Roman

Beiträge zum Thema Roman

Kultur

80. Geburtstag des Schriftstellers Christoph Hein
Von Drachenblut bis Verwirrnis

„Ich wollte mit diesem Stimmen-Teppich ein Bild der Kleinstadt liefern, wo allein die Stimmen die Farben sind“, hatte Christoph Hein in einem Interview über seinen letzten Roman „Guldenberg“ (2021) erklärt, in dem er sich mit den kleinen und großen Feindseligkeiten in einer mitteldeutschen Kleinstadt auseinandersetzt. Die deutsch-deutsche Geschichte mit all den höchst gegensätzlichen Befindlichkeiten, die sie entfachte, wird Christoph Hein (vermutlich) nicht mehr loslassen. „Nach 1989 gab es...

  • Wattenscheid
  • 06.04.24
  • 1
Kultur

Vor 100 Jahren wurde Johannes Mario Simmel geboren
Gehirne und Herzen erreichen

"Ein Schriftsteller muss so schreiben, dass seine Sätze die Gehirne und die Herzen der Leser erreichen, damit sie mit Entsetzen und Zorn endlich ganz klar zu erkennen und mitzuleiden imstande sind." So idealistisch charakterisierte Bestsellerautor Johannes Mario Simmel, der nicht müde wurde, auf die aufklärerische Funktion der Literatur zu pochen, bis an sein Lebensende seine Rolle als Autor. Simmel, der am 7. April 1924 in Wien als Sohn eines Kaufmanns und einer Lektorin geboren wurde und...

  • Wattenscheid
  • 04.04.24
  • 1
Kultur

Dana von Suffrins Roman „Nochmal von vorne“
Ich merkte mir alles

„Ja, Humor ist natürlich ein Bewältigungsmechanismus, aber auch die einzige Waffe, die ich habe“, hatte die 38-jährige Schriftstellerin Dana von Suffrin kürzlich über ihren neuen Roman erklärt. Für ihren Debütroman „Otto“ (2019), der um einen jüdischen Familienpatriarchen kreiste, war die in München lebende promovierte Historikerin u.a. mit dem Hölderlin-Preis ausgezeichnet worden. Im neuen Roman versucht die Protagonistin Rosa Jeruscher die eigene Familiengeschichte nicht nur zu...

  • Wattenscheid
  • 28.03.24
  • 1
Kultur

Matthias Jüglers Roman „Maifliegenzeit“
Der verlorene Sohn und der Fluss

"Ich glaube, wenn mir so etwas passieren würde wie dem Hans – er hat ja auch irgendwann das Gefühl, da stimmt irgendetwas nicht – scheint mir das gar nicht abwegig zu sein, seinen Trost am Fluss zu suchen“, hat Autor Matthias Jügler über den „Leidensweg“ seiner Hauptfigur befunden. Der Ich-Erzähler Hans ist pensionierter Lehrer und leidenschaftlicher Angler. Er war mit Katrin verheiratet, und das Paar hatte sich 1978 auf ihr Kind gefreut, das kurz nach der Geburt (so die offizielle Version der...

  • Wattenscheid
  • 20.03.24
  • 1
Kultur

Fien Veldmans beeindruckender Debütroman „Xerox“
Der Drucker als einziger Freund

Der Romanerstling der jungen niederländischen Autorin Fien Veldman ist gleich ein großer literarischer Wurf. Mit geradezu sezierendem Blick und anspruchsvoller Komposition betritt die 34-Jährige mutig und voller Elan die literarische Bühne. In ihrem schmalen Roman thematisiert sie viele zeitgenössische, gesellschaftlich relavante Sujets. Es geht in „Xerox“ um die Vereinsamung der Individuen, um Veränderungen in der Arbeitswelt und um die Reduzierung der verbalen Kommunikation und der sozialen...

  • Wattenscheid
  • 12.03.24
  • 1
Kultur

Gerbrand Bakkers Roman „Der Sohn des Friseurs“
Auf der Suche nach dem Vater

„Aus irgendeinem Grund hat sich Cornelis nie wirklich vorstellen können, dass in... wie viel Kilometern Entfernung? dreitausend? zur gleichen Zeit Menschen, die er kennt, sehr gut kennt sogar, Menschen, wie sein Vater, ihr Leben leben. Nicht vorstellen können? Oder wollen?“, heißt es auf der vorletzten Seite des neuen Romans des Niederländers Gerbrand Bakker. Für den Leser ist es bis dahin ein geheimnisvoller, verzweigter, beinahe labyrinthartiger Weg, denn Cornelis' Sohn Simon Weiman wähnt...

  • Wattenscheid
  • 28.02.24
  • 1
  • 2
Kultur

Neuer Roman von Haruki Murakami
Die Wahrheit liegt im Wandel

Der japanische Schriftsteller Haruki Murakami liebt das Extreme. Der passionierte Marathonläufer, der noch bis zu seinem 85. Geburtstag laufen möchte, und der erfolgreiche Bestsellerautor haben eines gemeinsam: ihre beneidenswerte Kondition und die Fähigkeit, eigene Grenzen auszuloten. Murakamis normaler Alltag soll morgens um 5 Uhr mit einer Joggingrunde beginnen. Erst danach sei er gerüstet fürs Schreiben. Seinen neuen, in Japan im April 2023 erschienenen Roman hat er während der...

  • Wattenscheid
  • 10.01.24
  • 1
Kultur

Jörg Magenaus Roman „Liebe und Revolution“
Rundherum desillusioniert

„Den Literaturkritiker versuchte ich draußen zu lassen, der darf am Ende vielleicht 'mal zugucken“, hatte Jörg Magenau kürzlich in einem Radiointerview nach Erscheinen seines zweiten Romans erklärt. Magenau, 1961 in Ludwigsburg geboren und heute abwechselnd in Tübingen und in der Uckermark lebend, ist ein vielbeschäftigter Literaturkritiker. In jungen Jahren hat er als TAZ-Redakteur gearbeitet und später brillante biografische Bücher über Martin Walser, Christa Wolf, Gottfried Benn, die Brüder...

  • Wattenscheid
  • 19.12.23
  • 1
Kultur

Bernhard Schlinks Roman „Das späte Leben“
Zwischen Leben und Tod

„Ich war zu alt, als dass die neue Rolle mein Leben entscheidend hätte verändern können. Ich hatte meinen Ort in der Welt bereits gefunden“, bekannte Bernhard Schlink 2009 in einem FAZ-Interview über sein „zweites Leben“ als Schriftsteller. Er war immerhin schon Mitte vierzig, als er seinen ersten Roman vorlegte, war bis zu seinem 65. Lebensjahr nicht einmal Berufsschriftsteller, und doch hat er mit „Der Vorleser“ einen der (vor allem auch international) erfolgreichsten deutschen Romane der...

  • Wattenscheid
  • 12.12.23
  • 1
Kultur

Jorge Semprún wurde vor 100 Jahren geboren
Kampf gegen das Vergessen

"Nichts könnte mich emotional mehr bewegen, wenn ich an mein Leben und an meine Illusionen für die Zukunft denke, als einen Preis für Europäische Literatur in Salzburg empfangen zu dürfen, der Heimat von Wolfgang Amadeus Mozart, Weltbürger des aufgeklärten Europas", bekannte der spanische Schriftsteller Jorge Semprún 2006 in seiner Dankesrede zur Verleihung des österreichischen Staatspreises für europäische Literatur. Seine Biografie prädestiniert Semprún zum Vorreiter einer großen europäischen...

  • Wattenscheid
  • 30.11.23
  • 2
Kultur

Juan Gabriel Vásquez: „Wenn es an Licht fehlt“
Überrollt von der Macht der Menge

Obwohl ihn Nobelpreisträger Mario Vargas Llosa schon vor einigen Jahren hochgelobt hat und seine Romane schon in 16 Sprachen übersetzt worden sind, ist der kolumbianische Schriftsteller Juan Gabriel Vásquez hierzulande noch weitestgehend unbekannt. In deutscher Übersetzung waren zuvor der Roman „Die Reputation (2016) und die Erzählungen „Lieder für die Feuersbrunst“ (2021) erschienen. Sein neuer Roman „Wenn es an Licht fehlt“ verknüpft eine Familiengeschichte mit der Weltpolitik – mit dem China...

  • Wattenscheid
  • 21.11.23
Kultur

Paul Austers Roman „Baumgartner“
Mit dem Stift in der Hand

"Ich glaube, dass jeder Autor gewissen inneren Zwängen unterliegt. Ich jedenfalls verspüre den ständigen Druck, weiterzuschreiben, weiterzuarbeiten. Jedes Mal, wenn ich etwas abgeschlossen habe, fürchte ich, versagt zu haben", hatte Paul Auster in einem Interview mit der Wochenzeitung "Die Zeit" erklärt und uns 2017 ein ausladend umfangreiches Erzählwerk mit dem Titel „4321“ vorgelegt. Es war ein opulentes biografisches Verwirrspiel, ein höchst ambitioniertes literarisches Rätsel, ein...

  • Wattenscheid
  • 09.11.23
  • 1
Kultur

Vor 100 Jahren wurde Nadine Gordimer geboren
Die wahre Tochter Südafrikas

„Nadine Gordimer ist eine der ganz großen literarischen Stimmen unserer Zeit. Als Meisterin ihres Metiers verbindet sie politische Themen, literarischen Anspruch und sprachliche Ästhetik in einem harmonischen Ganzen“, hatte vor 15 Jahren der damalige bayerische Ministerpräsident Edmund Stoiber in München in seiner Laudatio zur Verleihung des Internationalen Corine Buchpreises für Nadine Gordimers Lebenswerk verkündet. Sie hat lange und unerbittlich gegen das Apartheidregime gekämpft. Umso...

  • Wattenscheid
  • 06.11.23
  • 1
Kultur

Annette Mingels' Roman „Der letzte Liebende
Im vollkommen leeren Raum

„Einsamkeit, das war es, worum es ging. Wenn er die Augen schloss, war es, als stürze er in einen vollkommen leeren Raum, mit nichts darin, das ihm Auftrieb gab", bilanziert Carl Kruger, der Protagonist in Annette Mingels neuem Roman - ein in die Jahre gekommener Chemieprofessor. Komplizierte zwischenmenschliche Beziehungen sind seit vielen Jahren das bevorzugte Sujet, der 52-jährigen Autorin, die nach etlichen Jahren in den USA seit 2021 in Berlin lebt. Doch anders als in den Vorgängerwerken...

  • Wattenscheid
  • 27.10.23
  • 1
Kultur

Daniel Kehlmanns Roman „Lichtspiel“
Er musste Filme drehen

Schon vor der Veröffentlichung hatte dieser Roman einen wahren Hype ausgelöst. Mit Superlativen wurde dabei nicht gegeizt. Das vehemente Rühren der Werbetrommel hält auch auf dem Büchermarkt immer mehr Einzug. Erinnern wir uns zurück. Schon 2005 hatte sich der heute 48-jährige Daniel Kehlmann in seinem Weltbestseller „Die Vermessung der Welt“ an Lebensläufen realer historischer Figuren abgearbeitet – damals waren es Alexander von Humboldt (1769-1855) und Carl-Friedrich Gauß (1777-1855), zwei...

  • Wattenscheid
  • 17.10.23
Kultur

Monika Marons Roman „Das Haus“
Katharinas Gnadenhof

Um es gleich vorwegzunehmen: Der neue Roman von Monika Maron birgt kein Skandalpotenzial. Im Gegenteil – er kommt versöhnlich, ja sogar etwas altersmilde daher. In den letzten Jahren hatte sich die inzwischen 82-jährige Monika Maron, die ein Jahr vor der Wende aus der DDR in den Westen übergesiedelt war, politisch auf den rechten Rand zu bewegt und allerlei krude Gedanken über Ängste und Sorgen „besorgter Bürger“ zu Papier gebracht. In ihrem 2020 erschienenen Roman „Artur Lanz“ bediente Maron...

  • Wattenscheid
  • 11.10.23
  • 1
Kultur

Uwe Timms Band „Alle meine Geister“
Erinnern oder vergessen?

"Erinnern ist ein merkwürdiges Vergessen", heißt es im neuen Band von Uwe Timm, der (ganz bewusst) ohne Genrebezeichnung erschienen ist. Es geht darin um Erinnerungen, um die Beleuchtung von Lebensetappen und um fürs spätere Leben wegweisende Erfahrungen. Ohne selbstverliebte Nabelschau und ohne pathetisches Geraune. Timm umkreist die Jahre zwischen 1955 und 1960 mit kritischem Blick, stellt latent wieder die Frage, wie sein Leben hätte verlaufen können, wenn er irgendwann anders „abgebogen“...

  • Wattenscheid
  • 09.10.23
  • 1
Kultur

Thomas Hettches Roman „Sinkende Sterne“
Die dunkelhäutige Bischöfin

„Dieser unheimliche See, den es nicht geben sollte. Ich trat ganz nahe an seinen Rand und spähte in das klare Wasser. Dicht unter der Oberfläche die Dächer der versunkenen Häuser, sie schienen zu tanzen im leichten Wellengang“, heißt es im neuen Roman des 59-jährigen Schriftstellers Thomas Hettche, der um eine abenteuerliche Reise in die Schweiz kreist, wo in der Bergwelt nach einer Naturkatastrophe alles aus dem Lot geraten ist. Hettche, einer der profiliertesten und vielseitigsten Romanciers...

  • Wattenscheid
  • 28.09.23
  • 1
Kultur

Michael Kleebergs Roman „Dämmerung“
Vergehende Zeit

„Die drei Romane sind eine Erzählung über bundesdeutsche Zeitgeschichte, und es sind auch Bücher über die vergehende Zeit. Ich habe noch nie so nah an der Gegenwart geschrieben“, hat Autor Michael Kleeberg nach der Veröffentlichung des letzten Bandes seiner „Charly Renn-Trilogie“ erklärt. „Karlmann“ (2007) und „Vaterjahre“ (2014) sind die Vorgängerromane, in denen wir den selbstzufriedenen Charly (Karlmann) Renn, Erbe eines hanseatischen Autohauses, auf seinen mal mehr, mal weniger spannenden...

  • Wattenscheid
  • 12.09.23
Kultur

Terézia Mora: „Muna oder Die Hälfte des Lebens"
Walnussbaum in der Nacht

„Wenn ich jetzt versuchen würde, von außen meine Werke zu betrachten, so tauchen doch immer und immer wieder diese bedrängten und ohnmächtigen und suchenden und traurigen Figuren auf, weil es offensichtlich das ist, was ich am besten verstehe von den Phänomenen der Welt“, hatte Terézia Mora vor vier Jahren ihre überaus erfolgreichen Romane selbst zu erklären versucht. Als sie 2018 mit dem Georg-Büchner-Preis quasi den literarische Ritterschlag bekam, lobte die Darmstädter Jury: „Schonungslos...

  • Wattenscheid
  • 05.09.23
Kultur

Philipp Oehmkes Debütroman „Schönwald“
Das große Schweigen in der Familie

Er habe einen Roman schreiben wollen, „den ich auf Deutsch immer lesen wollte, aber nur in der amerikanischen Literatur fand“, bekannte Spiegel-Journalist und Tote-Hosen-Biograf Philipp Oehmke vor Erscheinen seines Romandebüts „Schönwald“. Was der ehemalige New Yorker Spiegel-Korrespondent im Sinn hatte, ist ein Familienroman mit praller gesellschaftspolitischer Hintergrundmusik. Ausschweifend wie Thomas Mann, gesellschaftskritisch wie sein nicht zu verleugnendes Vorbild Jonathan Franzen und...

  • Wattenscheid
  • 31.08.23
Kultur

Valery Tscheplanowa: „Das Pferd im Brunnen“
Wir sind alle geliehen

„Ich habe einiges erfunden, einiges ist dazu gekommen aus anderen Familien. So habe ich ein Bild gebaut“, hat kürzlich die 43-jährige, in Kasan (Russland) geborene Valery Tscheplanowa, die mit acht Jahren mit ihrer Mutter nach Deutschland kam, in einem Interview erklärt. Ihr eigenes Leben hat sie einmal als Groschenroman bezeichnet. Bisher war Tscheplanowa als Schauspielerin in Erscheinung getreten, hatte in Heiner Müller-Stücken (unter Dimiter Gotscheff) und kürzlich in Salzburg im „Nathan“...

  • Wattenscheid
  • 23.08.23
Kultur

Maxim Billers Roman „Mama Odessa“
Anders und doch ähnlich

"Im Mai 1987 – ich war erst sechsundzwanzig Jahre alt – schrieb mir meine Mutter auf einer alten russischen Schreibmaschine einen Brief, den sie nie abschickte." Mit diesem Satz eröffnet Maxim Biller seinen äußerst facettenreichen, stark autobiografischen Roman „Mama Odessa“, der um eine komplizierte, aber liebevolle Mutter-Sohn-Beziehung und um das Gefühl des Fremdseins kreist. Der inzwischen 63-jährige Maxim Biller gilt seit rund drei Jahrzehnten als „enfant terrible“ des deutschsprachigen...

  • Wattenscheid
  • 16.08.23
Kultur

Ulrike Sterblichs Roman „Drifter“
Vom Blitz getroffen

Wer ein Faible für schräge Figuren, für fantastische Handlungssequenzen und gedankliche Volten hat und sich überdies eine Prise jugendlichen Eigensinn bewahrt hat, der kommt im neuen Roman der 53-jährigen Berliner Schriftstellerin Ulrike Sterblich voll auf seine Kosten. Die studierte Politologin hatte zuletzt 2021 den Roman „The German Girl“ veröffentlicht. Die Autorin bricht mit allen Genreregeln, vermischt Sachbuchpassagen aus der Welt der Wirtschaft, schräge Milieuschilderungen und eine fast...

  • Wattenscheid
  • 09.08.23
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.