„Ich fühle mich meiner Heimat verpflichtet!“
Ein „Velberter Jung“ feiert seinen 90. Geburtstag: Buchautor Friedhelm Kopshoff bleibt seiner Heimat Velbert eng verbunden
Bekannt wurde Friedhelm Kopshoff durch zahlreiche lokal-historische Veröffentlichungen über seine Heimatstadt Velbert. Dabei spielte die Velberter Mundart immer eine besondere Rolle für den „Aul-Baas" (ehemaliger Vorsitzender) der Offers-Kompeneï. Buchtitel wie "döt on dat van allem wat“, zahlreiche mundartliche Beiträge unter anderem für eine Velberter Seniorenzeitung und viele Vorträge in und über Platt verraten sein großes Faible für den Velberter Dialekt, den er in Wort und Schrift beherrscht und den heute kaum noch ein Velberter kennt.
Jetzt feierte Friedhelm Kopshoff, Träger des Rheinlandtalers, seinen 90. Geburtstag.
In diesem Monat sind es bereits 60 Jahre, dass der gebürtige Velberter, Friedhelm Kopshoff, seiner Heimatstadt Velbert aus beruflichen Gründen den Rücken zugekehrt hat. Doch seine Verbundenheit zu seiner Geburtsstadt hat er bis heute nicht verloren. In einem Interview mit Astrid von Lauff seines wirft er einen Blick zurück auf viele Jahre heimatkundliche Forschung.
Herr Kopshoff, Sie haben kürzlich Ihren 90. Geburtstag gefeiert. Wie fühlen Sie sich?
Wie ein guter Endachtziger (lacht). Letztendlich ist das auch nur eine Zahl – aber eine imposante, das muss ich zugeben.
Hier in Velbert haben Sie sich in den vergangenen Jahren durch zahlreiche lokal-historische Veröffentlichungen einen Namen gemacht. Wie sind sie zum Schreiben gekommen?
Ich bin jetzt bereits 25 Jahre Bundesbeamter a.D. Als ich damals meine berufliche Laufbahn als Diplom Verwaltungswirt beendete, hatte ich erst einmal das Bedürfnis etwas Handwerkliches zu machen. Ich mietete mir eine Werkstatt und restaurierte alte Möbel. Nach der ganzen Schreibtischarbeit war es schön zu sehen, was man macht. Mein Vater war Schlossmachermeister, daher hatte ich schon als Kind einen Bezug zum Handwerk. Aus gesundheitlichen Gründen musste ich diese Tätigkeit jedoch nach einiger Zeit aufgeben. Wenn ich es mir richtig überlege, waren es meine Kinder, die mich zum Schreiben gebracht haben. Sie sagten: „Red’ nicht soviel über ‚Alte Zeiten‘, schreib’ drüber. Ja, und das habe ich dann gemacht.
Wieviel Bücher mit historischem Bezug auf Velbert haben Sie bisher geschrieben?
Da sind in den vergangenen Jahren ein paar zusammengekommen. Wenn ich nur die Bücher über Velbert zähle, sind es insgesamt fünf. Die Erstveröffentlichung war im Jahr 2011 mit "100 Jahre Herminghauspark – Kleinod in Velberts Grüngürtel“. 2012 folgte das Buch: "Alt-Velberter Geschichte und Geschichten“ und 2013 das Mundart-Buch “döt on dat van allem wat“. Der Titel „Das obere Angertal“ schloss sich 2015 an und ganz aktuell erschien 2018 das Buch „De Schlotschmet – der Schlossschmied“. Alle Bücher waren für mich eine Herzensangelegenheit. Besonders meine letzte Veröffentlichung. Sie dokumentiert die starke Verbindung der Schlossschmied-Arbeit mit der Velberter Mundart. Mir ist es wichtig, dass diese Geschichten nicht verloren gehen. Viele der Originalquellen sind in Velberter Platt verfasst. Ich habe sie übersetzt. Ich bin ja sozusagen zweisprachig aufgewachsen – in Wort und Schrift (lacht). Aber ernsthaft, heute kann das kaum noch jemand und die Dinge geraten in Vergessenheit.
Sie leben seit 60 Jahren in Düsseldorf – warum immer noch Velbert?
Ich wurde 1956 zum Landesarbeitsamt Düsseldorf versetzt, meine drei Kinder sind dort aufgewachsen. Zwei von ihnen wurden jedoch noch in Velbert geboren. Ich fühle mich meiner Heimat verpflichtet. Hier habe ich meine Kindheit und Jugend verbracht. Das prägt und man bleibt immer einer von hier. Daher werde ich mich immer mit Velbert verbunden fühlen. Ich glaube, der Bezug zur Heimat geht nie verloren. Auch heute noch bin ich ein Mal in der Woche in Velbert. Ich treffe Freunde, widme mich der Archivarbeit und recherchiere. Interessante heimatkundliche gibt es viele – diese Themen gehen nie aus.
Wie haben Sie sich Ihr historisches Wissen angeeignet?
Vieles habe ich einfach selbst erlebt. Es sind die Erinnerungen, die die Dinge dann wieder zum Leben erwecken. Gerade wenn die Zeit es einem erlaubt. Als Junge habe ich beispielsweise meinem Vater das Essen in einem Henkelmann in die Werkstatt gebracht. Die Eindrücke, die ich damals dort gesammelt habe, haben mich geprägt. Dazu kommt die intensive Recherche. Ich verbringe viel Zeit in Archiven, denn die Erinnerungen allein reichen nicht. Alte Fotos und Originalquellen machen die vergangene Zeit erst wieder lebendig. Das dies so gelingen kann, ist unter anderem der großen Unterstützung der Mitarbeiter des Stadtarchivs und des Schloss- und Beschlägemuseums zu verdanken. Entdeckt habe ich damals meine Leidenschaft für historische Zusammenhänge durch private Familienforschung. Meine Familie stammt von einem alten Hof in Castrop-Rauxel. Viele Jahre war ich daher dort als Autor historischer Beiträge in "Kultur und Heimat“ tätig.
Mit Ihrem persönlichen Engagement für die Offers Kompeneï und damit für die Velberter Mundart haben Sie sich stets für Ihre Velberter Heimat eingesetzt. Was war Ihre Motivation?
Meine Familie konnte Platt sprechen. Für mich ist der Dialekt etwas Natürliches. Die Velberter Offers-Kompeneï wurde 1954 als Arbeitskreis von Velberter Mundartfreunden gegründet. Ich wurde im Jahr 2000 Mitglied und übernahm für einige Jahre den Vorsitz. Und obwohl die Kompeneï schon viele Aufs und Abs hinter sich hat, ist sie inzwischen fest im Kulturleben und im Bewusstsein der Velberter Bürger verankert. Daher finde ich es wichtig solche Institutionen zu unterstützen, gerade vor dem Hintergrund der allgemeinen Mundartsituation im Bergischen Land, wo die Menschen kaum noch Dialekt sprechen.
Sprechen ihre Kinder Platt? Wenn ja, Velberter oder Düsseldorfer?
Nein, leider weder noch. Auf den Schulhöfen wird schon lange kein Platt mehr gesprochen.
Wie haben sie Ihren Geburtstag gefeiert und was wünschen Sie sich für die kommenden Lebensjahre?
Gefeiert habe ich erst einmal mit meiner Familie. Sie hat mich bei allen meinen Unternehmungen stets unterstützt und mir den Rücken gestärkt. Aber selbstverständlich habe ich auch mit meinen Freunden in Velbert gefeiert. Vor allen Dingen wünsche ich mir natürlich Gesundheit. Dafür muss man allerdings etwas tun. Ich gehe regelmäßig zur Gymnastik. Man muss in Bewegung bleiben – körperlich genauso wie geistig.
Autor:Astrid von Lauff aus Velbert-Langenberg |
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