Die Zauberperle (Kleine selbstgeschriebene Kindergeschichte)
Die Zauberperle
Tief draussen im Meer, dort wo weit und breit kein Land mehr zu sehen und das Wasser so klar und blau wie der Himmel ist, lebte einmal ein kleiner Fisch namens Flitzi mit seinen Eltern und seinen beiden Geschwistern Tony und Kicki. Flitzi war ein Nachkömmling und somit das Jüngste der Fischkinder.
Ihr Haus, eine rote Seeanemone stand direkt auf einer Korallenbank, die in den schönsten Regenbogenfarben schillerte. Wie schön es doch hier war und wie harmonisch alle miteinander lebten.
Nur Flitzi war oft sehr unglücklich. Ihr müsst wissen, seine Eltern hatten ihn auf diesen Namen getauft, weil sie dachten er würde einmal der schnellste Fisch im ganzen Ozean sein. Doch leider wurde er seinem Namen niemals gerecht.
Immer wenn er mit seinen Geschwistern Wettschwimmen spielte, war er der Langsamste und sie machten sich lustig über ihn.
„Na Du lahme Kröte“, riefen sie ihm hinterher und kullerten sich nur so vor Lachen. „Du bist ja langsamer als unsere Oma.“
Flitzi wurde immer unsicherer und so kam es, daß ihn sein Mut, auch einmal zu gewinnen mehr und mehr verließ und er sich immer kleiner und wertloser fühlte.
Als er eines Tages wieder einmal verloren hatte, wurde er so traurig, dass er mit herabhängenden Flossen davonschwamm.
Schwermütig schaute er auf den Boden und spürte überhaupt nicht, wie er plötzlich mit einem Seestern zusammenstieß.
„Aua“, hörte er eine Stimme und schaute auf. „Kannst Du nicht mal schauen, wo Du hinschwimmst?“ Der Seestern rieb sich seine Arme.
„Tut mir leid“, flüsterte Flitzi mit leiser Stimme. „Ich hab Dich nicht gesehen.“
„Wer bist Du denn und was machst Du hier so alleine und vor allem, warum schaust Du so traurig?“ wollte der Seestern wissen.
„Ich bin Flitzi, der kleine Fisch und bin nur so traurig, weil ich NICHTS kann.“ Er erzählte dem Seestern von seinen beiden älteren Geschwistern und dass sie ihn immer auslachen würden, weil er beim Wettschwimmen nicht so schnell war wie sie.
Beim Erzählen liefen ihm kleine glitzernde Tränen durch sein Gesicht und er seufzte ein paar Mal tief vor Kummer.
„Ach, ich bin einfach zu nichts wert.“
Flitzi drehte sich um und wollte schon wegschwimmen, doch der Seestern hielt ihn fest. Er wollte ihm helfen.
„Komm“, sagte er mit tröstender Stimme. „Ich möchte Dir gerne etwas schenken.“ Er bat Flitzi ihm zu folgen und beide schwammen durch das tiefe Meer. Auf ihrem Weg begegneten sie einigen Seepferdchen, die ihnen freundlich zuwinkten, bis sie endlich an ihrem Ziel ankamen. Flitzi traute seinen Augen kaum. So etwas hatte er noch nie gesehen. Riesenberge von Muscheln türmten sich vor ihnen.
Der Seestern nahm eine von ihnen behutsam in seine Arme und öffnete sie vorsichtig.
Eine kleine Perle kam zum Vorschein. Sie leuchtete und glänzte, wie der Mond am weiten Himmelszelt.
„Hier“, sagte der Seestern. „Nimm sie, ich schenke sie Dir.“ Er legte die Perle liebevoll in Flitzis kleine Flossen.
„D d d danke“, stotterte Flitzi leise, denn er war immer noch ganz fasziniert von diesem wundersamen Licht, das die Perle hervorbrachte.
„Es ist eine Zauberperle“, erklärte der Seestern. „Paß gut auf sie auf, denn sie verleiht Dir große Kraft. Mit ihr wirst Du zum schnellsten Fisch im ganzen Ozean, so wie Deine Mutter es schon vorhergesagt hat.“
Kaum hatte der Seestern diese Worte ausgesprochen, umarmte Flitzi ihn voller Glück, küsste ihn und schwamm davon.
„Endlich“, dachte er. „Endlich kann ich meinen Geschwistern zeigen, dass ich nicht nur ein kleiner lahmer Fisch bin.“
Er konnte es kaum erwarten nach Hause zu kommen und schwamm so schnell ihn seine kleinen Flossen trugen.
Und die trugen ihn ja nun durch seine Zauberperle unglaublich schnell. Er sauste durch das klare Wasser und sah nach kurzer Zeit auch schon die rote Seeanemone, in der seine Eltern schon sehnsüchtig auf ihn warteten.
„Wo sind Tony und Kicki“, wollte er von seiner Mama wissen. „Sie sind hinter den Korallenbänken und spielen ihr Lieblingsspiel, Wettschwimmen“, erklärte seine Mutter und wollte wissen, wo Flitzi sich so lange rumgetrieben hat. Doch der war schon wieder weg und suchte seine Geschwister.
Als er sie gefunden hatte, rief er ihnen zu: „Wartet auf mich, ich möchte mitspielen“, und hielt dabei seine Zauberperle fest in seiner kleinen Flosse.
„Ach, da kommt ja unsere lahme Kröte wieder“, stieß Tony mit lautem Gelächter aus.
„Na, hast Du immer noch nicht genug?“
„Denen werde ich es schon zeigen“, dachte Flitzi und schwamm zur Startlinie, um gegen sie anzutreten. Seine Geschwister schwammen zu ihm hinüber und machten sich ebenfalls bereit.
Kicki zählte vor: „Eins, zwei, drei und los“, und sie sausten los.
Doch was war das? Tony und Kicki staunten nicht schlecht, als sie Flitzi nach einem gewissen Abstand plötzlich überholte und er wie ein Blitz ins Ziel schwamm. Er hatte gewonnen.
Völlig verdutzt gratulierten ihm seine Geschwister und von da an, gewann er jedes Spiel, denn er hatte ja seine Zauberperle, auf die er sich immer fest verlassen konnte.
Doch eines Tages, als Flitzi aufwachte und sich für das tägliche Wettschwimmen bereit machte, erschrak er ganz fürchterlich.
Seine Zauberperle war weg, seine Zauberperle, die ihm so viel Glück brachte und ihn wieder zu einem glücklichen Fisch machte.
„Oh nein“, dachte er bei sich. „Ohne meine Zauberperle bin ich verloren. So werde ich das Spiel sicherlich nicht gewinnen.“
Völlig verzweifelt schwamm er durch den Ozean und suchte nach dem Seestern. Sicherlich könnte er ihm helfen und ihm einfach eine neue Perle schenken.
Nach langem, langem Suchen fand er ihn endlich und flehte ihn an: „Bitte lieber Seestern, bitte, schenk mir doch eine neue Perle. Meine ist mir verlorengegangen und wie soll ich nun ohne sie das Spiel gewinnen?“
Flitzi schaute den Seestern mit großen erwartungsvollen Augen an.
„Nein“, sagte der Seestern. „Komm her, ich möchte Dir nun gerne etwas sagen.“ Sanft legte er seine Arme um Flitzi, um ihn zu beruhigen.
„Weißt Du, die letzten Spiele, die Du gewonnen hast, die hast Du nicht durch die Perle gewonnen. Denn die Perle, die ich Dir geschenkt habe konnte überhaupt nicht zaubern. Ich habe es Dir nur gesagt, damit Du wieder Mut zu Dir selber findest. Du hast ganz alleine gewonnen, durch Deine Kraft.
Vertraue Dir und Du wirst sehen, dass Du es auch ohne diese Perle schaffst. Und nun mach Dich auf den Weg, damit Deine Geschwister nicht so lange auf Dich warten müssen.“ Mit diesen Worten verabschiedete sich der Seestern und schwamm davon.
„Mir selber vertrauen? Geschafft durch meine Kraft?“ Flitzi war nun ziemlich durcheinander.
Nachdenklich schwamm er zurück nach Hause, wo seine Geschwister schon ungeduldig auf ihn warteten.
„Da bist Du ja endlich Flitzi,“ riefen sie ihm schon von Weitem entgegen.
„Nun komm schon, wir wollen anfangen.“
Flitzi hatte nun etwas Angst, doch er mußte immer noch an die Worte des Seesterns denken und machte sich bereit.
Achtung, fertig und los. Das Wettschwimmen begann.
Flitzi nahm nun all seinen Mut zusammen und flüsterte vor sich hin: „Ich schaffe es, ich schaffe es, ich werde es schaffen. Ich muss mir nur vertrauen“ Dann überholte ihn Tony, sein älterer Bruder. Flitzi dachte nur bei sich: „Jetzt nur nicht aufgeben,“ und nahm noch einmal seine ganze Kraft zusammen.
Kurz vor dem Ziel schwamm er an Tony vorbei und... „GEWONNEN“.
Flitzi hatte es geschafft. Er hatte wieder mal gewonnen.
Seine Geschwister küssten und gratuliertem ihm.
Flitzi war überglücklich und dachte: „Ich habe es geschafft! Und das ganz alleine, durch meine Kraft.“
© S.Fröhlich
geschr. am 23.10.2004
Autor:Simona Fröhlich aus Düsseldorf |
7 Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.