PCB-Skandal in Ennepetal
Messergebnisse zeigen Rückgang der Belastungen
Eine zum Teil deutliche Abnahme der Konzentrationen von PCB 47, 51 und 68 in Grünkohlproben sowie in Luft und Staubniederschlägen - dies sind die Ergebnisse von Messungen und Untersuchungen, die das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (LANUV) in den vergangenen Monaten im Umfeld des Unternehmens biw in Ennepetal durchgeführt hat. Die entsprechenden Berichte liegen der Kreisverwaltung jetzt vor und sind im Internet einsehbar.
Da sich Grünkohl aufgrund der Blattstruktur hervorragend als Bioindikator eignet, hatte das LANUV zwischen Mai und August an acht Messpunkten Behälter mit dieser Pflanze aufgestellt. Um bisher nicht untersuchte Gebiete im Bereich Ennepetal-Oelkinghausen und Büttenberg zu berücksichtigen, war die Anzahl der Messpunkte im Vergleich zum ersten Durchlauf im Spätsommer letzten Jahres erhöht worden.
Zur Erinnerung: Seinerzeit hatten sich an drei der sechs Messpunkte erhöhte PCB Werte gefunden. Diese wurden von PCB 47 dominiert und lagen am Messpunkt direkt nördlich von biw um das 14-fache über dem so genannten Hintergrundwert, an zwei Punkten im Wohngebiet Büttenberg wurde dieser nrw-weit "übliche" Wert um das 3,5-fache überschritten.
Belastung geht zurück
Demgegenüber lieferten die aktuellen Grünkohlproben an keinem Messpunkt PCB Gehalte, die über dem Hintergrundwert in NRW liegen. Zwar ist nach wie vor PCB nachweisbar, das im Zusammenhang mit der Silikonverarbeitung steht. Dies allerdings in deutlich geringerem Umfang als bei den ersten Proben. Die Menge des gefundenen PCB´s steht dabei im Verhältnis zur Nähe der Quelle. Je näher der Grünkohl zu biw aufgestellt war, desto höher die Messwerte.
Die vom Ennepe-Ruhr-Kreis ausgesprochenen Verzehrempfehlungen für Obst und Gemüse werden trotz der aktuellen Untersuchungsergebnisse noch aufrechterhalten. Eventuell aufgehoben werden sollen sie erst, wenn die Ergebnisse der noch bis November laufenden dritten Grünkohlexposition vorliegen. Mit diesen wird im Frühjahr 2021 gerechnet.
Die drei Messgeräte für das Erfassen der Luftwerte und Staubniederschläge standen zum einen in unmittelbarer Nähe des Ennepetaler Unternehmens, zum anderen am Regenrückhaltebecken und im Wohngebiet Büttenberg.
Für die Luft stellen die Experten des LANUV für den Messpunkt nahe biw im Gewerbegebiet eine PCB-Konzentration fest, die deutlich über dem Hintergrundwert liegt. Alle anderen zwischen Februar und Juli gesammelten Ergebnisse und die daraus gebildeten 6-Monats-Mittelwerte sind hingegen nicht erhöht.
"Insgesamt sind zwischen Februar und Juli in Luft und Staubniederschlägen deutliche Abnahmen der PCB Konzentrationen aus der Silikonverarbeitung, also von PCB 47, 51 und 68, erkennbar. Bei einer Bewertung dieser Ergebnisse dürfen die in diesem Jahr sehr unterschiedlichen Windrichtungen allerdings nicht außer Acht gelassen werden. Sie erschweren derzeit die Feststellung eines kontinuierlichen Reduktionstrends", heißt es sinngemäß im Untersuchungsbericht. Gesundheitliche Beeinträchtigungen seien durch die festgestellten PCB Immissionen aber nicht zu befürchten. Dies gelte auch für das Umfeld des Messpunktes in Unternehmensnähe.
biw macht Fortschritte
Die Kreisverwaltung wertet alle vorliegenden Ergebnisse als deutlichen Hinweis darauf, dass biw erhebliche Fortschritte bei der Reduktion der PCB-Emissionen gemacht hat. Weil das Unternehmen Bürgern und Behörden versprochen hat, bis zum Jahresende zu einhundert Prozent PCB emissionsfrei zu produzieren, erwartet man im Schwelmer Kreishaus zielorientiert eine Fortsetzung des positiven Trends. Für eine abschließende Bewertung wird das LANUV die Messungen bis zum Frühjahr 2021 fortsetzen.
Zu den Konzentrationen beziehungsweise zur Deposition der Dioxine/Furane und dl-PCB liefern die Untersuchungen hingegen bereits jetzt ein klares Ergebnis: Die geltenden Zielwerte werden eingehalten, es gibt keine relevanten lokalen Quellen für diese Komponenten.
Der Fund von PCB-haltigen Flocken im Umfeld der Firma biw sowie die dabei gesammelten Erkenntnisse waren für das Land Ausgangspunkt für eine Gesetzesinitiative auf Bundesebene. Angestrebt wird, silikonverarbeitende Betriebe in den Kreis der immissionsschutzrechtlich genehmigungsbedürftigen Anlagen aufzunehmen. Aktuell ist hier die Bundesregierung am Zug.
Autor:Lokalkompass Schwelm aus Schwelm |
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