniger als im Vorjahr. Das Ausland meldete gute Erträge, prompt fiel der Preis.“ Dank moderner Mähdrescher, die laufend die gerade geerntete Korn-Menge anzeigen, machten die Bauern eine ungewöhnliche Feststellung: „Im Schatten der Waldränder war der Ertrag deutlich höher.“
Trend zur Regionalität
Die heimischen Betriebe verkaufen nicht nur an die Genossenschaften und großen Mühlen in Neuss und Düsseldorf, sondern folgen dem Trend zur Regionalität: „Es gibt Kooperationen mit großen Bäckereien.“ Daneben setzen die bergischen Landwirt auf den Anbau von heimischen Eiweiß zur Tierfütterung. Der Langenfelder Legehennenhalter Aschnenbroich hat neben Ackerbohnen zum ersten Mal in diesem Jahr Soja angebaut. Das ist auch eine Folge des Klimawandels, dass diese Pflanze jetzt hier gedeiht. Die Erwärmung wirkt sich bei Martin Dahlmann, Vorsitzender der Kreisbauern und Milchviehhalter in Vohwinkel, anders aus: Er holt seine Kühe statt im Oktober erst im November in den Stall.
„Zwischenfrüchte sind ein großes Thema“
Die Landwirte setzen auf die Kraft der Natur, um die Bodenqualität zu verbessern: "Zwischenfrüchte sind ein großes Thema.“ Um die Biodiversität zu stärken, wurden über 100 Hektar Blühstreifen angelegt, die Bienen und anderen Insekten Nahrung bieten. „Leider werden die Blumen reihenweise von Spaziergängern gepflückt“, bedauert Kreislandwirt Bernd Kneer.
Weil der Fettmarkt total abgeräumt ist, sind die Preise für Butter stark angestiegen. „Die Lebensmittelindustrie wollte verstärkt auf Palmfett ausweichen, aber die Eigenschaften und der Geschmack sind anders, deshalb wird wieder auf Butter zurückgegriffen“, beschreibt Martin Dahlmann die Preisexplosion.
Autor:Maren Menke aus Velbert |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.