Zwischen Präzision und Polemik: Bürgerinfo im Bürgerhaus Selm
Keine einfache Aufgabe, ein volles Selmer Bürgerhaus über eine aktive und nicht störungsfrei laufende Baumaßnahme der zentralen Kreisstraße in Kenntnis zu bringen: Bürgermeister, Stadtwerke und Kämmerei stellten sich und ihre Arbeit in den Dialog mit den Bürgern.
Wenn der Bohrkopf "rechtswegdrehend" in die Kosten fräst
Seitens der Stadtwerke war vor allem der Ausfall des Bohrkopfes zur unterirdischen Verlegung der neuen Regenwasserleitungen ein großes Problem: Dessen Ausfall führt nicht nur zu deutlichen Bauverzögerungen, sondern auch zu hohen, wahrscheinlich vollständig von der Stadt zu tragenden zusätzlichen Kosten. Allerdings geht die Kämmerin Sylvia Engemann davon aus, dass sich diese über einen Zeitraum von mehr als 60 Jahren, orientiert an der Nutzungsdauer des neuen Kanalsystems, auf die Abwassergebühren auswirkt - das wären dann je Jahr unter 8000 Euro, die von der Gesamtheit der Gebührenzahler zu tragen wären.
Die verlorene Zeit soll nun durch einen vorgezogenen Beginn des zweiten Bauabschnitts auf der Kreisstraße ab der Landsberger Straße in Richtung Süden wieder aufgeholt werden. Einen entsprechend verdichteten Bauzeitenplan stellte Lothar Unrats am Mittwochabend im Bürgerhaus vor. Zeitliche Zielmarke ist dann der Abschluss der gesamten Baumaßnahme deutlich vor Weihnachten 2018.
Offen und deutliche Worte zu den Belastungen
Sowohl Anwohner als auch Gewerbetriebende der Kreisstraße fanden deutliche, teils polemische Worte zu ihren je ganz eigenen Erfahrungen mit der Baumaßnahme. Im direkten Dialog bot Bürgermeister Mario Löhr teils direkte Abhilfe an, teils verwies er auch darauf, dass die Stadt hier weder zuständig noch ersatzpflichtig sei. Die Maßnahem sei eine Investition in die Zukunft, die natürlich nicht umsonst und ohne Belastung zu bekommen sei. Geduld bis zum Ergebnis sei erforderlich, schon im Januar werde ein Teil der Kreisstraße spürbar verbessert fertiggestellt sein.
Nicht jeder ließ sich im Saal erkennbar auf diese Perspektive ein, persönliche Betroffenheiten und manchmal auch offener Unglaube gegenüber den Aussagen der Stadtverwaltung standen dem im Wege.
Heftiger Streitpunkt: Ankauf von Immobilien
Erneut, wie schon in Form von lokalen Leserbriefen, flammte die Debatte um den Ankauf von mehreren Gebäuden samt Grundstücken an der Kreisstraße auf. Gegen den Vorwurf, verantwortungslos und kurzsichtig zu handeln, setzte sich Löhr für die Stadt mit deutlichen Worten ab. Untertstützung fand er nicht nur mit deutlichen Zustimmungen im Saal, sondern auch durch einen lokalen und regionalen Kaufhausbetreiber.
Es sei genau richtig, als Stadt eine Fläche und ein Gebäudensemble zu sichern, das mittefristig durch oder mit einem Investor sinnvoll zu entwickeln sei. Für interessierte überegionale Handelsbetriebe seien die Flächen in Selm schlicht zu klein - die Stadt schaffe so ein sinnvolles Gesamtobjekt, das einen gutenBbeitrag zur Stadtentwicklung leisten könne.
Aber auch hier gelte: das dauere eine Weile, gut auch mehrere Jahre. Und stehe, so Bürgermeister Löhr, im Kontext der Gesamtentwicklung der Kreisstraße: Alle wollen attraktiven Einzelhandel, die Stadt schaffe ein verbessertes Straßenbild, Flächen für den Einzelhandel und auch passenden Parkraum - und nebenbei verbessere sich die Wohnraumfrage, die durch die Selmer selbst, den Zuzug von außen und auch durch zugewiesene Flüchtlinge deutlich unter Druck stehe.
Autor:Jesaja Michael Wiegard aus Selm |
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