Kinofilme im Dritten Reich

Der Bergische Geschichtsverein veröffentlichte kürzlich die neuesten lokal-historischen Forschungen von Autor Dr. Eduard Neumer. Das Thema des Buches: Filme in Velberter Kinos während des Dritten Reiches.
Rund 100 Seiten umfasst das neueste, reich illustrierte Werk des Velberter Historikers Eduard Neumer. „Wie der Titel schon verrät, beschäftigt sich das Buch verstärkt mit dem Medium Film und das verlangt nach einem hohen Bildanteil“, so Werner Fischer-Feldsee, erster Vorsitzender des Bergischen Geschichtsvereins.
Das Buch untersucht detailliert, an Hand von historischem Bildmaterial, tabellarischen Übersichten und Textbeiträgen, die Rolle des Films in der Zeit während der nationalsozialistischen Führerdiktatur.
„Viele Leute glauben, dass im totalitären Führerstaat ausschließlich die nationalsozialistische Ideologie alleiniger Maßstab für die Produktion von Massenmedien gewesen sei. Bei Kulturfilmen und Wochenschauen trifft dies sicher auch zu. Spielfilme müssen hier differenzierter betrachtet werden“, erläutert Fischer-Feldsee.
Eduard Neumers Untersuchungen belegen, dass rund 70 Prozent der 1635 Filme, die in Velberter Kinos in den Jahren 1933 bis 1945 ausgestrahlt wurden, Unterhaltungsfilme waren. „Hierzu gehörten hauptsächlich Liebesfilme, Komödien, Kriminalfilme oder Musikfilme. Sie waren größtenteils frei von nationalsozialistischer Propaganda, konnten jedoch unbemerkt nationalsozialistische Ideologien enthalten“, so Neumer, ehemaliger Oberstudiendirektor am Jungengymnasium in Velbert. Daher habe man auch für den Titel des Buches ein Bild aus dem auch in Velbert überaus erfolgreichen Film „Wunschkonzert“ mit Heinz Rühmann gewählt. „Im Zweiten Weltkrieg bekamen gerade die harmlos-volkstümlichen Spielfilme eine neue, wichtige Funktion“, so Neumer. Und weiter erklärt der Autor: Joseph Goebbels beschrieb diese Funktion als „kriegswichtig“ , denn „in einer Zeit, in der der gesamten Nation so schwere Lasten und Sorgen aufgebürdet werden, ist auch die Unterhaltung staatspolitisch von besonderem Wert“, so der Propagandaminister. Trotz Schließung der Theater und Kulturstätten blieben daher die Kinos bis kurz vor Kriegsende 1945 geöffnet.
„Ein hochinteressantes Thema, auch bezogen auf die heutige Zeit, in der die modernen Medien eine immer wichtigere Rolle in unserem gesellschaftlichen Leben einnehmen“, so Neumer. „Gerade für junge Leute eine gute Gelegenheit, sich vor dem historischen Hintergrund des Nationalsozialismus die Rolle von Massenmedien zu verdeutlichen“, so der 85-jährige Velberter. Dass sein Werk hauptsächlich für einen ausgewählten Kreis politik-geschichtlich interessierter Leser geeignet ist und die Jugend nur schwer zu erreichen sein wird, ist dem Verfasser seines bereits sechsten Buches bewusst. Einziges, lokales Quellenmaterial seien Filmbesprechungen in den Zeitungen, diese gäben aber nicht die Stimmung innerhalb der Bevölkerung wieder, sondern seien neutral bis schön gefärbt.
Die Recherche aus lokaler Perspektive sei daher mitunter schwierig gewesen, da kein Quellenmaterial die Filmkritik der Bevölkerung widerspiegele, doch sei unterm Strich der lokale Bezug unter anderem durch die Spielpläne der Velberter Kinos hinreichend dokumentiert.
Rund 500 Exemplare sind nun gedruckt und in den Buchhandlungen Thalia in Velbert-Mitte und Kape in Langenberg erhältlich.