Kreis Unna: Polizei warnt vor „falschen Polizisten“ - Landrat Michael Makiolla setzt auf Prävention
Sie tragen keine Masken, wie auf Plakaten zu sehen – auch, wenn das hinter einer weißen Maske verschwindende Gesicht in einer Polizeiuniform steckt. Es sind auch keine „richtigen Polizeibeamten“, die versuchen mit ihren Betrügereien an Geld- und Sachwerte gutgläubiger Bürgerinnen und Bürger zu kommen. Genau diese Fälle häufen sich in letzter Zeit, auch im Kreisgebiet von Unna. Und hier setzt Landrat Michael Makiolla verstärkt auf Prävention, denn zunehmend werden hauptsächlich auch ältere Mitbürger um Barschaft und Wertgegenstände betrogen. Gelistet sind im Jahr 2017 im Kreis Unna 207 Vorfälle mit einer Schadenssumme von 262.000 Euro.
Um die Bevölkerung vor falschen Polizisten oder Amtspersonen zu warnen, setzt der Landrat jetzt seine Seniorenberater ein, die ehrenamtlich für die Kreispolizeibehörde im Präventivbereich tätig sind. Angeschrieben hat Landrat Makiolla fast 600 Ärzte/Zahnärzte im Kreis Unna und dort um Unterstützung gebeten, mit Plakaten zum Themenbereich „Falscher Polizeibeamter am Telefon“ in den Praxisräumen aufmerksam zu machen und Präventionsmaterialien auszulegen, um so möglichst viele Menschen zu erreichen und auf dieses Phänomen hinzuweisen.
Die Vorgehensweise der Betrüger ist immer dieselbe: Ein Anruf geht ein – am anderen Ende meldet sich ein „falscher Polizeibeamter“, der vorgibt, bei einer jetzt festgenommenen Person eine Liste mit potentiellen Opfern gefunden zu haben, die um Geld und Wertsachen betrogen werden sollen. Und: die „Polizei“ macht sich große Sorgen darüber, dass dies auch passiert. Der Betrüger am Telefon versucht Vertrauen aufzubauen, schildert von dem Einbruch der „soeben Festgenommenen“ und lässt mit Sorge durchblicken, dass es dem Teilnehmer am Ende der anderen Schnur ebenso ergehen könne. Und um ganz sicher zu gehen, werde er einen Kollegen vorbeischicken, der Geld und Sachwerte einkassiert, um diese sicher in der Asservatenkammer zu deponieren. Der falsche „Beamte“ am Telefon lässt sich nicht irritieren, baut bisweilen sogar Druck auf, um seine „amtliche Funktion“ zu unterstreichen. Währenddessen leuchtet im Display des Angerufenen die Rufnummer 110 auf – auch das ist technisch machbar. Es kommt sogar vor, dass „Vorgesetzte“ zu dem Gespräch hinzugezogen werden, während im Hintergrund Polizeifunk zu vernehmen ist.
So wird Vertrauen aufgebaut und die Angst des Angerufenen, betrogen zu werden, geschürt. Kommt der „falsche Polizeikollege“ dann vorbei und kassiert Geld und Wertgegenstände ein, geschieht das natürlich mit Blick in Richtung „Nimmerwiedersehen“. Es ist sogar schon vorgekommen, dass geschädigte Personen über Tage angerufen und „weichgekocht“ wurden, bis sie schließlich dazu bereit waren, Geld und Wertsachen bei der „Polizei“ zu deponieren. Und, wie die Kriminalpolizei mitteilt, sind es nicht unbedingt nur ältere Personen, die so um ihr Hab und Gut gebracht werden.
Und genau hier setzt Landrat Makiolla schon im Vorfeld auf Prävention und hat sich zu dieser umfangreichen Aktion entschlossen.
Tipps und Hinweise sind unter anderem:
1. Der/die angerufene Person sollte sich den Namen des Beamten nennen lassen, auflegen, und die örtliche Polizeibehörde unter 110 informieren bzw. dort hinterfragen.
2. Wenn möglich, sollte eine Person des eigenen Vertrauens hinzugezogen werden.
3. Auf keinen Fall sensible Daten weitergeben und auch keine Auskünfte zu Vermögensverhältnissen erteilen.
4. Niemals die Tür für unbekannte Personen öffnen.
5. Niemals Geld oder Wertsachen an unbekannte Personen übergeben, auch nicht, wenn sie sich als Amtspersonen (Polizei, Staatsanwaltschaft, Gericht) outen.
6. Sollte es zu einem Betrug gekommen sein, in jedem Fall die Polizei informieren und Anzeige erstatten.
Übrigens: Die Rufnummer 110 wird nicht übertragen, also kann sie auch nicht im Display des Angerufenen erscheinen. Über die im Display angezeigte Nummer sollte nicht zurückgerufen werden. Die „richtige“ Polizei wird auch niemals zu Ermittlungszwecken Banküberweisungen oder Bargeldabhebungen einfordern. Auch ist ein gesundes Misstrauen gegenüber dem Anrufer oder der fremden Person von Vorteil, sich selbst sollte man nicht unter Druck setzen lassen.
Polizeibeamte in ziviler Kleidung können sich mit ihrem Dienstausweis ausweisen. Sie haben auch Verständnis dafür, dass Auskünfte zur Person in den Leitstellen der Polizei hinterfragt werden, damit die Richtigkeit des „echten Beamten“ bestätigt werden kann.
Autor:Helmut Eckert aus Schwerte |
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