Lebendige Geschichten aus dem Bürgerhaus Langenberg
Mit QR-Codes rund um das Gebäude eröffnet sich eine tolle Zeitreise
Hermann-Josef Schmidt hatte keinen Bock aufs Tanzen-Lernen: „Ich wollte nicht der Aufpasser meiner größeren Schwester in der Tanzschule sein.“
Im kleinen Saal des Bürgerhauses Langenberg wurde Anfang der 60-er Jahre das Einmaleins des Gesellschaftstanzes gelehrt. Und Hermann-Josef Schmidt wurde von den Eltern mehr oder weniger zu dem Tanzkurs gedrängt, um die Schwester im Blick zu halten.
"In der Pause entdeckte ich einen Mitstreiter, der auch keine Lust zum Tanzen hatte. Wir gingen gemeinsam auf Entdeckungsreise durch das Bürgerhaus, das damals noch über ein Kino und eine Gastronomie verfügte. Wir kamen in einen Raum mit ganz vielen Schaltern, einer war besonders groß. Den legten wir um, im gesamten Haus erlosch das Licht.“
Was dann folgte, ist in den „Bürgerhausgeschichten“ zu hören, die jetzt rund um das markante Gebäude jederzeit digital über QR-Codes zu hören sind. Während der spätere Langenberger CDU-Politiker Schmidt aufs Tanzen ganz gut verzichten konnte, war es für Sigrid Dreher das Größte. Sie erinnert sich gerne an ein Karnevalsfest im Bürgerhaus, bei dem eine Prinzengarde aus Düsseldorf den Höhepunkt darstellte. „Ab 22 Uhr war Tanz in allen Räumen.“ Die Langenbergerin und ihre Freundin kamen sich in ihren selbst geschneiderten Charleston-Kleidern ganz toll vor, so richtig mondän mit Zigarettenspitze.
„Im Keller hörten wir, dass dort eine Band das Lied ,Wenn die Elisabeth nicht so schöne Beine hätt...´ spielen. Wir sind mit den Pinnen die Treppe runter, das war ein Charleston, wir hatten schließlich die passenden Kostüme dazu.“ Es wurde ein sehr amüsanter Abend für die beiden Damen, die erst zum Frühstück zu Hause ankamen.
Erinnerungen
werden lebendig
„Ich finde es sehr schön, dass die Erinnerungen lebendig werden“, schwärmt Dr. Linda Frenzel, die Leiterin der Kultur- und Veranstaltungsbetriebe Velbert (KVBV), von den „Bürgerhausgeschichten“. „Die Idee dazu gab es schon länger“, berichtet Projektleiterin Anja Franzel, die auch das Programm in dem altehrwürdigen Kulturtempel zusammenstellt. „Immer wieder erzählen uns Gäste ihre Geschichten, die sie hier erlebt haben. Das Bürgerhaus ist ein lebendiger Teil der Stadt. So wurden die Bürger gebeten, ihren Erlebnisse mitzuteilen. „Bei den ersten Anrufen sprudelte es nur so aus dem Telefon“, war Tanja Meurers überrascht, die bei den Kulturloewen für die Zielgruppenentwicklung zuständig ist. „Es waren Leute dabei, die gar nicht mehr in Velbert wohnen.“
Texte wurden von
den Bürgern eingesprochen
Die Texte wurden nicht von professionellen Sprechern eingesprochen, sondern von denen, die es erlebten, was die Authentizität erhöht. Dank der Förderung des Kultursekretariats Gütersloh und dem NRW-Kultur- und Wissenschaftsministerium konnte die Umsetzung professionell erfolgen. Die Autorin und Dramaturgin Dorle Trachternach begleitete die Sprecher am Mikrofon. Der Tontechniker Christian Kreymborg besorgte das Sounddesign so lebendig, dass der Hörer tatsächlich meint, er nimmt an der Tanzstunde teil.
Die QR-Codes, die mit der Handy-Kamera oder einer Barcode-App gescannt werden, sind an sechs Stationen rund ums Bürgerhaus zu finden. Wenn die Beschränkungen gelockert werden und das Bürgerhaus wieder betreten werden darf, sollen die Codes im Bürgerhaus in den entsprechenden Räumen angebracht werden.
Erlebnisse von
weiteren Personen
Neben den bereits erwähnten Erzählern sind die Erlebnisse von weiteren Personen zu hören, wie Peter Dettling, Karl Goldmann, Rose Goldmann, Hans-Peter Kleinkauf, Hannelore Krebs, Klaus Müller, Hans-Joachim Musall, Brigitte Niederheide, Gaby Peter, Wolf Schlagowski und Bernhard Vetter.
Autor:Maren Menke aus Velbert |
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