Gestrandet in Simbabwe
Nach 30-stündiger Odyssee endlich zuhause!
Das Adrenalin hat ihnen zwischendurch den Schweiß auf die Stirn getrieben. Nach einer Odyssee von 700 Kilometern und zehn Polizeikontrollen bis zum Flughafen und mehreren Stunden in zwei Fliegern ist Familie Pasalk/Knauf endlich zuhause angekommen.
Die Urlauber aus Unna-Lünern und Kamen waren schon vor dem bekannten Ausmaß der Corona-Krise ins Ausland geflogen. Durch Ausgangssperren und Flugstornierungen saßen sie schließlich in Simbabwe fest, und warteten auf die Rückholaktion des Auswärtigen Amtes (wir berichteten am 30. März). Gut 8.000 Kilometer Luftline liegt Deutschland von Simbabwe entfernt. Um nach Hause zu kommen, hat die Familie eine abenteuerliche Reise in Kauf genommen. Zunächst sollten Yvonne Pasalk-Knauf (41) und ihr Mann Sven Knauf (51) sowie ihre Eltern Regina (60) und Harry (70) Pasalk laut Auswärtigen Amt nach Beitbridge fahren, eine Grenzstadt in der Provinz Matabeleland South in Simbabwe. "Wir dachten da wäre ein Flughafen, aber nix da. Wir sollten lediglich die Grenze nach Südafrika überqueren und dann auf einen Rückflug warten", erzählt Yvonne Pasalk-Knauf erschöpft nach der langen Reise. "Das wollten wir aber nicht, weil uns das zu unsicher war. Dann sollten wir laut Auswärtigem Amt nach Lusaka in Sambia fahren, weil da noch Flüge gehen sollten. Aber dann wären wir erstmal zwei Wochen in Quarantäne gekommen! Was ein Irrsinn. Keiner hätte uns garantiert, dass nach diesen zwei Wochen noch Flugzeuge starten."
Kurze Zeit später gab es die Info, Ethiopian Airlines würden wieder fliegen, allerdings mit Halt in Äthiopien. "Ich habe ich mir die Seite vom Auswärtigen Amt durchgelesen und den nächsten Hammer gesehen: Wenn unser Verbindungsflug nicht geht, müssen wir in Quarantäne. In ein Hotel, dessen Aufenthalt wir noch teuer hätten bezahlen müssen, nämlich für etwa 2600 Dollar pro Person (das entspricht 2.406,29 Euro). Außerdem waren wir zu diesem Zeitpunkt noch 700 Kilometer vom Flughafen entfernt, weil der Flieger nur von Harare aus ging und nicht von Vic Falls." Die deutsche Familie aus dem Kreis Unna hat lange überlegt, ob sie es riskieren soll. Sie sprachen mit der Airline. Die sagte, dass der Flieger auf jeden Fall ginge. Aber für die nächste Woche könne sie nichts versprechen, weil da kaum Buchungen seien.
"Wir haben uns am Freitag entschlossen, die Reise zu wagen", so Yvonne Pasalk-Knauf. "Allerdings haben wir auch lange nach einem Fahrer gesucht, der uns nach Harare bringen kann. Um 3 Uhr morgens sind wir losgefahren. Mit im Gepäck ein Schreiben von der Polizei, dass der Fahrer die Erlaubnis hat, uns zum Flughafen zu bringen. In Simbabwe dürfen in Privatwagen eigentlich nur zwei Personen sitzen. Wir mussten durch zehn Polizeikontrollen! Und eine wollte uns nicht durchlassen. Über eine Stunde haben wir diskutiert, das Auswärtige Amt eingeschaltet, Polizei und Behörden angerufen. Meine Cousine hat es am Telefon doch noch geschafft, dass wir passieren konnten. Danach waren wir fix und fertig. Und nach dieser schlimmen Polizeikontrolle standen uns ja noch fünf weitere bevor und das unter totalem Zeitdruck. Das war wirklich sehr schlimm für uns. Vor allem für meine Eltern war die Reise sehr anstrengend."
In Simbabwe sind die Straßen-Verhältnisse teilweise sehr schlecht. Kühe und Ziegen laufen frei herum. Autobahnen wie in Deutschland gibt es nicht. Um halb drei ist die Familie aus Unna in Harare angekommen. "Mein Cousin wohnt hier und hat uns am Eingang der Stadt erwartet. Er ist dann zum Flughafen voraus gefahren und wir hinter ihm her. Man hat uns dort schon erwartet, alle wussten Bescheid. Der Flughafen ist ja eigentlich dicht, es ging nur dieser eine Flug. Wir sind direkt eingestiegen. Glück gehabt! Als uns das Personal versichert hat, dass unsere Flüge wirklich gehen, sind meine Mama und ich uns heulend in die Arme gefallen."
Nach vier Stunden ist die deutsche Familie in Addis Ababa in Äthiopien gelandet. Nach fast drei Stunden Aufenthalt ging es dann noch einmal sieben Stunden bis nach Frankfurt. Insgesamt waren die Pasalks 30 Stunden unterwegs. Nun sind sie glücklich, wieder zuhause zu sein. Trotz des bestehenden Kontaktverbots und der unsicheren Lage in Deutschland aufgrund der Coronakrise. "Wir waren im Busch in Simbabwe zwar vorerst sicher, aber keiner weiß, wie sich alles weiter entwickelt hätte. Wir wollten nur noch nach Hause", so Yvonne Pasalk-Knauf. "Vom Auswärtigen Amt sind wir enttäuscht, es gab immer nur schwammige Ansagen und bei der Polizeikontrolle konnten sie uns auch nicht helfen. Immerhin haben sie den Flughafen benachrichtigt, dass wir kommen. Die Ersatztickets haben hingegen viermal so viel gekostet, wie unsere ursprünglichen Tickets."
Autor:V K aus Unna |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.